Luxemburger Flughafen Findel: Versorgungsriese macht Luftsprünge

Luxemburg · Der Findel wächst und wächst. Schon dieses Jahr soll die 3,5 Millionen- Passagier-Grenze erreicht werden. Damit am Luxemburger Flughafen von der Gepäckaufgabe bis zur Passagierabfertigung alles reibungslos läuft, dafür sorgt die Luxair Services mit 534 Mitarbeitern.

 Bei Luxair Services ist vieles handgemacht: So werden trotz einer neuen Konkurrenz bei der Abfertigung alle Flugzeuge von der Luxair-Tochter abgefertigt.

Bei Luxair Services ist vieles handgemacht: So werden trotz einer neuen Konkurrenz bei der Abfertigung alle Flugzeuge von der Luxair-Tochter abgefertigt.

Foto: Sabine Schwadorf

Der Luxemburger Flughafen Findel ist auf Wachstumskurs: Bleibt es beim aktuellen Passagierboom, wird der Flughafen noch in diesem Jahr mehr als 3,5 Millionen Passagiere abfertigen. Vor allem seit Billigflieger wie die Easyjet (seit 2012) und die irische Ryanair (seit Ende 2016) vom Findel aus in die Luft gehen, sind die Passagierzahlen rapide gestiegen. "Ein Flughafen, der nicht wächst, ist nicht gesund", freut sich daher Réné Steinhaus, Sprecher des Flughafenbetreibers Lux-Airport.

Hauptprofiteur neben dem Flughafen ist Luxair Services, das "Mädchen für alles" der Luxair-Gruppe. Denn wer vom Großherzogtum in die Welt jettet, nimmt automatisch mehrere Dienstleistungen von Luxair Services, beim sogenannten Handling, in Anspruch. "2017 ist ein spezielles Jahr, wir haben ein Wachstum in allen Bereichen, das wir so bislang nicht kennen", sagt Adrien Ney, Präsident der Luxair-Gruppe. Während sich die übrigen Tochter-Unternehmen um die Airline (Luxair), die Pauschalreisen (Luxair Tours) und die Fracht (Luxair Cargo) kümmern, ist Luxair Services für die Passagier- und Gepäckabfertigung, die Maschinenabwicklung, die technische Kontrolle von Maschinen und Rollfeld sowie das Catering in den Flugzeugen zuständig. Zwar gibt es eine weitere Handling-Lizenz, doch ist noch kein Akteur in Konkurrenz zum Platzhirsch getreten. "Wir sind hier, damit alles rund um den Flugbetrieb funktioniert", sagt Jean-Paul Gigleux, Vize-Präsident Airport Services. Die Sicherheit von Mensch und Material stehe "an erster Stelle".

Passagiere: Von der Betreuung von Rollstuhlpassagieren über die Begleitung alleinreisender Kinder bis hin zu besonderem Service für Business-Reisende mit einer Wohlfühl-Lounge inklusive Ledersesseln, Buffett und Bar - Luxair Services hat sich auch auf Sonderwünsche eingestellt, was nicht zuletzt zeigt, dass stets zehn Beschäftigte nichts anderes tun, als diese Sonderwünsche zu erfüllen oder bei Kritik und Zwischenfällen zu reagieren und Schadensbegrenzung zu leisten. Der von Lux-Airport geforderte Standard: Wer am Findel eincheckt, wird vom Handling zu 99,6 Prozent innerhalb von 20 Minuten abgefertigt, kontrolliert und zum Flugzeug gelassen, bei Business-Passagieren geht's ruckzuck in fünf Minuten. "Das ist eine Höchstleistung unseres Personals, wenn an Spitzentagen 7500 Passagiere verreisen", sagt Gigleux.

Abfertigung: Auf dem Findel gibt es zwar keinen 24-Stunden-Passagierflug, aber wer am Flughafen arbeitet, muss aufgeweckt sein. Ab 4 Uhr in der Frühe steht das 438 Mann starke Bodenpersonal in den Startlöchern und bleibt, bis der letzte Flug spätabends Luxemburg erreicht hat. Was dem Unternehmen immer wieder Bestnoten vonseiten der Flugegsellschaften beschert, sind Schnelligkeit und Sicherheit. Selbst größere Flugzeuge wie eine Boeing 737 fertigt Luxair Services innerhalb von 55 Minuten ab, heißt: Die Maschine wird be- und entladen, unter Aufsicht der Feuerwehr getankt, gereinigt und wieder zur Landebahn gebracht. Zuvor haben Pilot, Co-Pilot und ein Handling-Mitarbeiter die Maschine gecheckt, bei Propeller-Maschinen gar jedes Rotorblatt geprüft. Billigflieger wie Ryanair, wo das Bordpersonal selbst staubsaugt, sind schon in 35 Minuten startfertig. Und das Gepäck liegt maximal 35 Minuten nach der Landung auf dem Rollband. "Das Wachstum des Flughafens bedeutet einen enormen Druck auf unsere Organisation", sagt Luxair-Chef Ney. Dass das Wachstum bei Passagieren größer sei als das bei den Flügen zeige, dass mehr größere Maschinen in Luxemburg landeten. "Größere Maschinen bedeuten für uns mehr Störungen und dass wir mehr Personal bereitstellen müssen, aber gleichzeitig alle Vorgaben einhalten müssen." Die Folge: In der Gruppe ist die Zahl unbefristeter Verträge seit 2009 um 50 Prozent gewachsen, die Zahl der Mitarbeiter insgesamt um 300.

Catering: Luxair Services beschäftigt im Catering rund 120 Mitarbeiter, denn jedes Brötchen wird selbst gebacken, jedes Sandwich frisch für jeden Flug belegt. So wandern jeden Tag rund 22 000 Mahlzeiten an Bord der Luxairmaschinen, aber auch auf Anfrage an andere Gesellschaften.

Equipment: Mehr als zwei Millionen Euro investiert Luxair Services allein in diesem Jahr in die Technik - in zwei neue Vorfeldbusse, sechs neue Förderbandwagen und einen neuen Enteiser. "Zu einem Mehr an Personal brauchen wir optimales Material. Denn wir müssen die Produktivität hochhalten, während wir weiter wachsen. Ein Spagat", sagt Luxair-Vizepräsident Martin Isler. Das beinhalte nicht nur, dass alle 500 Maschinen des Fuhrparks funktionsfähig seien, sondern auch, dass jeder Handling-Mitarbeiter jährlich 34 Stunden Training in Simulatoren oder zum Krisenmanagement zu absolvieren habe.

Wachsen am Findel die Passagierzahlen und Flugbewegungen weiter, wird der Flughafen in etwa drei Jahren und bei 5 Millionen Passagieren seine Kapazität erschöpft haben. Denn ein Passagierwachstum wie derzeit von 16 Prozent ist ungewöhnlich, vier bis fünf Prozent schon gut. Doch Lux-Airport-Sprecher Steinhaus sagt: "Wir schauen fünf Jahre voraus. Und da haben wir noch Puffer, um weiter zu wachsen." Selbst, wenn noch weitere Fluggesellschaften wie derzeit Interessenten aus Russland und Rumänien dazukämen, werde die Luft am Findel noch lange nicht dünner.Extra: ESSEN AUF FLÜGELN

 Beim Catering setzt man auf eigenes Küchenpersonal und frische Zubereitung für jeden Flug in die Ferne.

Beim Catering setzt man auf eigenes Küchenpersonal und frische Zubereitung für jeden Flug in die Ferne.

Foto: Luc Deflorenne, Luxair Services
 In der neu renovierten Schalterhalle B am Luxemburger Flughafen Findel werden die Passagiere für kleinere Maschinen der Fluggesellschaft auf ihre Reise vorbereitet.

In der neu renovierten Schalterhalle B am Luxemburger Flughafen Findel werden die Passagiere für kleinere Maschinen der Fluggesellschaft auf ihre Reise vorbereitet.

Foto: Sabine Schwadorf

In den ersten acht Monaten hat Luxair Services bereits mehr als 2,3 Millionen Passagiere abgefertigt, ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2016. Für das gesamte Jahr werden 3,5 Millionen Passagiere erwartet. Täglich starten 5700 Passagiere vom Findel aus, an Spitzentagen bis zu 7500. Die Zahl der knapp 32 300 Starts und Landungen ist in den ersten acht Monaten um acht Prozent gestiegen. Im Catering hat Luxair Services im Vergleich zum Vorjahr mit gut 1,5 Millionen Mahlzeiten ein Plus von 14 Prozent erzielt. An Spitzentagen werden bis zu 22 000 Mahlzeiten angerichtet. Das Tochter-Unternehmen der Luxair-Gruppe fertigt Maschinen und Passagiere von derzeit insgesamt 15 Luftfahrtgesellschaften auf dem Findel ab. 500 Fahrzeuge sind permanent im Einsatz, um Flugzeuge zu betanken, zu kontrollieren und von oder zur Landebahn zu begleiten. Luxair Services hat derzeit 537 Mitarbeiter, die Luxair-Gruppe 2900 Beschäftigte.

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