Pfarrgemeinde Saarburg kündigt Räume im "Schwarzen Kopf" und sucht nach neuer Bleibe

Saarburg · Die Katholische Pfarrgemeinde sucht neue Räume für ihre Gemeindearbeit. Damit könnte es in dem Traditionsgasthaus wieder still werden. Doch der Jazzclub Trier möchte das Gebäude weiter nutzen.

 Das Hotel zur Post war lange Zeit das erste Haus am Platz. Hier speisten schon die Offiziere des Sonnenkönigs. Inzwischen weist das Gebäude Baumängel auf. Foto: Archiv Familie Braun/Alexander Schumitz

Das Hotel zur Post war lange Zeit das erste Haus am Platz. Hier speisten schon die Offiziere des Sonnenkönigs. Inzwischen weist das Gebäude Baumängel auf. Foto: Archiv Familie Braun/Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
 Heute erinnern von außen der Kopf eines Orientalen und ein Schriftzug an die Zeit, als das Haus ein Hotel war. TV-Foto: Alexander Schumitz

Heute erinnern von außen der Kopf eines Orientalen und ein Schriftzug an die Zeit, als das Haus ein Hotel war. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz

Wie wäre es mit einem siebengängigen Menü: Tomatensuppe als Vorspeise, gefolgt von Schinken in Burgunder, Sauerkraut in Schaumwein und Kartoffel-Brei. Als weiterer Zwischengang folgt Heilbutt mit zerlassener Butter, danach dann Ochsenlende mit Erbsen und Bratkartoffeln. Anschließend wird ein Wildschweinskopf in Sulz gefüllt mit Gänseleber und Trüffeln serviert; angerichtet mit Cumberlandtunke. Bevor als Dessert ein Blumenauer Tortenkäse gereicht wird, gibt es noch ein Metzer Masthuhn mit Süßfrüchten. Die Speisenkarte anno 1898 zu Kaisers Geburtstag des Hotels zur Post in Saarburg erzählt nicht nur, was auf dem Speiseplan des Festessens stand, sie ist auch eine klare Aussage des seinerzeitigen Hotelbesitzers, dass man das beste Haus in der Stadt sei.

Heute erinnert an die Zeit vor 120 Jahren nur noch der Kopf eines - wie es in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier heißt - "dunkelhäutigen Orientalen". Im "Hotel de la tête noire" übernachteten im Jahre 1775 die Offiziere des Sonnenkönigs während der Schlacht an der Konzer Brücke. In den 1920er Jahren hat das Haus die Familie Grim übernommen. Sie betrieb das Hotel bis zum Jahr 1983. Zuletzt wurde nur noch eine Gaststätte im Keller bewirtschaftet, die allerdings schon vor einigen Jahren seine Türe schloss - aus dieser Zeit rührt der Name "Gasthaus zum schwarzen Kopf" her. Die früheren Schlafzimmer und Speisesäle sind schon lange umgebaut und privat vermietet.
Leben kam in den Schwarzen Kopf wieder, als die Saarburger Pfarrgemeinde Sankt Laurentius die ehemalige Gaststätte in den Kellerräumen des Renaissancegebäudes vor drei Jahren anmietete. Doch die Tage in dem Traditionsgasthaus sind gezählt. "Wir haben die Vermieter darüber informiert, dass wir in absehbarer Zeit den Vertrag kündigen werden", sagt Pastor Georg Goeres auf TV-Nachfrage.

Bis wann die Räume von der Kirchengemeinde noch genutzt werden, hängt auch davon ab, ab wann Alternativräume genutzt werden können. Nach dem Verkauf des alten, wegen Schimmelbefall baufälligen Pfarrheims (der TV berichtete) sowie des Kita-Gebäudes "Im Graben" hat die Gemeinde keine eigenen Räume mehr, die sie nutzen kann. Ersatzraum könnte möglicherweise in dem von der Stadt geplanten Vereinsheim gefunden werden. Laut Goeres gibt es aber weitere Alternativen, die die Pfarrgemeinde derzeit prüfe.

Großes Interesse daran, den "Schwarzen Kopf" weiter zu nutzen, hat Nils Thoma. Der Vorsitzende des Trierer Jazzclubs, der seit einiger Zeit in Saarburg lebt, würde die Räume gerne anmieten. Seit einem halben Jahr ist er Untermieter der Pfarrgemeinde Sankt Laurentius. Regelmäßig am zweiten Sonntag im Monat gibt es eine Jazz-Session mit regionalen Musikern. Zudem hat er in den Räumen schon mehrere Konzerte und Lesungen organisiert. Es gibt allerdings einen Haken: Die Preisvorstellungen der Vermieter weichen noch zu weit von dem ab, was aus Sicht Thomas für einen Privaten finanzierbar ist - eine Gaststätte will Thoma jedenfalls nicht eröffnen.

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