"Schlager war schon immer populär" - Stefan Mross im Interview

Trier · Vor zehn Jahren musste er sich noch in jeder Talkshow für seinen Beruf entschuldigen. Heute kann Stefan Mross ungeniert stolz sein, Schlager zu präsentieren und mit „Immer wieder sonntags“ in ausverkauften Hallen auf Tour zu gehen. Schlager sei so gefragt wie immer, sagt er, nur stehen die Leute nun dazu, ihn zu hören.

Im TV-Interview spricht er mit Redakteurin Stefanie Braun über neue und alte Fans, ein Leben mit den Paparazzi und die "Immer wieder sonntags"-Show am 31..März in der Europahalle.

Herr Mross, Sie wurden bereits mit 13 Jahren von Karl Moik entdeckt, war es nicht hart, so früh ins Showgeschäft einzusteigen?

Stefan Mross: Naja, ich habe damals nicht wie heute mehrere Hundert Auftritte im Jahr gehabt, sondern ich war ein ganz normaler Junge, der in die Schule ging und am Wochenende vereinzelt Auftritte auch mal im Fernsehen hatte. Es war ja nicht so, dass ich voll im Berufsleben stand.

Trotzdem sind für einen 13-Jährigen ein paar Fernsehauftritte sicher eine große Nummer.

Mross: Mit 13 sieht man das eher mit Humor, das ist dann eine Art Hobby. Man freut sich, dass man im Fernsehen ist, und alles ist total aufregend. Natürlich war‘s außergewöhnlich, aber ich habe das eher als Spaß gesehen.

Würden Sie dennoch sagen, dass es Ihr Leben sehr geprägt hat, wären Sie heute vielleicht ein anderer, wenn das nicht passiert wäre?

Mross: Ja, auf alle Fälle. Man sagt immer, man kann nicht früh genug anfangen, aber natürlich ist 13 verdammt früh. Ich hätte damals aber auch nie gesagt, dass ich zu jung dafür bin und es deswegen nicht mache, ich wollte es ja unbedingt. Ich hätte heute nie die Erfahrung und ich habe viel gelernt. Andere fangen mit 30 an und blicken dann mit 60 auf eine langjährige Karriere zurück und ich kann mit 41 schon sagen, dass ich seit 30 Jahre auf der Bühne stehe, und das ist immer noch die beste Schule.

Wären Sie denn auch Musiker geworden, wenn das nicht passiert wäre?

Mross: Ich glaube, dass ohnehin alles vom Schicksal gelenkt wird. Musiker wäre ich auf alle Fälle geworden, egal ob in der Dorfkapelle oder als Studierter im Orchester oder als Musiklehrer. Die Musik wäre immer dabei gewesen, aber ob ich hauptberuflich Musiker geworden wäre, weiß ich einfach nicht. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich Koch werde, auch weil viele in meiner Verwandtschaft Köche sind. Das Kochen hat mir auch von Kindesbeinen an sehr viel Spaß gemacht. Dass ich mich mit 13 dazu entschlossen hätte, Musiker zu werden, kann man so ja auch nicht sagen.

Sie gehören in jungen Jahren zum Urgestein des deutschen Fernsehens und der deutschen Musikszene - Wenn Sie sich mit anderen 41-Jährigen vergleichen, fehlt Ihnen manchmal ein "normales Leben"?

Mross: Ich habe mir den Weg ausgesucht. Natürlich gibt's Situationen, in denen man es anstrengend findet. Wenn man von der Presse verfolgt wird und manchmal nicht auf einer Raststätte die Toilette aufsuchen kann, ohne zu meinen, dass man verfolgt wird. Ich hätte nie gedacht, dass das mal so explodiert. Was die Aufmerksamkeit der Presse, hier vor allem die Yellow Press, anbelangt, kann man mich wirklich nicht mit einem anderen 41-Jährigen vergleichen. Ich kann nicht einfach normal einkaufen gehen, sondern muss immer davon ausgehen, dass einer mit der Kamera um die Ecke steht. Da muss man schon schauen, was im Einkaufskorb liegt, weil man vielleicht irgendwie eine Geschichte daraus machen könnte. Wenn ich Ruhe will, kann ich mich zwar auch wie jeder andere auf meiner Wohnzimmercouch zurücklehnen, aber ich werde fotografiert, wenn ich zur Haustür reinkomme und wenn ich wieder hinauskomme. Aber ich liebe meinen Beruf und mein Publikum und habe es mir eben ausgesucht.

Liegt das vielleicht daran, dass Schlager heute durch Helene Fisher und Co. unglaublich populär geworden ist?

Mross: Der Markt ist momentan sehr begrenzt, es gibt die wenigen Großen, die ständig in der Zeitung sind. In den letzten Monaten ging es nur um Königshäuser und Helene Fisher, Florian Silbereisen und mich, und dann geht es wieder von vorne bei den Königshäusern los. Natürlich hat das auch mit dem Boom zu tun, und die Medien suchen sich Leute raus, die interessant für ihre Leser sind.

Warum ist Schlager denn eigentlich gerade so begehrt?

Mross: Schlager war immer schon populär. Nur geben es die Leute nun zu, dass sie sie hören. Vor zehn Jahren hätte das jeder noch verneint. Gerade die Leute, die am meisten drüber geschimpft haben, standen beim Oktoberfest auf dem Tisch und konnten jeden Schlager von vorne bis hinten mitsingen. Es ist offener geworden, die Leute geben es bereitwilliger zu, die Konzerte werden mehr besucht, weil es weniger Fernsehsendungen zu diesem Thema gibt, und man versteht die Sprache einfach. Die Leute können mitsingen, mitfeiern, auch einfach mal richtig zuhören. Das hat es schon mal mit der "Neuen deutschen Welle" gegeben, und ich nenne das jetzt mal die "Neue deutsche Welle des neuen Jahrtausends". Die Leute wollen das wieder.

Was spricht die Volksmusik und der Schlager im Menschen denn an?

Mross: Die Leute können eben sofort mitmachen. Die sind sofort ins Thema integriert. Natürlich gibt es in unserer Szene auch Leute, die versuchen mit Schlager einfach die große Kohle zu machen. Das ist völliger Quatsch. Die Leute merken einfach, wer es ernst meint, sie sind sehr feinfühlig geworden. Es gibt zudem eine große Treue im Schlagergeschäft. Die ganzen Altstars haben auch deswegen so großen Erfolg, weil die Leute immer dran bleiben.

Sie machen "Immer wieder sonntags" bereits seit 2005 - Haben Sie denn auch Entwicklungen beim Publikum festgestellt?

Mross: Sicherlich. Aber auch da sind wir bei dem Thema, dass die Leute jetzt zugeben, dass sie Schlager hören. Wir haben nun vermehrt Jugendliche im Publikum. Ich habe mich nie dafür rechtfertigen wollen, dass wir älteres Publikum haben, das sind nun mal die Treusten. Aber nun sind auch die Jungen dazu gekommen, die mitfeiern wollen. In unseren "Immer wieder sonntags"-Sendungen sitzen nun teilweise drei Generationen drin. Die Publikumsresonanz ist gewaltig gewachsen. Vor zehn Jahren musste ich mich in jeder Talkshow für meinen Beruf entschuldigen, das ist jetzt vorbei. Jetzt gehe ich raus und bin stolz darauf, dass ich auf der Bühne stehe und eine der größten Tourneen mit "Immer wieder sonntags" mache.

Liegt es an gesellschaftlichen Entwicklungen, dass sich die Leute wieder vom ersten Moment an zugehörig fühlen wollen?

Mross: Ja, das ist der Punkt. Wenn ich mir beispielsweise eine neue Robbie-Williams-CD kaufe, dann muss ich mir die erst mal drei- bis viermal anhören, bis ich im Thema drin bin und mich identifizieren kann mit dieser CD, aber dann läuft die bei mir auch ein halbes Jahr durch. Im deutschen Schlager und in der Volksmusik sind die Leute gleich dabei.

Was hören Sie denn privat?

Mross: Von Musical bis hin zu allem, was in den Charts angesagt ist, das ist ja auch mein Beruf, ich muss mich darüber informieren. Da kann auch mal Rammstein oder Guns 'n‘ Roses drin sein. Ich steh auf die breite Masse an Musik. Ich geh da einfach quer durch und habe keine Scheu. Logischerweise liegt auch ein "Immer wieder sonntags"-Sampler im Auto, weil ich ja auch wissen muss, worum es in der Show geht. Mittlerweile hat man es in der Musikbranche auch begriffen, dass alle nur eins wollen, nämlich die Leute gut unterhalten. Früher haben sich die Sparten teilweise "bekriegt", man konnte sich nicht riechen. Jetzt ist die Branche aufgewacht, und beim Echo sitzt Robbie Williams mit Florian Silbereisen zusammen, und Scooter sitzt neben Stefan Mross, und man unterhält sich einfach und hat Spaß miteinander. Die Szene ist offener geworden, und das tut der Szene auch gut.

Was erwartet die Trierer in der Show in Trier am 31. März?

Mross: Wir haben Sketche, Livemusik, Spiele mit dem Publikum - einfach quer durch die Bank, damit die Leute glücklich nach Hause gehen und im nächsten Jahr wiederkommen wollen. Wenn das Publikum Spaß hat, dann haben wir auf der Bühne auch Spaß.

Waren Sie denn schon mal in Trier direkt?

Mross: Ja natürlich, die älteste Römerstadt Deutschlands muss man schon kennen. Ich bin im Spätherbst mal nach Trier gefahren, und wenn man von Kaiserslautern in dieses Flusstal reinfährt, mit den Weinbergen und der Mosel, das hat schon was von Indian Summer in Kanada. Ihr lebt in einer echt schönen Gegend.

Immer wieder sonntags, Freitag, 31. März, 19.30 Uhr, Europahalle Trier

Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort