Die Möhnen kennen kein Pardon

Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach · In Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach können die Bürgermeister zu Hause bleiben: Die Karnevalisten haben die Rathäuser erobert.

Der Traben-Trarbacher Stadtbürgermeister Patrice Langer (links) und sein Bernkastel-Kueser Amtskollege Wolfgang Port müssen ihre Schlipse opfern. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz/Clemens Beckmann

Der Traben-Trarbacher Stadtbürgermeister Patrice Langer (links) und sein Bernkastel-Kueser Amtskollege Wolfgang Port müssen ihre Schlipse opfern. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz/Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )
Die Möhnen kennen kein Pardon
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Die Wehlener Eulen freuen sich über das Wiedersehen mit Bürgermeister Ulf Hangert (im Hintergrund). TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Wehlener Eulen freuen sich über das Wiedersehen mit Bürgermeister Ulf Hangert (im Hintergrund). TV-Foto: Clemens Beckmann

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Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach Der Kampf von Stadtbürgermeister Wolfgang Port ist wie immer genauso zweck- wie aussichtslos. Die 20 anrückenden Bernkasteler Möhnen bemächtigen sich der Stadtkasse, leeren sie bis auf den letzten Cent und stecken das Geld in kleine Sammelbüchsen. Dort ist es gut aufgehoben. Denn der gesamte Inhalt kommt wohltätigen Zwecken zugute. Apropos Sammelbüchsen: Mit diesen stellten sich einige wagemutige Möhnen jahrelang in der Nähe der Brücke mitten auf die Fahrbahn und baten um Wegezoll für den guten Zweck. Als Dankeschön erhielten die Autofahrer ein kleines Herz, das auf die Windschutzscheibe geklebt wurde. Diese Praxis wurde den Möhnen verboten. Einige Autofahrer hatten sich wohl beschwert. Sie hatten sie offenbar für Wegelagerinnen gehalten. Es ist aber offenbar auch nicht erlaubt, Fahrzeuge anzuhalten. Das darf nur die Polizei. Den Möhnen entgeht dadurch aber einiges an Einnahmen. Sie suchen nach einem Ausweg und wollen dafür die beiden Busspuren im Bereich des Gestades nutzen. Dort soll an ihrem höchsten Feiertag ein Schild mit einem Vers in Reimform stehen: Wer arbeitet, ist auf der Flucht. Wer spenden will, fährt in die Bucht. Die Genehmigung dafür haben sie aber noch nicht.
Bei der Rathauserstürmung sind natürlich auch die beiden Prinzen Christian und Kornelius dabei. "Das einzig wahre Prinzenpaar", betont Christian. Ein Bautrupp hat sich unter die Möhnen gemischt. Sechs Frauen bieten ihre Dienste für "jeden Bau" an. Hintergrund ist die Sanierung der Burg Landshut, die immer noch im Gange ist. Der große Kran stelle weiter alles in den Schatten. "Auch der Stadtbürgermeister kommt aus dem Bauschatten nicht heraus. Er sieht dabei aus wie eine kleine Maus. Drum Wolfgang gib dir einen Ruck und beuge dich dem Frauentrupp", reimen sie. Er werde den Bautrupp einstellen, verspricht Port. "Aber nur für einfache Arbeiten", schränkt er ein. Ob da der Bau einer Rutsche vom Ratssaal auf den Marktplatz dazugehört? Die Möhnen bringen sie ins Spiel und wären begeistert über die rasante Abfahrt. Zwei Jahre lang, während des Exils der Verwaltung, blieb Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, an Weiberfastnacht unbehelligt. Jetzt reimt er wieder, Gott sei Dank. Den Wehlener Möhnen berichtet er von all den großen und kleinen Wirrungen auf der Welt. "Die sind nur zu ertragen mit reichlich Wein und Sekt im Magen", sagt er. Für die Wehlener Eulen - mit Prinzessin Sabina I. und Prinz Eberhard I. an der Spitze - und einige Schüler der Rosenbergschule ist es die Rückkehr in eine bekannte Welt.
Nur mit der Kunst am Bau, speziell der Form der Lichtmasten, können sie sich nicht so recht anfreunden. "Doch wir lieben unsere schöne Stadt, woanders wollen wir nicht hin", sagt Eule Helga Bergweiler.
Die Narren in Traben-Trarbach kennen den Weg: Während im Rathaus der Verbandsgemeinde der Sekt bereitgestellt und das Fässchen Kölsch angezapft wird, kommen schon die ersten Narren des Karnevalsvereins Traben-Trarbach die Treppe zum Sitzungssaal herauf.
Küsschen hier, Küsschen da - man kennt sich. Die beiden Bürgermeister Patrice Langer (Stadt) und Marcus Heintel (Verbandsgemeinde), die modisch gesehen eher von sportlichem Typ sind, haben sich vorbereitet und Krawatten angezogen.
Der Strom der in aufwendigen rot-weißen Kostümen gewandeten Karnevalisten will gar nicht aufhören - und so füllt sich der Sitzungssaal.
Der Stadtvorstand rückt zur Seite und macht Präsidentin Sabrina Barth Platz, die dem Prinzenpaar voranschreitet. Sie ergreift auch gleich das Wort: "Pat und Marcus, ihr habt keine Wahl - wir haben die Übermacht hier im Saal. Was euch jetzt noch retten kann, ist Moselriesling für Frau und Mann. Und lasst euch nicht lumpen, macht kräftig voll die Humpen". Prinz Thomas II., Prinzessin Anja I., Kinderprinz Louis I, und Kinderprinzessin Aycin I. übernehmen den Rathausschlüssel und eröffnen das närrische Treiben.

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