Zuerst Angstschreie, dann Lachsalven: Premiere von Flic Flac in Trier (Fotostrecke)

Jörg Pistorius · Akrobatik ohne Netz, berauschende Bilder und wirklich komische Typen – all das ist Flic Flac. 1400 Zuschauer feiern die Premiere.

 Zirkus Flic Flac mit seinem artistischem Programm "Farblos" im Messepark. (Ve.)/ TV-Foto: Friedemann Vetter

Zirkus Flic Flac mit seinem artistischem Programm "Farblos" im Messepark. (Ve.)/ TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Ein Clown. Rote Nase, weißes Gesicht, bunte Klamotten, Riesenschuhe. Wer eine Vorstellung von Flic Flac besucht, kann derart traditionelle Erwartungen an einen Zirkus an der Kasse abgeben. Der 1989 von den Brüdern Benno und Lothar Kastein im nordrhein-westfälischen Bocholt gegründete Zirkus hat keine Tiere, keine klassische Manege und auch keine Clowns. Was nicht heißt, dass es keine komischen Typen gibt.

Justin Case hat keine rote Nase und kein weißes Gesicht. Er fährt stattdessen Rad. Da sein Rad aber ständig auseinanderfällt, setzt er die Einzelteile immer wieder neu und abenteuerlich zusammen. Wo eben noch der Sattel war, sind jetzt die Pedale. Justin Case fährt dennoch in allen Lagen und Positionen, und das Publikum lacht dabei, bis eniigen die Tränen kommen.

Schließlich packt der Komiker zu den majestätischen Klängen von "Also sprach Zarathustra" ein Miniaturrad aus, das von der Größe her eher zu einem Lego- oder Playmobil-Set passen würde, setzt sich darauf und fährt damit durch einen Feuerreifen.

Was als locker-leichte Unterhaltung rüberkommt, ist wie immer bei Flic Flac eine Kust auf Weltniveau. Hinter dem Bühnennamen Justin Case verbiorgt sich ein Australier, der zu den gefragtesten Zirkusartisten der Welt gehört.

Wenn die aus Kolumbien stammenden sieben Jungs von der Adrenalin Troupe in elf Metern Höhe auf einem Stahlseil so selbstverständlich balancieren, als sei es Moselsteig, oder bereits als erste Nummer des Abends auf dem Todesrad in 14 Metern Höhe springen und fliegen, ertönen immer wieder laute Rufe des Schreckens aus dem Publikum. In bestimmten Momenten ist der Zuschauer sicher: Er stürzt. Jetzt muss er stürzen. Und es gibt kein Netz und keine Matte. Aber auch hier sind Weltklasse-Artisten am Werk.

Patrick Lemoine ist der zweite komische Typ im Programm und verbindet Jonglieren mit meisterhaftem Klamauk. Der Weißrusse Viktar Shainoa fällt auf mit einem Sado-Maso-Outtfit und fasziniert mit einer unglaublichen Nummer an den Bändern. Er schießt zur Decke hinauf, fliegt und wirbelt und kommt genauso schnell wieder in Richtung Boden zurück. Keine seiner Bewegungen und Aktionen ist vorhersehbar.

Auch das Duo Turkeev arbeitet mit Bändern und Höhen. In einer stark choreographierten Nummer zeigen die Artisten die Höhen und Tiefen einer Beziehung im wahrsten Sinne des Wortes. Aufstieg, Absturz, Trennung, Versöhnung - ein romantisches Drama ohne Worte.

Christina Garcia ist eine Contortionistin. Das bedeutet, sie kann ihren Körper verbiegen, als wäre ihr Skelett aus Gummi. Sie ist auch treffsicher mit Pfeil und Boden, allerdings schießt sie mit den Füßen. Wunderschön und extrem kraftvoll zeigen Jenny Kastein und Daniil Biriukov im plötzlich vom Zeltdach strömenden Regen ihre Variante der Gleichgewichtskunst Äquillibristik - Halt suchend und Halt gebend.

Jede der Flic-Flac-Nummern ist auf ihre Art enorm intensiv. Action pur bieten die Motorradartisten Ondrej Zaruba, Sylvan Masson und Tomasz Lysacek, als sie mit ihren Geschossen über die Köpfe der Zuschauer hinwegfliegen, dabei Kunstfiguren zeigen und auf der anderen Seite des Zelts wieder landen.

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