Wandern Serie TV-Wanderwochen: Im Reich der Nebelfrau auf dem Moore-Pfad Schneifel (Video und Fotos)

Buchet/Schlausenbach/Gondenbrett/Sellerich · TV-Wanderwochen: Über den Moore-Pfad Schneifel vorbei am Schwarzen Mann ins Eschfenn und zurück führt ein Weg, den man nicht versäumen sollte.

 Bitte immer auf dem Weg bleiben: Holzbohlen schützen im Eschfenn das empfindliche Ökosystem. TV-Fotos (5): Frank Auffenberg

Bitte immer auf dem Weg bleiben: Holzbohlen schützen im Eschfenn das empfindliche Ökosystem. TV-Fotos (5): Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"


Wandern im Wald, im Moor und auf spannendem historischen Grund: Drei Dinge auf einmal, das geht nun wirklich nicht? Doch, das geht, und zwar auf der Schneifel bei Prüm. Allerdings fällt die Wahl schwer, welcher der unzähligen Wanderwege, die über den Gebirgsrücken führen, gewählt werden soll. Ich entscheide mich für den sogenannten Moore-Pfad Schneifel. Der deutsch-belgische Wanderweg gehört zum Netz des "NaturWanderParks delux" und führt vorbei und teils sogar direkt über die vielen biologischen und geologischen Besonderheiten des einmaligen Biotops.
Los geht es am Wander- und Wintersportparkplatz am Blockhaus Schwarzer Mann. Wo an schneereichen Tagen Hunderte Autos stehen, parken gerade nur fünf vereinzelte Wagen.

Der Himmel ist verhangen, Dunst liegt über dem Wald und gleich auf den ersten Metern wird klar, was Andrea Hohn, Mitarbeiterin der Touristinformation Prüm, meint, wenn sie Gästen mit auf den Weg gibt: "Vergessen Sie auf keinen Fall festes Schuhwerk, das auch etwas Feuchtigkeit verträgt." Ein Rat, der nicht etwa darauf abzielt, dass es auf den Höhen auch mal regnen kann, die Nässe kommt in diesem Fall nämlich von unten. Als Quellgebiet einiger kleinerer und größerer Prüm-Zuläufe beherrscht das Wasser die gesamte Landschaft.

Der Moore-Pfad ist grob in zwei Abschnitte zu gliedern. Die ersten anderthalb Stunden führt der Weg auf seiner nach Süden gewandten Seite über den eigentlichen Schneifelrücken. Ständiger Begleiter auf der Tour: das Plätschern von Bächen und Bächlein. Lang gezogene präparierte Forstwege wechseln sich auf dieser Teilstrecke mit lauschigen Waldstücken ab. Schließlich ist der südlichste Punkt am Dreiländerblick erreicht.

Hier öffnet sich auf einer hölzernen Plattform der weite Blick auf den rheinland-pfälzischen Islek, den luxemburgischen Ösling und das belgische Hohe Venn. Der perfekte Ort für eine erste Rast, das findet auch Josefien Blaedewoet aus dem belgischen Ypern. Sie verbringt eine Woche Wanderurlaub in Bleialf. "Alleine - ich liebe die Ruhe und die Stille der Natur", sagt sie. Eigentlich wollte die Naturliebhaberin am zweiten Tag ihrer Ferien ins naheliegende Hohe Venn fahren: "Dann dachte ich aber, dass es hier sicher ruhiger sein wird, und habe die Entscheidung nicht bereut."

Nach der Pause geht es weiter. Zunächst immer entlang am Waldrand, schließlich vorbei an Feldern und Wiesen, hinein in die niedrigeren Bruchwälder zu Füßen des Gebirgsrückens.

Auf fast ebener Fläche führt der Moorepfad dann durch die Quellgebiete des Alfbachs. Dutzende Rinnsale, kleine Moore und Teiche des Esch- und Königsfenns speisen den Bach. Damit die Füße trocken bleiben, aber noch mehr, um das äußerst empfindliche Ökosystem zu schonen, geht es hier übrigens nicht mehr über Wanderwege, sondern auf langen Passagen über hölzerne Bohlenstege. Sie sind zur Hälfte mit Teerpappe belegt, damit man auf den feuchten Brettern nicht doch ins Rutschen kommt und versehentlich ins Wasser tritt.

Wald und Sumpfland - klingt schön, und das ist es auch. Doch wird das Ganze auf knapp 15 Kilometern und in dreieinhalb Stunden nicht etwas eintönig? Definitiv nicht, denn das A und O bei dieser Wanderung lautet: Augen auf! Es mag zunächst zwar so klingen, als sei das Moor der einzige Höhepunkt der Wanderung, doch schon der Name Moorepfad Schneifel deutet es an: Nicht nur das Wasser, sondern eben auch die Schneifel an sich ist die eigentliche Attraktion, und die hat deutlich mehr zu bieten als "nur" ein paar Feuchtgebiete unter Bohlen.

Da wäre zum Beispiel der Westwall-Wanderweg, der immer wieder die Route kreuzt oder begleitet. Als Mahnmal und Biotop hat das einstige propagandistische Bollwerk der Nationalsozialisten noch heute sichtbare Spuren im Grenzland hinterlassen. Gesprengte Bunker, nutzlose Höckerlinien und längst stillgelegte Versorgungsanlagen verfallen heute in den Wäldern.

Mit aufmerksamen Augen sind sie mal besser, mal schlechter entlang der Wege zu finden. Je nach Blickwinkel sind die Anlagen heute eine steinerne Erinnerung an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und den Größenwahn des Dritten Reichs oder eben auch ein von der Natur zurückerobertes, wichtiges Refugium für Flora und Fauna. Unter anderem sind die Ruinen ein unverzichtbarer Rückezugsort für Klein- und Großnager, Fledermäuse und sogar die langsam in die Eifel zurückkehrende Wildkatze.

Wer mehr über die Westwallruinen erfahren mag, kann seit diesem Sommer auf einen kostenlosen Audioführer zurückgreifen: bei gutem Handyempfang direkt an den Wegpunkten oder im Voraus im Internet unter gwiw.bund-rlp.de/projekte/audioguide

Doch nicht nur die traurige jüngere Geschichte ist auf dem Schneifelrücken zu entdecken, auch so manche deutlich ältere Sehenswürdigkeit liegt am Rand und wartet darauf, erkundet zu werden.
Gleich am Ende des Parkplatzes ist die Erste zu finden: der Vierhöfestein. Gleich vier mittelalterliche Gebiets- und Rechtseinheiten trafen an dieser Stelle unter der sogenannten Blutbuche zusammen: Alf (heute Bleialf), Auw, Gondenbrett und Sellerich.

Die Originalbuche ist übrigens nicht mehr erhalten. An ihrer Stelle wurde zur vorigen Jahrhundertwende eine neue Rotbuche gepflanzt, die mittlerweile zu stattlicher Größe herangewachsen ist. Doch nicht nur vier Höfe, sondern auch drei Bistümer und damit drei landesherrliche Fürsten trafen sich einst an diesem Dreiländereck des Mittelalters: Sellerich und Auw gehörten zum Erzbistum Trier, Alf zum Bistum Lüttich und Auw zum Erzbistum Köln. So unscheinbar der Vierhöfestein heute auch erscheinen mag, seine Bedeutung hat er immer noch nicht verloren. Der Stein markiert weiterhin im Kataster den Punkt, an dem die Ortsgemeinden Buchet, Schlausenbach, Gondenbrett und Sellerich aufeinandertreffen.

Und auch die Franzosen haben vor zweihundert Jahren Spuren hinterlassen. Wenige Meter vom Startpunkt entfernt steht der sogenannte Tranchotstein an der L 20. Er erinnert an die Arbeit des französischen Geografen Jean Joseph Tranchot, der im Auftrag Napoleon Bonapartes das französisch besetzte Rheinland kartografierte und an dieser Stelle einen seiner Vermessungspunkte setzte. Warum ausgerechnet hier, ist leicht zu erklären.

In direkter Nähe liegt der Schwarze Mann. Mit einer Höhe von 697,8 Metern über dem Meeresspiegel wurde dieser Schneifelgipfel lange neben der Hohen Acht und dem Ernstberg als dritthöchste Erhebung der Eifel gezählt - genau genommen wird der Schwarze Mann aber von einem unbenannten Gipfel mit der Höhe von 699,1 Metern noch um ein kleines Stückchen überragt.

Mitunter gespenstisch muss die Landschaft auf die einstigen Bewohner der anliegenden Dörfer gewirkt haben. Weite Hochebenen wechselten sich auf 15 Kilometern noch im 16. Jahrhundert mit dichten Waldstücken ab, bis schließlich die Preußen die Macht übernahmen und mit dem Setzen von Fichten begannen. Heute ist dieser schnell wachsende, aber hier eigentlich nicht natürlich vorkommende "Preußenbaum" nicht mehr gern gesehen. Fichten stören das empfindliche Ökosystem der unzähligen Quellen erheblich. Nach und nach werden sie nun von den Forstämtern durch heimische Arten ersetzt.

Übrigens muss man sich nicht scheuen, auch bei widriger Witterung den Moore-Pfad zu erkunden, wird dann doch erlebbar, warum die Gegend das Reich der Nebelfrau ist. Verschiedene Sagen berichten, dass sie auf dem Schneifelrücken ihr Unwesen treibt und unbescholtene Wandersleute vom rechten Weg abbringt, auf dass sie für immer in ihrem Reich verloren gehen. Dass man sich bis vor 100 Jahren noch leicht verlaufen konnte, ist heute noch spürbar. Wer nicht peinlich genau dem stilisierten Blatt des NatOur-Parks als Wegmarkierung folgt, kann leicht die Orientierung verlieren.

Vier Wochen lang entführt der Volksfreund seine Leser ins Grüne. Zu spektakulären Felsen, den schönsten Aussichten der Region und preisgekrönten Rundtouren. Alle bereits erschienenen Beiträge sowie weitere Fotos und einen Wanderfilm über den Moore-Pfad Schneifel gibt es unter: www.
volksfreund.de/TV-WanderwochenExtra: EINKEHREN, AUSRUHEN, NICHT VERPASSEN

 Am Waldrand öffnet sich immer wieder der Blick in die Ferne.

Am Waldrand öffnet sich immer wieder der Blick in die Ferne.

Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"
 Hübsch, aber ziemlich giftig.

Hübsch, aber ziemlich giftig.

Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"
 Josefien Blaedewoet genießt am Dreiländerblick ein erstes Päuschen.

Josefien Blaedewoet genießt am Dreiländerblick ein erstes Päuschen.

Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"
 Das Blatt weist den Weg.

Das Blatt weist den Weg.

Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"


Einkehren: Hoch auf dem Schneifelrücken, direkt am Parkplatz, liegt das Blockhaus Schwarzer Mann und ist damit die erste Adresse für eine kleine Stärkung nach der Wanderung. Ausruhen: Exakt auf halber Wegstrecke liegt die Plattform des Dreiländerblicks. Wer es noch einige Meter länger aushält, kann aber auch noch weiter laufen. Am Rande des Eschfenns steht eine Sitzgruppe samt Bank. Rasten im Bruch - eine einmalige Kulisse. Nicht verpassen: Der Moorepfad kreuzt immer wieder mit dem Westwall-Wanderweg - teils laufen die Routen auch parallel. Am Wegesrand und tief im Wald liegen überall ehemalige Bunkeranlagen, die als Mahnmal und Ökosystem mittlerweile unter Schutz gestellt sind - ein Audioguide kann im Internet heruntergeladen werden oder direkt vor Ort über sogenannte QR-Codes - allerdings ist der Mobilfunkempfang nicht überall auf der Schneifel konstant gut.

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