Hunderte Konzer und Trierer tanzen gegen Gewalt (Video)

Konz · Hunderte Menschen in Konz und Trier haben an der weltweiten Aktion One Billion Rising teilgenommen. Auf dem Konzer Marktplatz und vor der Porta Nigra haben sie sich gegen Gewalt an Frauen eingesetzt – mit viel Bewegung.

Dienstag, 12.30 Uhr in Konz. Etwa 200 Schüler, 40 Vertreter der Lebenshilfe und etliche weitere Konzer versammeln sich auf dem Marktplatz. Wo sonst um diese Zeit nichts los ist, wird Konz nun Teil einer weltweiten Massenbewegung: One Billion Rising ("Eine Milliarde erhebt sich", siehe Extra). Die Kampagne hat es sich zum Ziel gesetzt, mit einer Tanzdemonstration Gewalt gegen Frauen zu verurteilen.

Als die ersten Töne des Songs "Break the Chain" (deutsch: "Spreng die Ketten") ertönen, sind die Konzer noch zurückhaltend. Zunächst schauen sie sich genau an, wie sich die Vortänzer von der Hip-Hop-Gruppe des Jugendnetzwerks Konz zum Rhythmus des von Tena Clark extra für die Aktion geschriebenen Songs bewegen. Irgendwann tanzen die meisten dann doch mit. Sie strecken ihre Arme in die Luft, klatschen, trippeln mit ihren Füßen, wackeln mit den Knien oder hüpfen herum. Irgendwann knien sich die Tänzer hin, um wieder aufzuspringen - dann ist es vorbei.

Was auf den ersten Eindruck nach einer sinnfreien, aber sportlich ambitionierten und spontanen Tanzaktion klingt, hat einen bitterernsten Hintergrund: Denn laut den Vereinten Nationen ist jede dritte Frau auf der Welt schon einmal zum Opfer einer Gewalttat geworden. In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass es weltweit etwa eine Milliarde weibliche Gewaltopfer gibt.

Deswegen sollen sich bei One Billion Rising auch weltweit eine Milliarde Menschen erheben. Es geht darum, sich gegen Genitalverstümmelung, Vergewaltigung, Zwangsprostitution oder sexuelle Belästigung einzusetzen. Diesem Aufruf folgen jedes Jahr Frauen aus mehr als 200 Ländern. Und dieses Jahr sind mit Konz, Trier und Bitburg auch gleich drei Städte aus der Region Trier vertreten. Vor der Porta Nigra in Trier tanzen gegen 16 Uhr insgesamt etwa 70 Teilnehmer.

In Konz hat Iris Molter-Abel, die Frauenbeauftragte der Verbandsgemeinde Konz, die Aktion in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Trier-Saarburg, dem Gymnasium und der Realschule plus organisiert. Kurz nach dem Tanz sagt sie: "Ich habe immer noch einen ganz hohen Adrenalinspiegel!" Mit der Resonanz ist sie sehr zufrieden. Ihr sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass auch in Deutschland jede vierte Frau Gewalt ausgesetzt sei, sagt sie im Gespräch mit dem TV.

Um Frauen, die Gewalt erlitten haben, kümmert sich Rita Woods. Sie ist Mitarbeiterin des Frauenhauses in Trier, das sich um Opfer von Misshandlungen oder Zwangsprostitution kümmert. Ein Problem sind aus ihrer Sicht auch Genitalverstümmelungen. Die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes geht davon aus, dass allein in Deutschland 48?000 Frauen Opfer dieses archaischen Rituals werden. Angesichts dieser Fakten ist sie sehr zufrieden, dass so viele junge Leute zu One Billion Rising gekommen sind: "Alle Teilnehmer sind Multiplikatoren."

Doch nicht nur die Organisatorinnen sind glücklich nach der Tanzdemo in Konz, auch die Tänzerinnen. Die 16-jährige Mia Trampert meint zum Beispiel: "Ich denke, dass ist eine sinnvolle Aktion, weil sie sich gegen Gewalt gegen Frauen einsetzt." Marie Mersch, ebenfalls 16 Jahre alt, freut sich über die Unterstützung von außerhalb der Konzer Schulen: "Es ist schlimm, wenn Frauen geschlagen oder diskriminiert werden. Deshalb ist es toll, dass so viele Leute hier waren und mit uns zusammen ein Statement gegen Gewalt abgegeben haben."
Fotos und Video unter volksfreund.de/extra

DIE WURZELN DER AKTION ONE BILLION RISING
Die New Yorker Frauenrechtlerin Eve Ensler, bekannt durch das Theaterstück "Vagina-Monologe", hat die Aktion 2012 initiiert. Entstanden ist sie aus der New Yorker V-Day-Bewegung, die sich unter anderem seit dem 14. Februar 1998 gegen Gewalt gegen Frauen einsetzt. Das V steht dabei nicht für Valentins(tag) sondern für Vagina.
Schon beim ersten Termin der Tanzdemonstration am 14. Februar 2013 haben weltweit Frauen aus 205 Ländern teilgenommen. Seitdem ist die Kampagne weltweit Teil des Valentinstags.
Die englischsprachige Internetseite www.onebillionrising.org ist die offizielle Seite der weltweiten Aktion One Billion Rising.

Auf der deutschen Unterstützerseite www.onebillionrising.de sind alle Informationen zu der Tanzaktion für Frauenrechte auf Deutsch zusammengefasst. Dort sind auch etliche Videos zu finden, die zeigen, wie die Choreographie für den Tanz aussehen kann. Zudem sind dort Tipps veröffentlicht, wie Vereine oder Verbände selbst eine Aktion in ihrer Stadt organisieren können.

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