Greimerath steht hinter seiner Schule

Greimerath · Eltern, Lehrer und Politiker aus Greimerath wollen um ihre Schule kämpfen. Zum Schulanfang haben sie die Familien der neuen Erstklässler und interessierte Bürger über die drohende Schließung informiert – und Protest angekündigt.

Greimerath steht hinter seiner Schule
Foto: Christa Weber

Auf dem Hof der Greimerather Grundschule sitzen etwa 40 Kinder und Erwachsene in der Vormittagssonne. Sie haben sich zum Gottesdienst versammelt, um die neuen Erstklässler willkommen zu heißen. "Mit Gottes Segen wünsche ich euch einen schönen Schulanfang", sagt Pastor Kai Georg Quirin und verabschiedet die Kinder in ihre neuen Klassen. Für die Erwachsenen hat der Elternbeirat ein Büfett mit Kaffee und Kuchen in der benachbarten Grimoldhalle aufgebaut. Gemeinsam mit der Schulleitung und der Ortsgemeinde als Schulträgerin laden sie dort zum Bürgercafé ein.

Das Thema ist ein ernstes. Der Schule droht die Schließung durch das Land. Sie ist eine von 41 Grundschulen, die zu wenig Schüler haben, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen (siehe Info). Die insgesamt 25 Schüler, davon fünf neue Erstklässler, werden in zwei altersgemischten Kombiklassen unterrichtet.

Unterstützung vom Schulträger Bis zum 30. September sollen alle 41 Einrichtungen auf der Landesprüfliste ein Konzept abgeben, das Argumente für den Fortbestand der kleinen Schulen liefert. "Wir sind soweit fertig", sagt Ortsbürgermeister Edmund Schmitt. Die Stellungnahme sei mit allen Fraktionen des Gemeinderats, Lehrern, Schulleitung und Elternvertretern gemeinsam erarbeitet worden und benenne alle Vorzüge einer Schule, "die bestens funktioniert", sagt Schmitt. Das Gebäude sei "jahrelang gepflegt" worden, die Gemeinde habe "viel Geld" hineingesteckt. Und man spüre deutlich, "dass die Leute im Dorf ihre Schule behalten wollen".

Argumente des Elternbeirats Etwa 50 Gäste sind ins Bürgercafé gekommen. Darunter seien nicht nur Angehörige der Schulanfänger, betont Helga Dohm Witt vom Elternbeirat. Dass ihre Schule auf dem Prüfstand stehe, sagt sie, sei für alle "überraschend". Die Zahl der eingeschulten Kinder sei zwar geringer als andernorts, aber die Schule sei "optimal in Schuss". Die Kinder seien zudem im Ort "stark integriert. Schule ist bei uns mittendrin." Es gebe eine "Super-Verzahnung" mit dem Kindergarten durch Wandertage und gemeinsamen Sportunterricht im Jahr vor der Einschulung. Über Veranstaltungen an der Schule entstehe auch früh Kontakt zu den Ortsvereinen, die so leichter an Nachwuchs herankämen. Die Betreuung am Nachmittag, sagt Dohm-Witt, werde von Müttern organisiert, die sich auch freitags um die Kinder kümmerten. Für viele Familien im Neubaugebiet sei es wichtig, dass es im Ort Kita und Schule gebe. "Ohne würde auch unser Baugebiet weniger attraktiv." Für Caroline Michels, ebenfalls Mitglied des Beirats, ist der aktuelle schwache Einschulungsjahrgang kein Argument für eine Schließung. "Nächstes Jahr sind es wieder elf Kinder. Damit hätten wir eine gute stabile Kombiklasse mit 16 Schülern." Das Lernen mit Älteren tue allen gut. "Es läuft gerade eigentlich alles rund." Zurzeit versuche man noch, das Thema von den Kleinen fernzuhalten, sagt Michels. "Aber bei uns zu Hause gab es schon Tränen." Ihr Sohn reagiere "wütend", sagt Helga Dohm-Witt. "Er sagt, er will seine Schule behalten." Dafür wolle man nun gemeinsam kämpfen: "Wenn man nichts macht, hat man eine Chance vertan."

Rückhalt im Ort So sehen es auch viele Café-Gäste. "Damit macht man ein Dorf kaputt", findet Maria Dohm, Vorsitzende der Frauengemeinschaft. Die Banken zögen sich schon vom Land zurück. Wenn nun auch die Schule schließe, ziehe es die Kinder schon nach der Kindergartenzeit aus der Dorfgemeinschaft heraus. Ihr Sohn Nils habe von der guten Nachmittagsbetreuung profitiert, sagt Kerstin Leidisch: "Er konnte bis eins bleiben, aber auch mal bis vier Uhr, ganz flexibel." Die Tochter von Marion Witt soll im nächsten Jahr eingeschult werden. Die Kritik an den Kombiklassen könne sie nicht nachvollziehen, sagt sie: "Von hier gehen später genauso viele Kinder aufs Gymnasium wie anderswo." Die Lehrer gingen auf ihre Schüler ein, lobt Bettina Meyer, "alles ist sehr familiär." Monika und Manfred Diedrich hoffen, "dass es weitergeht". Ihr Sohn wurde gerade eingeschult, beiden gingen früher selbst in Greimerath zur Schule: "Man weiß einfach, dass er hier gut aufgehoben ist."

Ansage des Schulleiters Aus pädagogischer Sicht spreche Vieles für die kleinen Schulen, wendet sich Schulleiter Clemens Berwanger an die Gäste. "Die Kinder können hier besser lernen. Dieses Argument ist aber auf politischer Ebene nachrangig." Diesen "Widerspruch" müsse man auflösen. "Wir müssen laut Nein sagen." In den nächsten Wochen werde es Protestaktionen geben, kündigt Berwanger an. Details würden noch mitgeteilt. "Rein formal betrachtet", weiß der Schulleiter, spreche derzeit wenig gegen die Schließung. Allerdings bewegten sich die Schülerzahlen laut Gemeindestatistik in den nächsten sechs Jahren wieder nach oben. "Drei Klassen erreichen wir nicht, aber zwei stabile Kombiklassen." Laut Ortschef soll das Rettungskonzept bald ans Land übergeben werden. Eine Entscheidung sei für Oktober angekündigt.

41 KLEINE SCHULEN IM FOKUS
Die rheinland-pfälzische Landesregierung stellt kleine Grundschulen auf den Prüfstand. Im Fokus stehen dabei Schulen mit weniger als drei Klassen, weil sie von der gesetzlich geforderten Mindestgröße abweichen. Das Bildungsministerium hat Anfang des Jahres neue Leitlinien zum wohnortnahen Grundschulangebot öffentlich gemacht und landesweit 41 kleine Grundschulen auf eine Prüfliste gesetzt. In der Region Trier sind insgesamt 14 Einrichtungen betroffen, im Kreis Trier-Saarburg sind darunter neben der Greimerather Grundschule die Einrichtungen in Trittenheim (VG Schweich) und Schöndorf (VG Ruwer). Die Schulleitungen wurden aufgefordert, in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Schulträger bis zum 30. September ein Konzept vorzulegen, wie sie langfristig ein ausreichendes Schulangebot sichern wollen. In der Zwischenzeit haben sich in vielen betroffenen Dörfern Initiativen gebildet, die um den Erhalt der Schulen kämpfen. Mehrere Verbands- und Ortsgemeinderäte haben sich für den Fortbestand ihrer Einrichtungen ausgesprochen. Ende Mai überreichten Initiatoren einer Online-Petition in Mainz mehr als 25.000 Unterschriften gegen die drohenden Schließungen.

Meinung: Auf dem richtigen Weg
Wer nicht kämpft, hat schon verloren - getreu diesem Motto wollen Eltern, Lehrer und Schulträger in Greimerath alles geben, damit die Grundschule eine Zukunft hat. Das ist der richtige Weg. Denn zu verlieren gibt es hier nichts. Und die Greimerather haben gute Argumente auf ihrer Seite: flexible Nachmittagsbetreuung, ein intaktes gut ausgestattetes Gebäude, die Verwurzelung im Dorf- und Vereinsleben, die Zusammenarbeit mit der Kita, steigende Schülerzahlen in den nächsten Jahren. Mit solchen Stärken werden vermutlich nicht alle gefährdeten Schulen aufwarten können. Natürlich werden aber auch dort Konzepte entwickelt, wird mit allen Mitteln für den Erhalt gekämpft. Letztlich kommt es darauf an, welche Kriterien das Ministerium bei seiner Prüfung für ausschlaggebend hält. Ob vor allem die nackten Zahlen entscheiden, oder ob auch den vielen anderen Faktoren ein Gewicht gegeben wird. Darauf noch einmal deutlich hinzuweisen, kann jedenfalls nicht schaden. c.weber@volksfreund.de

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