Einzelhändler in Prüm klagen: "Das geht an die Substanz"

Prüm · Für einige Prümer Geschäfte wird es wegen der Hahnplatz-Baustelle eng. Deshalb soll bald die Straße wieder freigegeben werden. Und am oberen Platz geht es jetzt auch zügig weiter.

 Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage: Beschilderung am nördlichen Stadteingang. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage: Beschilderung am nördlichen Stadteingang. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm "Mir ist auch klar, dass man nicht ,schnipp' machen kann und hat eine neue Stadtmitte", sagt Andrea Willems-Esch. Sie hat vor drei Jahren das Haushaltswaren-Geschäft Wilhelm Müller am Johannismarkt von ihren Eltern übernommen. Ein Prümer Traditionshaus, normalerweise immer gut besucht - aber zurzeit hat sie damit zu kämpfen, dass deutlich weniger Kunden zu ihr kommen: "Das geht wirklich an die Substanz."
Dabei ist der Johannismarkt ja problemlos anzufahren, er liegt 100 Meter von der Baustelle entfernt. Andrea Willems-Esch vermutet deshalb, dass die Flaute auch mit der Beschilderung an den Stadteingängen zusammenhängt - daran habe sie sich von Anfang an gestört. Wer in die Stadt wolle, werde davon verunsichert - und folge lieber der Umleitung, die ihn aus der Innenstadt führt. Deshalb genüge der dort angebrachte Hinweis, dass alle Geschäfte und Parkplätze erreichbar seien, einfach nicht. Außerdem sei die Durchfahrt nur für Anlieger freigegeben.
Sie hofft nun darauf, dass bald die Straße über den Hahnplatz wieder geöffnet und die Anlieger-Regelung beendet werden kann.
Dafür steht jetzt auch ein Termin: Am Dienstag, 6. Juni, direkt nach Pfingsten, solle die Asphalt-Feinschicht aufgetragen werden, sagt Rainer Schönecker, Vorarbeiter der Baufirma Schnorpfeil. Und in der Woche darauf werde man zumindest wieder in und aus Richtung Bahnhof durchfahren können.
Ja, es sei schwierig zurzeit, sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. Denn da kommen ja noch die Grabungen des Rheinischen Landesmuseums dazu (der TV berichtete), die immer wieder die Arbeiten unterbrechen. "Aber schlimmer wäre es, wenn die aus dem Platz ein Grabungsgebiet machen würden", sagt die Bürgermeisterin. Denn dann liefe in Prüm erst einmal gar nichts mehr. Stattdessen, das bestätigt auch Rainer Schönecker, arbeite man in einvernehmlicher Absprache mit den Archäologen.
Die übrigens ebenfalls so flott vorgehen wie möglich: Seine ganze Arbeit in Trier ruhe zurzeit, sagt der wissenschaftliche Grabungsleiter Lars Blöck. "Ich hab da eigentlich genug zu tun." Stattdessen ist er in der Abteistadt, kratzt dort an alten Mauerresten - und hat weitere Mitarbeiter für Prüm beantragt, damit es noch ein wenig schneller gehen kann mit der Sichtung und Erfassung der historischen Überreste.
Am Oberen Hahnplatz sei man damit übrigens jetzt durch - deshalb habe dessen Fertigstellung nun Priorität, sagt Rainer Schönecker, alles in Abstimmung mit dem Landesbetrieb Mobilität. Der Vorarbeiter legt sich auch auf einen Zeitraum dafür fest: "Da wollen wir im August fertig sein." Und ja, das könne man so schreiben.
Dass all diese Arbeiten gemacht werden müssen, "ist ja logisch", sagt auch Josef Mertes vom Optikgeschäft am Oberen Hahnplatz. Und ergänzt, dass man Schönecker und dessen Kollegen "überhaupt keinen Vorwurf machen" könne. Im Gegenteil: Er habe letztens noch darauf hingewiesen, dass der Durchgang direkt vor seinem Geschäft ausgebessert werden müsse - "und kurz darauf war's gemacht".
Allerdings wünscht er sich auch mehr Information darüber, was sich tue, warum Verzögerungen einträten, wann es wo weitergehe. Die Bürgermeisterin hat darauf reagiert und inzwischen die direkten Anlieger für gestern Abend zum Gespräch eingeladen.
Mertes verweist noch auf ein spezielles Problem: In seiner Kundschaft seien auch zahlreiche ältere Bürger. Und viele von denen hätten Probleme, zu ihm zu kommen: "Die quälen sich durch. Oder bleiben einfach zu Haus." Deshalb ist er froh darüber, dass nun der Platz direkt vor seiner Tür zügig angegangen wird.
Und Bruno von Landenberg vom LBM, auf die Schilder-Thematik angesprochen, sagt zu, dass man mit Polizei, Verbandsgemeinde und Stadt noch einmal die Hinweistafeln überprüfen werde: "Und dann sehen wir mal, ob wir die Beschilderung an diesem Punkt noch entzerren können." Das freut auch Andrea Willems-Esch: Das sei doch eine gute Nachricht, "dass da noch mal Bewegung reinkommt". Und dass die Straße über den Hahnplatz nun absehbar wieder befahrbar sei.
Apropos "Anlieger frei": Da kann Bruno von Landenberg auch Klärendes beitragen - denn Anlieger sei man schon, wenn man zu einem "Zigarettenautomaten oder einem Briefkasten" fahre.KommentarMeinung

 Andrea Willems-Esch spürt einen deutlichen Umsatzrückgang.

Andrea Willems-Esch spürt einen deutlichen Umsatzrückgang.

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Hereinkutschiert!
Der zweite Prümer Baustellensommer steht bevor - und es zeigt sich immer deutlicher, dass das Großprojekt mehr als nur Zeit und Nerven kostet. Das war allen bekannt, aber jetzt beginnen viele es richtig zu spüren. Und deshalb ist es so wichtig, das Ziel vor Augen zu behalten. Und die Nerven. Denn an der Baustelle sind alle nachweislich darum bemüht, voranzukommen oder zu justieren, sobald es an einer Stelle nicht zügig weitergeht. Und, noch einmal: Alle Geschäfte in der Stadt - von denen übrigens die meisten jenseits des Hahnplatzes liegen - sind nach wie vor erreichbar. Da bleibt nur der Aufruf: Leute - kommt nach Prüm. Es ist alles nicht so schlimm. Ihr könnt sogar derzeit an Stellen parken, wo es früher gar nicht erlaubt war. Und nach dem Umbau auch nicht mehr sein wird. Also bitte: Hereinkutschiert! f.linden@volksfreund.de

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