Kein Marschbefehl nach Birkenfeld

Heidenburg · Die möglichen Fusionskandidaten Hermeskeil und Morbach haben sich in Heidenburg vorgestellt. In der Info-Veranstaltung kamen aber auch neue Ängste auf.

 Andrea Jäger, Mitglied des Verbandsgemeinderates, will wissen, wie die Infrastruktur sich entwickelt. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Andrea Jäger, Mitglied des Verbandsgemeinderates, will wissen, wie die Infrastruktur sich entwickelt. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Heidenburg In das Thema Kommunalreform kommt Bewegung. In mehreren Gemeinden Thalfangs sind bereits Info-Veranstaltungen angeboten worden, in denen sich die Vertreter aufnahmewilliger Nachbargemeinden vorstellen konnten. So nun auch in Heidenburg, wo gleich drei Ortsbürgermeister eingeladen hatten. Neben Werner Treinen (Heidenburg) waren auch Jörg Schönenberger und Christian Stein aus den Nachbargemeinden Büdlich und Breit dabei. Rund 150 Bürger füllten die Heidenburg-Halle. Die Büroleiter der möglichen Fusionspartner Einheitsgemeinde Morbach und Verbandsgemeinde Hermeskeil stellten ihre unterschiedlichen Verwaltungsstrukturen vor. Während in der Einheitsgemeinde die Ortsgemeinden ihre Finanzhoheit abgeben müssen, bleiben diese in einer Verbandsgemeinde erhalten. Dafür sieht der Haushalt einer Einheitsgemeinde eine Budgetierung der Ortsbezirke vor. In einer Verbandsgemeinde bleibt die Selbstständigkeit der Dörfer gewahrt, in der Einheitsgemeinde müssen sie diese abgeben, hätten aber Vorteile durch Synergieeffekte, wie etwa einen größeren Bauhof mit effektiveren Maschinen.Michael Hülpes, Bürgermeister der VG Hermeskeil, betonte die weitreichende Bedeutung einer Fusion: "Es ist eine Entscheidung, die weit in die Zukunft reichen wird. Wir wollen ein Angebot machen, mit Hermeskeil die neue Verbandsgemeinde Hochwald zu schaffen." Andreas Hackethal, Bürgermeister der EG Morbach, betonte: "Das Thema ist an einem Punkt, an dem Entscheidungen fallen müssen."Helmut Steinhoff aus Heidenburg fragte, wie sich die Finanzen gestalten würden. Hülpes entgegnete: "Uns interessieren nur die Schulden der VG. Die Ortsgemeinden müssen selbst mit ihren Schulden zurechtkommen. Wir wollen aber bei einer Fusion das Land auffordern, mit an den Tisch zu kommen. Es muss eine Kompensation erfolgen. Wir gehen davon aus, dass der Landkreis Trier-Saarburg die Schulden der Realschule plus übernehmen wird."Andreas Hackethal sagte: "Es wäre ein fataler Fehler, das nur auf die Schulden zu reduzieren. Wir müssen jetzt die Gunst der Stunde nutzen: Das Land soll Unterstützung leisten." Andrea Jäger aus Heidenburg, Mitglied im VG-Rat Thalfang, wollte wissen, wie sich die Infrastruktur entwickeln würde. Hackethal verwies darauf, eine starke Hunsrückgemeinde zu entwickeln, in der auch die Grundschulen erhalten bleiben sollen. Auch Hülpes bekräftigte, dass dies eine zentrale Zukunftsaufgabe sei. Auf die Frage, wie hoch das Unterhaltungsbudget der Ortsbezirke in Morbach pro Bürger ist, wollten sich aber weder Büroleiter Theo Gätz noch Andreas Hackethal festnageln lassen und mussten damit das Publikum enttäuschen. Bei diesem Budget handelt es sich um Geld für Ortsverschönerung, Wirtschaftswege oder Spielplätze. Wenn man das als Summe pro Kopf darstellen würde, würde dies der Realität nicht entsprechen, da diese Ausgaben je nach Ortsbezirk und dessen Anforderungen verschieden seien.Ferdinand Gorges aus Heidenburg hingegen trieb die Sorge um, ob bei einer zukünftigen Kreisreform die Hunsrückseite des Landkreises Bernkastel-Wittlich dem Kreis Birkenfeld im Austausch für die Vulkaneifel zugeschlagen werde. Das würde die tiefen und traditionellen Verbindungen von Heidenburg an die Mosel und an Trier beenden.Diese Sorge konnte Hackethal entkräften: "Ich habe noch keinen Marschbefehl nach Birkenfeld. Ich glaube, dass das Thema Kreisreform noch nicht aktuell ist."Am Ende der Veranstaltungen betonten die drei Ortsbürgermeister nach einer Frage aus dem Publikum, dass der Grundsatzbeschluss, auch in Zukunft selbstständig bleiben zu wollen, in allen drei Gemeinden nach wie vor Gültigkeit habe. Man wolle aber nach der Info-Veranstaltung nochmals mit den Bürgern darüber sprechen und anschließend im Gemeinderat entsprechende Beschlüsse fassen. KommentarMeinung

Im Zweifelsfall an die MoselMan kann trefflich darüber streiten, wie weit sich die Kommunalreform beim Bürger in der Praxis überhaupt bemerkbar macht. Eines wurde beim anschließenden Bier vor der Gemeindehalle deutlich: Die Menschen aus Heidenburg, Büdlich und Breit orientieren sich eher Richtung Mosel und Trier. Das fängt bei den Sportgemeinschaften an und endet bei den Berufspendlern. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich zu verbleiben, ist für viele ebenso eine Option. Aber weiter nach Osten, jenseits des Waldes, da zieht es sie gewiss nicht hin. Das zeigte sich in den Reaktionen, als der Name "Birkenfeld" genannt wurde. hp.linz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort