Alte Schule in Temmels ist Geschichte

Temmels · Gegenüber der Kirche im Zentrum von Temmels sind schwere Maschinen im Einsatz. Die ehemalige Volksschule ist weg. Nun entsteht ein Mehrfamilienhaus. Immer noch unklar ist, was mit einem anderen Bauprojekt im Ort passiert.

 Von der alten Schule in Temmels ist nichts mehr übrig: Das Gebäude wird abgerissen, damit eine Wohnanlage mit 15 Eigentumswohnungen gebaut werden kann. TV-Foto: Jürgen Boie

Von der alten Schule in Temmels ist nichts mehr übrig: Das Gebäude wird abgerissen, damit eine Wohnanlage mit 15 Eigentumswohnungen gebaut werden kann. TV-Foto: Jürgen Boie

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Temmels Lange stand das Gebäude leer, jetzt ist es ganz verschwunden: Die alte Schule in Temmels existiert nicht mehr. Anstelle des 1964 gebauten Gebäudekomplexes entsteht ein Neubau mit 15 Eigentumswohnungen. "Ende 2018 soll das Haus fertig sein", kündigt Rainer Bladt, Geschäftsführer der Firma BRW aus Perl, an. Während sich am Temmelser Schloss, das nur wenige Hundert Meter entfernt leer steht, immer noch nichts tut (siehe Infotext), arbeitet das Unternehmen aus dem Saarland auf Hochtouren an der ehemaligen Schule.
Obwohl in Temmels von der "alten Schule" die Rede ist, wenn man über das im Laufe der letzten Jahre unansehnlich gewordene Gebäude in der Moselstraße 4 spricht, wurde der Bau aus den 1960er Jahren nur wenige Jahre als Schule genutzt. "Die Hauptschulkinder gingen dann nach Nittel", sagt Winzer Leo Zimmermann. Der alteingesessene Temmelser wundert sich noch heute, dass damals überhaupt ein Schulgebäude in Temmels gebaut worden ist: Schließlich sei absehbar gewesen, dass es im Dorf kaum genug Schüler für die Auslastung des Gebäudes gebe.
Anschließend nutzte der Kreis Trier-Saarburg die Schule als sonderpädagogische Einrichtung für geistig behinderte Kinder. Die St.-Peter-Schule existierte bis 1994. Parallel dazu richtete die Lebenshilfe Trier im ehemaligen Hausmeistergebäude der Schule ein "Kurzzeitwohnen" für maximal acht Kinder ein. "Das Angebot richtete sich an Familien, in denen zum Beispiel die Mutter ins Krankenhaus musste und das betreuungsbedürftige Kind daher für einen bestimmten Zeitraum nicht zu Hause versorgt werden konnte", erzählt Bernhard Hoellen, pädagogischer Leiter der Lebenshilfe Trier-Saarburg mit Sitz in Konz. Des Weiteren gab es im gleichen Gebäude eine Tagesförderstätte für maximal zwölf Kinder, die so stark beeinträchtigt waren, dass für sie die Arbeit in einer Behindertenwerkstatt nicht infrage kam.
Als das Zettelmeyer-Gelände in Konz zum neuen Standort der Lebenshilfe wurde, verkaufte der Kreis Trier-Saarburg das ehemalige Schulgebäude an den damaligen Trierer und heutigen Temmelser Oliver Schenk. Schenk baute das Gebäude um und eröffnete 1997 eine Art Jugendherberge mit insgesamt 60 Betten. "Die Kundschaft bestand hauptsächlich aus Schülergruppen aus ganz Deutschland, die sich Trier als Reiseziel ausgesucht hatten und eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit benötigten", erzählt Schenk. 2007 verkaufte Schenk dann das Gebäude weiter an die Luxemburger Firma F&B, die aus dem Gebäude ein Wohnhaus machen wollte. "Die Klassengröße und damit die Einnahmen sanken, und das Haus war nach gut 40 Jahren stark sanierungsbedürftig", erläutert Oliver Schenk seine damalige Entscheidung.
F&B ließ das Gebäude dann einige Jahre leer stehen und es verfiel zusehends. Kinder und Jugendliche fanden es abenteuerlich, in das Gebäude einzudringen. Einmal kam es sogar zu einem kleinen Feuer, das aber keinen großen Schaden anrichtete. Ein aufmerksamer Nachbar bemerkte die Rauchentwicklung und alarmierte die Feuerwehr.
Die Perler BRW, die das Gebäude von F&B übernommen hat, plante dann umfangreich um, so dass mit den Bauarbeiten an der alten Schule erst vor wenigen Wochen begonnen werden konnte. Mittlerweile ist der Bau von der Bildfläche verschwunden. In der Moselstraße in Temmels werden für die nächsten eineinhalb Jahre Bagger und Lastwagen rollen, Kräne drehen und Maschinen lärmen. Dem alten Schulgebäude - ein "zweckmäßiger Funktionsbau" (Schenk) - trauert niemand in Temmels nach.
Dass jetzt die Nachfrage nach so einem großen Gebäudekomplex mit 15 Wohneinheiten besteht, begründet BRW-Geschäftsführer Bladt mit der steigenden Attraktivität des Dorfes an der Obermosel. Lebenshilfe-Mann Hoellen indes erinnert sich noch gern an die Feiern mit den Bewohnern der Einrichtung und den Temmelser Bürgern in der zentralen Ortslage rund um die Kirche. Doch diese Zeit liegt mittlerweile mehr als 20 Jahre zurück.
Extra: KEINE FORTSCHRITTE AM TEMMELSER SCHLOSS


(cmk) Beim zweiten privaten Großprojekt in Temmels geht es nicht voran. Der luxemburgische Investor Vincenzo Logrillo hat den Georgshof - auch Temmelser Schloss genannt - im Jahr 2009 von einer Erbengemeinschaft gekauft. Seitdem hat er laut eigenen Angaben zwar etwa eine Million Euro zur Instandhaltung in das Hauptgebäude gesteckt, seine Pläne für den Bau mehrerer Wohnhäuser auf dem Gelände hat er aber nicht weiter umgesetzt. Obwohl seit 2014 eine Baugenehmigung vorliegt, wurde das Projekt nicht realisiert. Auf TV-Anfrage war Logrillo am Montag nicht erreichbar. Es ist nicht klar, wie es bei diesem Projekt weitergeht.

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