Weder Tabletten noch Turnschuhe - Neue Planung für Werksgelände des Gerolsteiner Brunnens

Gerolstein · Was soll aufs Brunnenareal? Stadtrat stimmt neuer Planung ohne Apotheke und Sportgeschäft zu und will damit die Hauptstraße schützen.

 Die Vorstellungen, wie das freiwerdende Brunnenareal bebaut werden soll, konkretisieren sich. TV-Foto: Mario Hübner

Die Vorstellungen, wie das freiwerdende Brunnenareal bebaut werden soll, konkretisieren sich. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Der Stadtrat von Gerolstein hat einstimmig der von der Gesellschaft für Markt- und Absatzentwicklung (GMA) aus Köln geänderten Planung für Neuansiedlungen auf dem freiwerdenden Werksgelände des Gerolsteiner Brunnens in der Innenstadt zugestimmt. Demnach sollen dort, um den Einzelhandel in der benachbarten Hauptstraße nicht zu schwächen, weder eine Apotheke, noch ein Sportgeschäft zugelassen werden - und ein Bekleidungsgeschäft allenfalls in kleiner Größe.

Die Planung, die auf dem erstellten Einzelhandelsgutachten der Gesellschaft beruht, wird nun der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord vorgelegt. Sie prüft, ob die geplanten Ansiedlungen gravierende negative Auswirkungen auf das Gewerbe in umliegenden Dörfern und den benachbarten Städten Daun und Prüm hätten. Falls dem so ist, wird die Planung zurückgewiesen und muss geändert werden. Denn das ist gesetzlich verboten.

Über die Auswirkungen innerhalb der Stadt, etwa auf andere Bereiche wie die Sarresdorfer Straße, entscheidet die SGD nicht. "Was innerhalb von Gerolstein in Sachen Umverteilung passiert, ist Entscheidung der Stadt", sagte Dirk Riedel von der GMA. Befürwortet wird von der Gesellschaft folgende Planung, hinter der auch der Projektentwickler Faco aus Bitburg steht: Ansiedeln sollte sich dort ein großer Supermarkt mit Getränkemarkt auf 3000 Quadratmetern Fläche. Infrage kommt laut Faco dafür der HIT-Markt, der inSarresdorf in einer älteren und vergleichsweise kleinen Immobilie untergebracht ist. Zudem will laut Faco-Chef Stefan Kutscheid auch die Drogeriemarktkette DM von Sarresdorf umziehen.

Daneben sollten in kleineren Einheiten im Vorkassenbereich eine Bäckereifiliale und ein Lottogeschäft sowie drei weitere Fachmärkte mit je 500 bis 800 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Passen würden laut GMA-Einschätzung ein Markt für Blumen und Gartenbedarf, ein Bekleidungsgeschäft (statt ursprünglich zwei), ein Geschäft für Schuhe und Lederwaren, ein Elektromarkt, ein Geschäft für Fahrräder und Sportgeräte sowie ein Geschäft für Haushaltswaren und Einrichtungsgegenstände.

Riedel legte aber auch auf einen weiteren Aspekt großen Wert, über den im Stadtrat bereits Einigkeit herrscht: "Es ist wichtig, die Hauptstraße gut an das neue Areal anzubinden. Sie präsentiert sich heute so, als wenn sie dringend neue Impulse gebrauchen könnte." Laut Riedel könne das aber nicht nur durch kleine Einzelhandelsbetriebe geschehen: "Dazu braucht es auch Magnetbetriebe."

In die gleiche Kerbe schlug Oliver Knebel, Koblenzer Leiter des Städtebaubüros Firu, das für die Stadt Gerolstein ein Konzept für die Entwicklung des Stadtzentrums erstellt. Er sagte: "Es braucht eine Mausefalle in der Hauptstraße, um die Gäste einzufangen." Wie die aussehen könne, sagte er nicht. In der Einwohnerversammlung vor einigen Wochen hatte er aber bereits gesagt, dass "Stadtbalkone" eine Lösung sein könnten. Damit meinte er den Abriss von alten Häusern in der Hauptstraße, um dort attraktive Eingangsbereiche oder Sichtfenster zu schaffen - etwa beim Kaiserhof. Und Faco-Chef Kutscheid hatte bereits die Idee einer Hängebrücke zwischen Bauwerken auf dem Brunnengelände und Hauptstraße ins Gespräch gebracht (der TV berichtete).

Für Knebel jedenfalls berge das Brunnenareal die "einmalige Chance, den Schwerpunkt des Einzelhandels wieder vom Randbereich Sarresdorf zurück in die Innenstadt zu verlagern". Er betonte: "Die wenigsten Städte haben diese Möglichkeit, Gerolstein nun aber schon. Ein Glücksfall."
Zu Beginn der Sitzung hatte SPD-Fraktionssprecher Uwe Schneider kritisiert, dass den Fraktionen im Vorfeld das Einzelhandelsgutachten nicht zur Verfügung gestellt worden war: "Wir sehen uns in unserer Arbeit gehemmt. Es gibt da doch nichts zu verbergen."

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