Geheimnisverrat im Fall Tanja Gräff? - Staatsanwaltschaft ermittelt nach Volksfreund-Bericht

Trier · Die Berichterstattung über Tanja Gräff beschäftigt die Justiz. Die Trierer Staatsanwaltschaft ermittelt nach einem Bericht des Trierischen Volksfreunds wegen Verdachts des Geheimnisverrats. In Bonn wurde ein Journalist wegen Verleumdung angezeigt.

Es war ein Satz, der die Aufmerksamkeit der Trierer Staatsanwaltschaft erregt hat: "Das geht nach Informationen unserer Zeitung aus dem Gutachten des Mainzer Rechtsmediziners Professor Reinhard Urban hervor ." Das vermeldete der Trierische Volksfreund am 9. Juli über die an dem Tag stattfindende Pressekonferenz, bei der eben dieses rechtsmedizinische Gutachten zum Tod der Trierer Studentin Tanja Gräff vorgestellt wurde . Das Skelett der jungen Frau wurde Anfang Mai am roten Felsen in Trier gefunden.

Doch offenbar irritierte die Staatsanwaltschaft, dass der TV bereits vor der Pressekonferenz wusste, dass es keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen gibt. Von Amts wegen, also ohne dass jemand Strafanzeige erstattete, leitete die Behörde Ermittlungen ein. Es habe den Anfangsverdacht "der Verletzung des Dienstgeheimnisses" gegeben, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. Von dem Gutachten hätten mehrere Personen, "unter anderem auch Mitarbeiter der Strafverfolgungsbehörden", gewusst. Es sollte herausgefunden werden, wer dem TV die Informationen gegeben hat. Es sei nicht unüblich, dass wegen Medienberichten Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, wenn der Verdacht eines strafbaren Verhaltens besteht, sagt Fritzen.

Der Bonner Staatsanwaltschaft liegt eine Strafanzeige wegen Verleumdung vor. Sie richtet sich gegen den Autor eines Berichts über Tanja Gräff in der Tageszeitung Bonner Generalanzeiger. Darin ging es auch um einen Mann (Spitzbart), der angeblich etwas mit dem Verschwinden von Tanja Gräff nach einem Sommerfest an der Trierer Fachhochschule vor acht Jahren zu tun haben sollte.

Während die Bonner Behörde noch prüft, ob in der Sache ermittelt wird, hat die Trierer Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen Verdachts des Geheimnisverrats bereits eingestellt. Es lasse sich nicht herausfinden, wer dem Volksfreund die Informationen über die Ergebnisse des Gutachtens gegeben habe, sagt Fritzen.

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