Die Nase immer im Wind

Breklum · Fischwirte müssen sich auf ungewöhnliche Arbeitszeiten einstellen und können nicht immer mit einem fixen Einkommen rechnen. Auch schlechtes Wetter darf ihnen bei ihren Fangfahrten auf dem Meer nichts ausmachem.

Breklum (dpa) Dass er einmal Krabbenfischer werden würde, hätte Danny Gömer nicht gedacht. "Ich habe immer gesagt, ich will alles machen, außer zur See fahren", sagt er und lacht. Doch als die Agentur für Arbeit ihm die Stelle vorschlug, probierte er die Fischerei aus und blieb dabei. Inzwischen ist der 28-Jährige mit seiner Ausbildung fast fertig.
"Besonders gefällt mir, dass mein Chef mich so einspannt", sagt Gömer. Bereits als Auszubildender kann er auf dem Krabbenkutter den Kurs mitbestimmen. "Man muss wetterfest und seetauglich sein", sagt er. Denn oft sind Gömer und seine Kollegen zwei bis drei Tage am Stück mit ihrem Kutter unterwegs. Dabei bleiben sie aber immer in der Nähe der Küste.
Die Ausbildung zum Fischwirt unterteilt sich in zwei Fachrichtungen: Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei auf der einen und Aquakultur sowie Binnenfischerei auf der anderen Seite. In beiden Fällen sind die Fischwirte bei Wind und Wetter draußen. "Man muss mit schaukelnden Planken unter den Füßen zurechtkommen", sagt Rüdiger Bornholdt, Ausbildungsberater im Bereich Fischerei bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Fischwirte würden auch in anderen Bereichen gerne genommen. Etwa in der Fahrgastschifffahrt, auf Offshore-Anlagen oder in Wasser- und Schifffahrtsämtern: "Wenn einer eine gute Ausbildung gemacht hat, hat er relativ gute Chancen". Sowohl Arbeitsbelastung als auch Verdienstaussichten sind saisonabhängig.
In guten Zeiten könne man ordentlich Geld verdienen, aber es gebe auch magere Jahre, sagt Peter Breckling, Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbands. Auch Angestellte werden an Deck prozentual am Gewinn beteiligt. Danny Gömer erhält drei Prozent vom Gewinn - plus Ausbildungsvergütung. Je nach Fang kommt er so auf knapp 1000 Euro im Monat.
Wer sich selbstständig machen will, habe gute Chancen, sagt Peter Breckling. "Viele Betriebsleiter gehen derzeit in Rente." Die Berufsaussichten schätzt er auch langfristig als stabil ein. "Fische gibt's immer und auch Leute, die Geld dafür ausgeben wollen." Gleichzeitig habe der Markt aber auch Grenzen: "Man kann nur das fischen, was das Meer hervorbringt."
Auch in der Fluss- und Seefischerei, die von alteingesessenen Familienbetrieben dominiert wird, können Interessierte Ausbildungsplätze finden, sagt Breckling.
So wie Henning Monscheuer. Der 26-Jährige lässt sich bei einem Forellenbetrieb im Schwarzwald zum Fischwirt ausbilden. Auf die Idee sei er durch einen Angelurlaub in Schweden gekommen. Zuvor hatte Monscheuer eine Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur absolviert. Da gebe es sogar Parallelen, erzählt er: Denn auch als Fischwirt sei handwerkliches Geschick gefragt.
Eine grundlegende Voraussetzung sei außerdem die Liebe zur Natur, erklärt Reinhard Reiter, Ausbildungsleiter am Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Darüber hinaus ist Flexibilität für die teils langen Arbeitszeiten wichtig. Und auch auf Ortswechsel müssen sich Auszubildende einstellen. "Es gibt nicht so viele Betriebe in Deutschland", erklärt Reiter. Gut seien die Aussichten auf eine spätere Festanstellung trotzdem.
Die finanziellen Aussichten seien hingegen nicht wirklich berauschend. Berufseinsteiger könnten mit 1500 bis 2000 brutto Euro rechnen. "Fischwirte sind Idealisten, die Freude an ihrer Tätigkeit haben", betont Reiter.Extra: MÖGLICHE AUSBILDUNG IN ZWEI FACHRICHTUNGEN


(np) Fischwirte der Fachrichtung Aquakultur und Binnenfischerei ziehen Fische, Krebse oder Muscheln auf oder bewirtschaften natürliche Gewässer. Sie fangen verkaufsreife Fische und Krebse, ernten Muschelbänke ab und vermarkten die Produkte. In der Fachrichtung Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei fischen sie in den Küstengewässern der Ost- und Nordsee. Sie wirken bei der Navigation von Fischereifahrzeugen mit, bedienen Fanggeräte, verarbeiten den Fang weiter und verkaufen ihre Produkte. In beiden Fällen dauert die Ausbildung drei Jahre. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 530 und 730 Euro brutto im Monat - je nach Ausbildungsjahr und Region. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2100 Euro brutto monatlich beziffert. Weitere Informationen im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.ble.de" text="www.ble.de" class="more"%> , <%LINK auto="true" href="http://www.deutscher-fischerei-verband.de" text="www.deutscher-fischerei-verband.de" class="more"%> sowie <%LINK auto="true" href="http://www.bundesverband-" text="www.bundesverband-" class="more"%> aquakultur.de

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