In der Klinik zum Pinsel gegriffen: Wie ein Künstler aus Nigeria nach Irsch kam

Irsch/Trier · Der Künstler Oni Okeke aus Nigeria lebt in Irsch. Eine schwere Krankheit hat ihn nach Deutschland geführt, die Hoffnung hat ihn nie verlassen. Ab heute stellt er Bilder in Trier aus.

 Oni Okeke liebt leuchtende Farben. TV-Foto: Alexander Schumitz

Oni Okeke liebt leuchtende Farben. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Vor der Haustür stehen zwei Staffeleien. Wer dann in die kleine Wohnung in einem Hinterhof in Irsch kommt, riecht erst mal Ölfarbe. Wo andere ihren großen Flachbildschirm-Fernseher hinhängen würden, hängt ein Bild. Davor stehen zwei Stühle, die mit einer Decke geschützt sind. Denn - richtig - darauf steht wieder ein großformatiges Bild zum Trocknen.

Oni Okeke liebt leuchtende Farben. "Sie drücken die Hoffnung aus, die in allem zu finden ist", sagt der Künstler, der vor zehn Jahren aus Nigeria nach Saarburg kam und sich "sofort" in den Fluss, die Saar, verliebte. Deutschland war damals für ihn das Land seiner Hoffnung. Auf Heilung. Von Leukämie. Die Behandlung dauert bis heute. "Aber ich lebe und sehe immer wieder ein Licht, das mir hilft, meinen Weg aus dem Dunklen zu finden", sagt der gläubige Christ.

Schon früh zeichnete und malte Okeke. Allerdings schlug er zunächst einen anderen Weg ein und wurde Journalist. Er berichtete über alles, was in seiner Heimatstadt Enugu passierte. Sein journalistisches Handwerk gelernt hat er an der Universität. Okeke: "Gleich nebenan war die Kunsthochschule." Und so kam es, dass er sich mit Künstlern anfreundete und ihr Manager wurde.

In Deutschland fing er dann wieder mit dem Malen an. "Als ich im Krankenhaus lag, habe ich mir Leinwand und Ölfarben gekauft und fing wieder mit dem Malen an", sagt der 48-Jährige im TV-Gespräch. Auf seinen Bildern finden sich häufig stilisierte Menschen wieder, die manchmal auch persönliche Erlebnisse widerspiegeln.

So beispielsweise das Bild, das ein junges Mädchen zeigt, das an der Brust seiner Mutter saugt. Es erzählt die Geschichte einer syrischen Mutter auf der Flucht, "wie sie ihr Kind, obwohl es kaum etwas zum Essen gab, beruhigt". Dieses Trauma hat Okeke lange beschäftigt, bis er schließlich die Frau fragte, ob er das Thema künstlerisch umsetzen dürfe. Es passiere ihm aber nur äußerst selten, dass er Geschichten aus seinem Arbeitsumfeld in seinen Bildern umsetze. Als Mitarbeiter in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Saarburg ist es für Okeke auch eine Frage des Respekts, dass er diese Themen selten in seinen Bildern aufgreift. Nur manchmal brechen sie durch. Wichtiger ist ihm, dass man den Bildern seine afrikanischen Wurzeln ansieht. "Ich glaube, dass das viele Leid in Afrika gestoppt werden kann", sagt Okeke - und so scheint auf seinen Bildern immer wieder die Sonne oder der Mond als Lichtquelle der Hoffnung.

So ganz hat der Maler das Schreiben nicht aufgegeben. Immer wieder verfasst er Kinderbücher, die in Nigeria viel gelesen werden. Und so erscheint in den nächsten Wochen wieder eines, mit Illustrationen eines Freundes. Nein, zweimal möchte er dann für die gleiche Geschichte doch nicht zum Stift greifen, sagt Okeke mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Das Robert-Schuman-Haus in Trier zeigt die Bilder von Oni Okeke. bis zum 7. Juli. Die Vernissage ist am Freitag, 28. April, 17 Uhr.

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