16.000 Unterschriften für den Erhalt der Dorfschulen

Neroth/Wallenborn · Die Regionalelternbeiräte wollen am 31. Mai vor dem Landtag für den Erhalt der kleinen Grundschulen demonstrieren. Bislang haben sie knapp 16 000 Unterschriften gesammelt.

 Bunt und eindringlich: Mit solchen Plakaten wird beim Treffen der Regionalelternbeiräte Trier und Koblenz in Neroth für den Erhalt der von der Schließung betroffenen kleinen Grundschulen geworben. TV-Fotos (3): Mario Hübner

Bunt und eindringlich: Mit solchen Plakaten wird beim Treffen der Regionalelternbeiräte Trier und Koblenz in Neroth für den Erhalt der von der Schließung betroffenen kleinen Grundschulen geworben. TV-Fotos (3): Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
16.000 Unterschriften für den Erhalt der Dorfschulen
Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
16.000 Unterschriften für den Erhalt der Dorfschulen
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Anke Brausch, Leiterin der Grundschule Neroth mit 29 Kindern, die wie 40 weitere Grundschulen im Land nach der Ankündigung von SPD-Bildungsministerin Stefanie Hubig von der Schließung bedroht ist, freute sich, dass so viele Betroffene gekommen sind. Die Regionalelternbeiräte aus den Bezirken Trier, wo 14, und Koblenz, wo 13 Schulen auf der Kippe stehen, haben Neroth für ihre zweites großes Treffen ausgesucht, um abzustimmen, wie sie weiter vorgehen wollen.

60 Schulleiter, Ortsbürgermeister sowie Vertreter der Elternschaft, von Gewerkschaften und Lehrerverbänden waren zusammengekommen. Vor allem die Idee, am 31. Mai in Mainz für den Erhalt der kleinen Grundschulen zu demonstrieren und im Landtag die Online-Petition zu überreichen, finde sie richtig gut. "Ich werde dafür trommeln, dass möglichst viele mitkommen", sagte sie. Kurz zuvor hatte Reiner Schladweiler, Regionalelternsprecher im Bezirk Trier, angekündigt: "Wir werden für unsere Kinder, unsere Dörfer, unsere Gesellschaft kämpfen." Ziel sei es ganz klar, "die Leitlinie der Schulschließungen zu kippen, denn sie ist rein kostengetrieben und pädagogisch nicht durchdacht", wie es sein Kollege Erwin Lenz aus dem Bezirk Koblenz formulierte.

Bislang sind nach Aussage der Organisatoren von der Grundschule Mörsdorf im Hunsrück bereits knapp 16 000 Unterschriften für den Erhalt der Dorfschulen zusammengekommen. Mörsdorfs Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff geht davon aus, dass es "mehr als 20 000 Unterschriften" werden. Er warb für eine breite Teilnahme: "Wir brauchen Mut und Power und müssen viele Busse voll bekommen, um in Mainz 'ne richtig große Aktion hinzulegen."
Das meinte auch Günter Mehles, Ortsbürgermeister von Wallenborn, der zweite bedrohte Schulstandort im Kreis Vulkaneifel: "Wir werden nur gehört, wenn wir in großer Zahl erscheinen und mächtig Druck erzeugen. Also los: Schließlich kämpfen wir für eine gute Sache." Das sagte er mit seiner Erfahrung als Schulleiter; er ist Rektor der Grund- und Realschule plus in Gerolstein.

Sein Ortsbürgermeister-Kollege Egon Schommers aus Neroth sprach die Bedeutung der Schulen für die Dörfer an. Er sagte: "Eine Schließung betrifft nicht alleine die Kinder, Eltern und Lehrer, sondern den gesamten Ort. Daher müssen wir für den Erhalt kämpfen." Und in Neroth gibt es immerhin noch einiges an Infrastruktur. Für andere Gemeinden würde, so die Befürchtung, die Schulschließung noch stärker ins Gewicht fallen. So sagte Petra Hogh, Ortsbürgermeisterin von Malborn im Hunsrück: "Wenn die Schule verschwindet, stirbt das Dorf. Schule und Kita sind für viele der wichtigste Grund, aufs Dorf zu ziehen." Da würden einerseits viel Geld für Dorfmoderationen und Dorfentwicklungsprogramme ausgegeben, andererseits solle die Schule geschlossen werden. "Das passt vorne und hinten nicht zusammen", meinte sie.

Laut Elisabeth Ellenberger vom Bezirkspersonalrat und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft dürfe der Protest aber nicht alleine stehen. Sie sagte: "Wir brauchen handfeste Gründe, um argumentieren zu können, dass wir gegen diese und jene Schließung sind." Beispiele: Wenn ein Kind wegen des Busfahrplans eine Stunde vor Unterrichtsbeginn in der Schule sein müsse. Oder wenn gerade erst Hunderttausende in die Schulsanierung gesteckt wurden. Ihr Appell an die Schulleitungen: "Listen Sie die Vorteile Ihrer Schule und die Nachteile einer Schließung auf und schicken Sie es ans Bildungsministerium." Die nächste Gelegenheit, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, bietet sich laut Schladweiler beim Landeselterntag am 20. Mai am St. Matthias-Gymnasium in Gerolstein, an dem auch Bildungsministerin Hubig teilnehmen wird. "Dort sollten wir mit einem Stand vertreten sein." Das große Augenmerk liegt aber auf dem 31. Mai.KommentarGute Argumente

Die gute Nachricht ist, dass die Eltern und weitere Betroffene in Mainz richtig Druck machen wollen, damit die Schule im Dorf bleibt, die Kinder kurze Wege haben. Das klingt nach Entschlossenheit und Einigkeit.

Ein richtiger Ansatz ist es, gute Argumente für den Erhalt der Schulen zu sammeln und die Nachteile der Schließungen aufzulisten. Dass die Landesregierung Einsparmöglichkeiten prüfen muss, ist verständlich. Aber was bedeutet das für die Kinder? Und wie passen Schulschließungen zu den Dorfentwicklungsprogrammen? Entwickelt sich etwas, wenn man wichtige Einrichtungen abschafft? m.adrian@volksfreund.de

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