"Ich lebe heute noch von meiner Musik" - "Deutschland sucht den Superstar"-Gewinner im TV-Interview

Freudenburg · Thomas Godoj war 2008 der Gewinner der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar". Anders als andere Sieger ist er danach nicht in der Versenkung verschwunden, sondern macht Musik. Genauer: deutschsprachige Rockmusik. Am 8. April tritt er im Ducsaal in Freudenburg auf.

Im Vorfeld seines Auftritts im Ducsaal in Freudenburg (Kreis Trier-Saarburg) sprach Thomas Godoj mit TV-Mitarbeiterin Katharina Hahn über massentaugliche Musik, die Castingshow DSDS und die Gründe, warum er als Musiker überleben konnte.

Wie stehen Sie rückblickend zu Ihrer Teilnahme an "Deutschland sucht den Superstar"?
Thomas Godoj: Das hatte Vor- und Nachteile. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, wurde aber gleichzeitig auf diese Castingshow reduziert. Dort funktioniert alles nach Schema F, und man wird nicht ernst genommen, wenn der große Erfolg nach dem ersten Jahr mal abgeebbt ist.

Ist Dieter Bohlen wirklich so fies, wie er im Fernsehen immer wirkt?
Godoj: Ich habe keine Ahnung, wie er privat ist. Während der Aufnahmen zu DSDS war er sehr kamerascheu und ist direkt danach wieder verschwunden. Aber ich glaube nicht, dass er sich verstellt. Bohlen ist eben ein knallharter Geschäftsmann, der weiß, dass die Kritik, die er verteilt, und die Art, wie er sie verteilt, beim Publikum ankommt.

Stehen Sie dem Konzept der Sendung heute kritisch gegenüber?
Godoj: Ja, denn sie war eher auf Boulevardhaftigkeit und die Entertainer-Qualitäten ihrer Teilnehmer ausgelegt. In dieses Konzept habe ich nicht reingepasst, denn es hatte nichts mit Musik zu tun.

Wieso war Ihre erste Single "Love is you" englischsprachig, alle nachfolgenden aber auf Deutsch?
Godoj: Das ist das Schema F. Das, was die Leute von den Gewinnern der Show gewöhnt sind. Wenn man aus dieser Show kommt, hat man erst mal keine Zeit, wirklich selbst ein Album zu machen. Da zieht die Plattenfirma ein paar Songs aus der Schublade, und die sind dann eben auf Englisch, damit das Album möglichst massentauglich wird.

Sie haben 2014 Ihr eigenes Label "Tomzilla-Musik" gegründet. Wieso?
Godoj: Ich lebe heute immer noch von meiner Musik, aber nur, weil ich an mich und meine Musik geglaubt und mich von dieser Maschinerie getrennt habe. Ich habe keine Boulevard-Stories geliefert, um die Plattenverkäufe anzukurbeln und wurde dadurch für die Firma uninteressant. Ein eigenes Label zu gründen, wo es wirklich nur um die Musik geht, hat für mich Unabhängigkeit bedeutet.

War es schwierig, Ihre Alben "V" und "Mundwerk" über Crowdfunding zu finanzieren?
Godoj: Ich habe dem Publikum bei meinen Konzerten erklärt, was ich da eigentlich vorhabe. Beide Projekte hatten eine Laufzeit von drei Monaten und mein Ziel war es, 50 000 Euro zusammenzubekommen. Ich konnte erst kaum glauben, wie gut das funktioniert hat. Beim ersten Album kamen 160 000 Euro zusammen, beim zweiten 186 000 Euro. Beim zweiten Album war die Summe auch schneller erreicht, weil die Leute schon wussten, worum es geht.

Was können die Konzertbesucher von Ihrer Tour erwarten?
Godoj: Energiegeladenen Deutschrock ohne Schnick-Schnack. Am besten, die Leute kommen einfach vorbei und lassen sich live überzeugen.

Interview: Katharina HahnExtra: KONZERT UND CROWDFUNDING


Thomas Godoj gibt auf seiner "Mundwerk"-Tour am 8. April ein Konzert im Ducsaal in Freudenburg. Einlass ist ab 20 Uhr. Karten gibt es im TV-Service-Center Trier. Beim Crowdfunding wird über das Internet Kapital von vielen Menschen zugunsten von Projekten gesammelt, zum Beispiel zur Finanzierung von Spielfilmen oder Musikalben. Die Spender erwerben exklusive Produkte oder Erlebnisse, im Fall von Thomas Godoj beispielsweise Wohnzimmerkonzerte oder einen Komparsenauftritt bei einem seiner Musikvideos, und zahlen dafür einen von ihm festgelegten Geldbetrag. Dadurch kommt im besten Fall nach Ablauf der gesetzten Frist der erwünschte Betrag zusammen, und das Projekt kann verwirklicht werden.

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