#notheidisgirl

Ehemalige Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders. Mitten in der Eifel.

Hier sollten die Besten der Besten ausgebildet werden. Hier wurden die zukünftigen Gauleiter von New York, Moskau, ja der ganzen Welt erschaffen. Flink wie Windhunde und hart wie Kruppstahl sollten sie sein, die Führer einer glorreichen Zukunft. Hier ging es nicht um große Gedanken oder Gefühle, sondern um blanke Kraft und die Vormachtstellung durch Stärke. Mit das einzige für den Kopf waren Fausthiebe, denn Sport und insbesondere der Boxkampf standen in Vogelsang auf der Tagesordnung. "Fair geht vor" wurde gnadenlos aus der Wertegemeinschaft geworfen. Wer seinem Trainingspartner nicht kompromisslos den Gnadenstoß versetzte, sondern zu zögern wagte, wurde auffällig. Die Bildungsziele sind noch immer sichtbar in Stein gemeißelt: Das Sportlerrelief, aus roter Lava gehauene durchtrainierte, furchtlose befehlsbereite Männer an der Stirnwand der Ehrentribühne. Nur wer in die Schablone des arischen Herrenmenschen passte, wurde in Vogelsang zugelassen. Keine Karriere für Brillenträger. Und schon gar nicht für Menschen eines Schlages wie Conchita Wurst.
Auf der social-media Plattform instagram regt sich seit ein paar Wochen Widerstand gegen Heidi Klums Format "Germanys Next Topmodel" deren neue Staffel bald anläuft. Die Aktion #notheidisgirl zeigt Frauen, die sich selbst fotografieren und dabei ein Schild mit einer persönlichen Aussage in die Kamera halten. Klare Statements, warum sie eben nicht Heidis Mädchen sind, wie etwa: "Ich bin mehr als meine Kleidergröße." Die Initiative will darauf aufmerksam machen, welche utopischen Schönheitsideale die Sendung propagiert und wie es Menschen jeglichen Geschlechts unter Druck setzt. Sie will ein Zeichen setzen: Jeder Mensch ist wertvoll.
Wer heute nach Vogelsang fährt, kann ein Stück Geschichte erleben, das nicht alleine der Vergangenheit angehört. Insbesondere die Rundgänge über das Gelände und durch die Gebäude mit Mitarbeitern der Nationalparkseelsorge sind prägend. Neben der Zeitgeschichte wird klar die heutige christliche Perspektive auf den Menschen dargelegt. Jeder Mensch ist wertvoll - bedingungslos. Und es bleibt die Frage: Worin liegt für mich Würde und Wert des Menschen begründet? Oder: Welchem Geist folge ich?
Jörg Koch
Pastoralreferent Dekanat
St. Willibrord Westeifel, Prüm

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