Bürgermeisterwahl in Stadt und VG Konz: Intensives Kräftemessen der vier Kandidaten beim Volksfreund-Forum

Konz · Was tun gegen Stau? So lautete eine der Fragen beim TV-Forum zur Bürgermeisterwahl in Stadt und Verbandsgemeinde Konz. Bei der Veranstaltung zeigten sich die Unterschiede der Bewerber.

 Vier Kandidaten, zwei Moderatoren: Christian Kremer (links) und Marcus Hormes (Zweiter von rechts) diskutieren mit den Bürgermeisterkandidaten (von links) Yvonne Mich (SPD), Jens Tossing (SPD), Sascha Gottschalk (Bündnis 90/Die Grünen) und Joachim Weber (CDU). TV-Foto: Friedemann Vetter

Vier Kandidaten, zwei Moderatoren: Christian Kremer (links) und Marcus Hormes (Zweiter von rechts) diskutieren mit den Bürgermeisterkandidaten (von links) Yvonne Mich (SPD), Jens Tossing (SPD), Sascha Gottschalk (Bündnis 90/Die Grünen) und Joachim Weber (CDU). TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Lady's first. Yvonne Mich, einzige Frau auf dem Podium beim Forum des Trierischen Volksfreunds zur Bürgermeisterwahl in Konz, darf als Erste der vier Kandidaten die persönlichen Fragen zu Beginn beantworten. Ungeduld nennt die Sozialdemokratin als ihre schlechteste Eigenschaft - genauso wie der Grüne Sascha Gottschalk. Jens Tossing (SPD) verweist auf sein leidenschaftliches Verhalten. Nach seinem größten Fehler gefragt, meint Joachim Weber (CDU): "Den habe ich noch zu machen." Dann geht es Schlag auf Schlag. Im flotten Wechsel stellen TV-Redakteur Christian Kremer und der Leiter der Lokalredaktion Trier, Marcus Hormes, Fragen zur Politik. Auch die rund 100 Zuschauer erhalten dazu die Möglichkeit, die sie rege nutzen.

Die Schwerpunkte Zunächst geht es um die Verbandsgemeinde (VG). Jens Tossing, der allein für das Amt des Stadtbürgermeisters kandidiert, setzt sich in den Zuschauerraum. Auf dem Podium werden erste Unterschiede deutlich. Als seine drei wichtigsten Themen nennt der hauptamtliche Beigeordnete Joachim Weber eine verantwortungsvolle Finanzpolitik, Bürgernähe und die Weiterentwicklung der Infrastruktur. Yvonne Mich, die als Verwaltungswirtin bei der Stadt Trier beschäftigt ist, will einen Schwerpunkt auf die Dörfer setzen. Auch in Konz wohne man in einer ländlichen Region, meint sie. Einsetzen will sie sich für eine gute Versorgung mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und eine zentrale Dorfmoderation, angesiedelt bei der Verwaltung. Sascha Gottschalk, Mitarbeiter einer Vermögensverwaltung, plädiert dafür, nicht weiter Siedlungsflächen auszuweisen, sondern die Innenentwicklung in den Gemeinden zu stärken. "Da braucht es mehr Engagement in der Verwaltung" sagt er. Er spricht sich dafür aus, eine Wohnungsbaugesellschaft auf Initiative der VG zu gründen.

Finanzen und Bad 15,2 Millionen Euro Schulden hat die Verbandsgemeinde aktuell. Doch beim Thema Sparen bleiben die Kandidaten eher unkonkret. Weber spricht sich für einen Mix aus Sparen sowie Investieren und Sanieren aus. Weber sagt: "Falls eine Sanierung nicht wirtschaftlich ist, muss man auch mal abreißen." Bürgermeister und auch Kreis müssten sich bei bestimmten Dingen für eine bessere Ausstattung der Kommunen einsetzen. Gottschalk ist zwar auch der Meinung, dass die Kommunen mehr Geld fordern könnten, findet aber, dass sie auch selbst sparen sollten. Dafür fordert er vernünftige Entscheidungsgrundlagen in Form neutraler Gutachten. Yvonne Mich setzt sich dafür ein, die Folgekosten bei Investitionen stärker zu beachten. Als Beispiel nennt sie das zwei Jahre alte Konzer Schwimmbad und löst damit eine weitere Diskussion aus. Die 45-Jährige macht sich große Sorgen, weil die Auslastung der Einrichtung ihrer Meinung nicht "so toll" ist. Mit einem Freibad wäre das anders gelaufen, findet sie. Weber (51) widerspricht. Er stellt klar, dass die Besucherzahlen der Prognose entsprechen und dass gerade bei einem Freibad die Folgekosten hoch seien. Das Hallenbad sei jetzt die richtige Entscheidung gewesen. Vereine und Schulen fänden es gut. Kinder könnten wieder schwimmen lernen. Der Ausbau zum Freibad bleibe eine Option. Mich kritisiert, dass in erster Linie die Konzer Schulen von dem Bad profitierten. Gottschalk (39) fordert, den Außenbereich so zu gestalten, dass die Schwimmer ihn nutzen könnten.

Verkehr Großen Raum beim TV-Forum nimmt das Thema Verkehr ein. Der seit Jahren diskutierte Moselaufstieg ist mit von der Partie. Yvonne Mich positioniert sich wie Gottschalk klar gegen diese Verbindung des Moseltals mit der A 64. Sie befürchtet "riesige ökologische Probleme" und favorisiert einen alten SPD-Vorschlag mit einer Brücke über die Mosel, einer Brücke über die Sauer und einem dazwischenliegenden Tunnel. Gottschalk zweifelt daran, dass der Moselaufstieg das Verkehrsproblem löst. Diplom-Finanzwirt Weber sieht hingegen keine Alternative zum Moselaufstieg.

Und wie kann die Konzer Innenstadt in Sachen Verkehr kurzfristig entlastet werden - jenseits der langfristig anvisierten Tunnellösung? Der für die Stadtthemen auf das Podium zurückgekehrte Kandidat Jens Tossing (25) sagt: "Bei 17 000 Autos pro Tag auf der Schillerbrücke sind um die 90 Prozent der Leute alleine unterwegs. Wir wollen einen Verhaltenswechsel." Neben Fahrgemeinschaften spricht er sich für einen besseren ÖPNV aus. Er will nach der Wahl die Bürger befragen und dann entsprechende Buslinien einfordern. Weber kontert damit, dass aufgrund langfristiger Konzessionsverträge da kurzfristig wenig zu machen sei. Doch auch er sieht die Notwendigkeit, mehr Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bringen. Sascha Gottschalk fordert angesichts der aktuellen Staus einen Verkehrsgipfel mit Minister. Alle Stadtbürgermeisterkandidaten sprechen sich für den Bau einer Verbindungsstraße zwischen Pellingen und Roscheid aus. Gottschalk will diese jedoch allein für Busse reservieren.
Mit dem Appell, am 24. September wählen zu gehen, beendet TV-Redakteur Marcus Hormes das Forum. Der Applaus für Kandidaten und Moderatoren ist lebhaft.Extra: EIN ODER ZWEI BÜRGERMEISTER?

 Auch das Publikum kommt beim TV-Forum in Konz in mehreren Fragerunden zu Wort.

Auch das Publikum kommt beim TV-Forum in Konz in mehreren Fragerunden zu Wort.

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Mit der Frage, ob das Ehrenamt des Stadtbürgermeisters und der hauptberufliche Posten des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) in Personalunion geführt werden sollten, eröffnet TV-Redakteur Christian Kremer den Frageteil des Forums. Sascha Gottschalk sagt für die Grünen: "Wir hatten schon mal einen Kandidaten allein für das Amt des Stadtbürgermeisters. Wir hatten den Eindruck, dass das bei der Wahl nicht honoriert wurde." Joachim Weber, der wie Gottschalk für beide Ämter antritt, weist darauf hin, dass bei einer Trennung der Ämter viel Zeit und viele Ressourcen verloren gingen bei der Abstimmung der beiden Bürgermeister.
Die beiden SPD-Kandidaten präsentieren unterschiedliche Argumente für die Ämtertrennung. Jens Tossing, der Stadtbürgermeister werden will, vertritt die Meinung, dass er als Stadtbürgermeister mehr Zeit für die Bürger haben werde als ein einzelner Amtsträger. Er wolle seinen Ganztagsjob als Verwaltungsbetriebswirt im Fall der Wahl auf eine halbe Stelle reduzieren. Yvonne Mich, die den hauptamtlichen VG-Job anstrebt, weist auf die unterschiedlich langen Amtszeiten hin (Stadtchef: fünf Jahre, VG-Chef: acht Jahre). Zudem ergänzt die Tawernerin: "Bei einer Personalunion hat nie jemand eine Chance, Bürgermeister der Verbandsgemeinde zu werden, der nicht aus Konz kommt." Denn der Stadtbürgermeister müsse seinen Wohnsitz vor Ort haben.

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