Gerolstein-Lissingen Im Gemeindehaus Lissingen stimmt Nadja Frick soeben das volkstümliche Lied "Der Kirchturm meiner Heimat" an. Die 16 Frauen und acht Männer des Kirchenchores tragen es melodisch und gefühlvoll vor. Seit Wochen schon steht das Lied auf dem Probenplan.
Denn es gehört am 22. Oktober beim geistlichen Konzert in der St. Margaretha-Kirche (siehe Info) zum Repertoire.
Anlass für das Konzert ist ein Jubiläum: Vor 130 Jahren war in Lissingen ein Männerchor gegründet worden, der 1908 in den Katholischen Männergesangverein und 1935 in den Kirchenchor St. Cäcilia umgewandelt wurde. "1887 ist unser Gründungsjahr", betont der Vorsitzende Karl Josef Meinen mit Blick auf eine vergilbte Urkunde, die das Ereignis dokumentiert.
Darin wird als Zweck "die Gesangsübung sowie sittenreine theatralische Abendunterhaltung und Gesangskonzerte" genannt.
Es sind zwölf Gründungsmitglieder verzeichnet. Einer davon war Anton Krämer, der Großvater von Erika Kuhl (81) und der Urgroßvater von Johanna Dehren (52). Mutter und Tochter sind heute Kirchenchormitglieder, seit mehr als 40 Jahren die eine, seit 15 Jahren die andere. Doch zurück in die Geschichte. Laut Chronik soll der Männerchor sich rasch auf 35 Mitglieder entwickelt haben und sehr aktiv gewesen sein. Zur Gesangsprobe musste im Winter jeder einen Arm Holz mitbringen, um das Vereinslokal zu heizen. Ein langjähriger Dirigent erhält zum Abschied "Schreibzeug mit Briefbeschwerer im Wert von neun Mark".
Um die Sänger bei der Stange zu halten, herrscht ein strenges Regiment: Wer drei Mal unentschuldigt nicht zur Probe kommt, scheidet aus dem Verein aus. Als im Juli 1935 die neue Lissinger Kirche eingeweiht wird, singen erstmals Mädchen und Frauen mit; seither ist der Gesangverein ein gemischter Kirchenchor.
"Ein guter Klangkörper mit großen Erfolgen", lautet eine Notiz des Chronisten. Unter dem Massenchor der Region Westeifel, der 1978 an der Einführung von Papst Johannes Paul II. in Rom mitwirkt, sind sechs Kirchenchorsänger aus Lissingen. Sein 100. Gründungsjahr feiert der Chor mit mehreren Festtagen und unter dem Motto des damaligen Pastors und Präses' Karl Kneißl: "Auf weitere 100 Jahre!"
Das sei sicher sehr optimistisch gewesen, meint der Vorsitzende Karl Josef Meinen. 24 Aktive sei zwar durchaus noch vertretbar; aber der Altersdurchschnitt sei hoch, und neue Sänger zu gewinnen sei schwierig.
Dabei spürt man an diesem Probenabend Freude und Fröhlichkeit beim Zusammentreffen und beim Singen unter dem temperamentvollen Dirigat von Nadja Frick. Sie übt dieses Amt seit knapp 15 Jahren aus und nennt ihren Chor "super".
Oder Anna Willars. Die 80-Jährige ist seit mehr als vier Jahrzehnten im Kirchenchor und freut sich nach wie vor auf jede Probe und jeden Auftritt. "Ich singe gerne und finde die Geselligkeit und Gemeinschaft gut", sagt sie.
Und: "Ich hoffe, dass ich noch eine Zeit lang mitmachen kann."Extra: MITWIRKENDE DES KONZERTS