Gut für alle oder Billig-Konkurrenz?

Morbach · Der letzte Drogeriemarkt in Morbach war inhabergeführt und musste schließen. Jetzt hat neben dem Versorger Wasgau die Drogeriekette Rossmann eine Filiale eröffnet. Wie sehen die Morbacher diesen Neuzugang?

 Sie ist die erste Kundin: Agnes Weiland und die Kassiererin Anke Anstett freuen sich gleichermaßen. TV-Foto: Barbara Gollan

Sie ist die erste Kundin: Agnes Weiland und die Kassiererin Anke Anstett freuen sich gleichermaßen. TV-Foto: Barbara Gollan

Foto: Barbara Gollan (bg) ("TV-Upload Gollan"

Morbach Der Standort der neuen Rossmann-Filiale in Morbach kommt nicht von ungefähr: "Fachmarkt-Agglomeration" heißt das Zauberwort für eine Standortentscheidung - nicht nur bei Rossmann, sondern praktisch allen Discountern, egal welcher Ausrichtung. Hier ist es die Nähe zum Wasgau-Center, der mit seinem breiten Angebot die Kunden anlockt, die dann auch beim Drogeriediscounter vorbeischauen sollen.
Samstagmorgen lassen zum ersten Verkaufstag die Massen erst einmal auf sich warten. Die erste Kundin des neu gebauten Marktes ist Agnes Weiland aus Morbach. Sie freut sich, endlich wieder einen Drogeriemarkt im Ort zu haben. "Einiges gibt es ja auch im Supermarkt, aber für spezielle Produkte musste man immer woanders hinfahren. Das war schon ziemlich lästig. Dabei war Morbach früher so eine schöne Einkaufsstadt." So wie Agnes Weiland geht es den meisten Kunden. Viele sind nach Trier, Wittlich, Simmern oder Bernkastel gefahren, um ihren Drogerieartikelbedarf zu decken.
Rossmann selbst will allerdings noch mehr Bedürfnisse bedienen: Auf 670 Quadratmetern Verkaufsfläche erstreckt sich eine weit gestreute Produktpalette, die Kosmetik, Hygieneprodukte, Deko-Artikel, Haushaltsgegenstände, Putzmittel, Lebensmittel und Getränke und auch einen Fotoservice beinhaltet. Acht Angestellte wollen für zufriedene Kunden sorgen. Filialleiterin Wiebke Genehr ist seit 14 Jahren für Rossmann tätig und ist zuversichtlich, dass die ihr noch unbekannten Kunden das Angebot gut annehmen werden. Gerade die Produktvielfalt aber ist es, die manchem Geschäftsinhaber in Morbachs City Kopfschmerzen bereiten mag. Ramona Schmitt, Inhaberin von Monas Dekoscheune, ist seit April in der Breitwiese ansässig und fühlt sich in Morbach sehr wohl. Die Rossmann-Eröffnung wird allerdings Konsequenzen für ihr Sortiment haben. "Artikel wie Kerzen werde ich wohl bald nicht mehr anbieten. Aber unser Vorteil ist, dass wir individuell auf Kundenwünsche eingehen können. Wir müssen auf Qualität statt Quantität setzen", so Schmitt.
So sieht es auch der Gewerbeverein, der den neuen Markt durchaus als sinnvolle Ergänzung willkommen heißt. Gleichzeitig ist es auch eine Gelegenheit, die Themen zu forcieren, die dem Händlerzusammenschluss sowieso unter den Nägeln brennen. Die Vorstandssprecherin des Gewerbe- und Verkehrsvereins, Ina Mertiny-Dombrowski, meint dazu: "Grundsätzlich begrüßt der Gewerbe- und Verkehrsverein Morbach die Ansiedlung eines Drogeriemarktes zur Stärkung des Einkaufsortes. Für den Ortskern wünschen sich die Einzelhändler jedoch eine Verbesserung der Parkplatz- und der Wohnsituation sowie die Anbindung beziehungsweise den Lückenschluss zwischen dem Zentrum und den Einkaufsmärkten außerhalb". Ein Schlüssel dazu könnte die Bebauung eines Grundstückes in der Nähe des Busbahnhofs sein.Extra: DROGERIEKONZERN ROSSMANN


Den ersten Drogeriemarkt eröffnete Dirk Rossmann 1972 in Hannover. Heute hat die Unternehmensgruppe 3625 Filialen insgesamt, davon 2055 in Deutschland mit 30 000 Mitarbeitern. Das Sortiment umfasst 17 000 Drogerieartikel. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 8,4 Milliarden Euro.

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