Weit gereist und sehr erfahren

Trier · Roman Brogli-Sacher hat es bis in die letzte Runde geschafft. Der Dirigent ist einer der Kandidaten für die Nachfolge von Generalmusikdirektor Victor Puhl am Trierer Theater. Heute dirigiert Brogli-Sacher das 7. Trierer Sinfoniekonzert.

Trier Spektakulär war sein Dirigierstil ganz bestimmt nicht. Beim Probedirigat mit Humperdincks "Hänsel und Gretel" präsentierte sich Roman Brogli-Sacher nicht als Dirigent, der aufputschen und Emotionen schüren will, sondern - zumindest im Orchestergraben - als sorgfältiger, aufmerksamer Sachwalter der Partitur. Kein Wunder, dass die Trierer Findungskommission den Schweizer Dirigenten für die letzte Runde im Auswahlverfahren um die Position des Generalmusikdirektors (GMD) nominierte. Im 7. Sinfoniekonzert heute Abend steht er mit Musik von Weber, Nino Rota und Beethoven am Pult.
Brogli-Sacher, Jahrgang 1966, kann vor allem mit seiner Erfahrung punkten. Er leitete stolze 15 Jahre das Orchester der Hansestadt Lübeck, davon zwölf Jahre als Generalmusikdirektor und außerdem sieben Jahre als Operndirektor. Seit 2015 dirigiert er das Jiangsu Symphony Orchestra im chinesischen Nanjing (Nanking). Obwohl er dort den ansehnlichen Titel eines Chefdirigenten führt, hat er sich in China nicht niedergelassen. "Ich lebe in der Schweiz", sagt er im Gespräch mit dem TV. Und weist nicht ohne leisen Stolz auf seine internationale Dirigier-Aktivität hin.
Gerade hat er in Chemnitz Brahms und das "Heldenleben" von Richard Strauss dirigiert. Die nächsten Konzerte finden in Verona mit Brahms und Elgar statt und in Rostock mit dem "Zarathustra" von Richard Strauss. Außerdem steht eine Freiluftveranstaltung auf dem Berliner Gendarmenmarkt an. Über Mangel an Aufträgen kann Brogli-Sacher jedenfalls nicht klagen.
Was veranlasst dann einen erfahrenen und weit gereisten Dirigenten, sich um die Trierer GMD-Stelle zu bewerben? Es sei der Gestaltungs-Spielraum, den man als Generalmusikdirektor habe, sagt er. Will heißen: Ein Ensemble zu formen und ein Orchester zu schulen, ist eindeutig Chefsache und kein Fall für Kapellmeister oder Gastdirigenten. Brogli-Sacher geht es vor allem um das Ensemble, das in Trier durch die Kündigungsaktion des vormaligen Intendanten heftig Federn lassen musste. Er möchte das Trierer Theater wieder zum Sprungbrett machen für Sängerinnen und Sänger. Im Übrigen weiß der Schweizer mit dem österreichisch klingenden Nachnamen natürlich, dass ein paar Komplimente nicht schaden können. Trier sei eine "interessante Traditionsstadt" heißt es da. Und die Philharmoniker seien ein gutes Orchester. Im Übrigen gilt: "Ich habe viele CDs aufgenommen mit meiner Plattenfirma in Kassel. Ich würde diese Reihe gerne weiterführen. Das geht aber nur mit einem Orchester, das genügend Qualität hat und mit dem man kontinuierlich arbeiten kann."
Erste Vorstellungen über seine Programmpolitik hat Brogli-Sacher schon jetzt. Eine "Richard-Strauss-Linie" könne er sich vorstellen, mit "Rosenkavalier" und "Ariadne". Und nimmt mit Interesse zur Kenntnis, dass Richard Strauss Anfang der 1920er Jahre zur Trierer "Ariadne" unter Heinz Tietjen persönlich anreiste.
Heute steht erst einmal das Probedirigat an. Dessen Programm nimmt sich eher bescheiden aus, und Brogli-Sacher betont, es stamme nicht von ihm. Webers "Euryanthe-Ouvertüre, Nino Rotas Cellokonzert Nr. 2 und Beethovens Zweite sind in der Regel nicht Anlässe für heftige Gefühlswallungen. Aber genau darin sieht Brogli-Sacher die Hausforderung. Werde sie gut gespielt, dann sei vor allem Beethovens Zweite "erfrischend und spannend." Und die Musik von Nino Rota habe er als Posaunist sehr genau kennengelernt und häufig aufgeführt. Da kann im Konzert nun wirklich nicht mehr viel schief gehen.
7. Sinfoniekonzert, 27. April, 20 Uhr,, Theater Trier. Werke von Weber, Rota und Beethoven, Norbert Anger, Violoncello,

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