Mehr Geld für Hunsrück und Hochwald

Morbach/Kell am See · In der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf sollen Gemeinden, die nicht im Nationalpark liegen, künftig ähnlich behandelt werden wie Gemeinden in dem Schutzgebiet. Dies bedeutet, dass sie Chancen auf mehr Fördergeld erhalten, zuvor aber auch etwas tief in die Tasche greifen müssen.

 Ins Café Heimat in Morbach sind bereits 108 350 Euro von der Lokalen Aktionsgruppe geflossenTV-foto: Archiv/Christoph Strouvelle

Ins Café Heimat in Morbach sind bereits 108 350 Euro von der Lokalen Aktionsgruppe geflossenTV-foto: Archiv/Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach/Kell am See Die Europäische Union unterstützt schon seit 1991 die Entwicklung im ländlichen Raum ihrer Mitgliedsstaaten. Unter dem Titel "Leader" ("Liaison entre actions de dévelopement de l'économie rurale" - also die Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) werden alljährlich europaweit Geldbeträge bereitgestellt. Deutschland ist auf 321 Förderregionen aufgeteilt. Die Projekte werden von Gremien, in denen unter anderem Vertreter der Kommunen sitzen, pro Förderperiode geprüft und bewilligt. Das wird wiederum von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf koordiniert, die in Hermeskeil ihre Büros bei der Verbandsgemeindeverwaltung hat.
Ein Baustein dieses Programms ist das Förderprogramm "Förderung der lokalen ländlichen Entwicklung" (FLLE). Dieses gilt besonders für Kommunen, die dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald angehören. An diesem Programm will sich die Einheitsgemeinde Morbach in Zukunft stärker beteiligen -und ganz konkret mehr Fördergelder beantragen. Allerdings ist Morbach keine Nationalparkgemeinde. Per Ratsbeschluss beteiligt sich die Einheitsgemeinde in Zukunft mit zehn Prozent an der Finanzierung der LAG-Geschäftsstelle. "Dadurch werden Kommunen, die keinen formellen Nationalpark-Beschluss haben, mit Nationalparkgemeinden gleichgestellt", erklärt Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach. Das sei eine entscheidende Weichenstellung für die Weiterentwicklung der Region, so Hackethal.
Damit erschließt sich der Einheitsgemeinde nun ein Fördertopf mit Mitteln zwischen drei und fünf Millionen Euro jährlich. Förderschwerpunkt sollen dabei kleine private wie öffentliche Investitionen in die Freizeit und touristische Infrastruktur sein. Der LAG Erbeskopf waren 2016 rund eine Million Euro zugewiesen worden. Davon wurden bisher nur 500 000 Euro vergeben. Das zuständige Ministerium konnte die Restmittel jedoch auf das Jahr 2017 übertragen.
Inwieweit dieses Geld nur Gemeinden, die dem Nationalpark angehören, gezahlt werden kann, sei immer wieder diskutiert worden, so Andreas Hackethal. Dabei habe die Gemeinde Morbach gefordert, eine gemeinsame Regionalentwicklung, auch über die Grenzen des Nationalparks hinaus voranzutreiben. Deshalb sollen auch in Zukunft Antragssteller, die außerhalb der Nationalparkregion liegen, die Möglichkeit haben, Gelder in Anspruch zu nehmen. Das soll sowohl für Kommunen, Vereine, Verbände und Unternehmen als auch für private Initiativen gelten.
Dafür habe der Morbacher Gemeinderat nun den Weg freigemacht. Mit der Beteiligung an der LAG-Geschäftsstelle hat sich die Einheitsgemeinde, die nicht zu den Nationalparkgemeinden zählt, gewissermaßen in den Kreis der Gemeinden eingekauft, die Fördergelder erhalten können. Jens Lauer vom LAG-Büro in Hermeskeil erläutert das: "Alle Kommunen der LAG Erbeskopf bringen eine zehnprozentige Beteiligung ein. Die war immer so aufgeteilt, dass die Nationalpark-Kommunen mehr eingebracht haben als die Nicht-Nationalpark-Kommunen. In der jüngsten Sitzung der LAG wurde beschlossen, dass alle Kommunen die gleiche Beteiligung zahlen und dafür dann denselben Anspruch haben. Die Projekte müssen aber mit dem Nationalpark zu tun haben."
Das betreffe neben Morbach auch die Verbandsgemeinden Kell am See und Ruwer im Landkreis Trier-Saarburg. Lauer: "Das sind die einzigen drei Kommunen, die Mitglied in der LAG sind, aber nicht zur gesetzlich definerten Nationalpark-Region gehören."
Insgesamt werden 14 Millionen Euro in der Förderperiode zwischen 2014 und 2020 bereitgestellt.
Extra: NATIONALPARKGEMEINDEN


Der Nationalpark kennt keine Verwaltungsgrenzen. Er verbindet zwei Bundesländer, vier Landkreise und acht Gemeinden miteinander. Die Verwaltung wird hier jedoch nicht ausgesetzt. Und da der Nationalpark neben dem Naturschutz auch etwas für die Region tun soll, wurde eine Region definiert. Derzeit profitieren die Gemeinden Birkenfeld, Idar-Oberstein, Rhaunen, Herrstein, Baumholder, Thalfang, Hermeskeil, Nonnweiler und Nohfelden davon.

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