Baufälliger Weg gen Himmel

Trier · Der Ortsbeirat von Trier-West kämpft seit Jahren darum, dass ein seit 2012 gesperrter Fußweg zum Markusberg instand gesetzt wird. Heute diskutiert der Stadtrat das Thema.

 Was scheren einen irdische Verbote, wenn der Weg zum Himmel lockt? Los geht's auf die Himmelsleiter vom Trierweiler Weg aus. Der Kreuzweg vom Trier-Wester Friedhof aus hoch zum Markusberg ist bereits seit Jahrzehnten gesperrt – und tatsächlich schwierig zu bewältigen (rechtes Bild). TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Was scheren einen irdische Verbote, wenn der Weg zum Himmel lockt? Los geht's auf die Himmelsleiter vom Trierweiler Weg aus. Der Kreuzweg vom Trier-Wester Friedhof aus hoch zum Markusberg ist bereits seit Jahrzehnten gesperrt – und tatsächlich schwierig zu bewältigen (rechtes Bild). TV-Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier Gut, dass es regnet an diesem Dienstagmorgen. Wegen der Natur, klar. Aber auch, weil Bernhard Hügle so die Schweißperlen auf der Stirn der TV-Reporterin vielleicht für Regentropfen hält. Der pensionierte Lehrer läuft vorweg die Himmelsleiter hoch: 604 Stufen, 177 Höhenmeter, vom Trierweilerweg in Trier-West zur Markuskapelle. Während der Journalistin kaum genug Luft zum Atmen bleibt, parliert der 62-jährige Hügle fröhlich vor sich hin: "Wenn ich Besuch habe, führe ich die Leute immer hier hoch, zur Kapelle, zur Mariensäule und zum Café Mohrenkopf!"
Streng genommen ist das verboten. Nicht wegen der potenziellen Überanstrengung der Besucher. Sondern weil die Stadt die Himmelsleiter im Sommer 2012 zu gemacht hat. "Treppenanlage gesperrt", mahnt ein großes Durchgang-verboten-Schild. Der Zustand der Treppe ist zu schlecht, als dass die Stadt die sichere Passage gewährleisten könnte. Teilweise sind die ins Erdreich getriebenen Betonstufen unterspült, teilweise gebrochen und schief. An einer Stelle liegt ein dicker Baum quer über den Weg.
Doch Bernhard Hügle ist nicht der Einzige, den das Durchgangsverbot wenig kümmert. Dass die Himmelsleiter öfters erklommen wird, ist schon daran zu sehen, dass irgendwer die rechts und links wild wuchernden Brombeerranken ganz offensichtlich vor noch nicht allzu langer Zeit ordentlich zurückgeschnitten hat.
Seit Jahren kämpft der Ortsbeirat Trier-West für die Sanierung der Strecke. "Das muss gar nicht aufwendig sein", sagt Hügle, stellvertretender Ortsvorsteher von Trier-West und grünes Stadtratsmitglied. "Die Stufen müssen gerichtet und einige ausgetauscht werden. Außerdem muss der Bewuchs großräumiger zurückgeschnitten werden - dann taugt das hier definitiv als Wanderweg."
Tatsächlich lassen sich der Weg und die vielen Stufen mit ein bisschen Aufmerksamkeit und der nötigen Fitness gut bewältigen. Das Problem: Die Strecke ist als offizieller Verbindungsweg zwischen Trier-West und Markusberg ausgewiesen. Und für als Verbindungswege klassifizierte Strecken gelten in den behördlichen Vorschriften höhere Sicherheits- und Qualitätsstandards als für Wander- oder Wirtschaftswege.
Schon 2015 hatte die CDU daher im Stadtrat angeregt, die Himmelsleiter in einen Wanderweg umzuwidmen. "Dann würde die Sanierung nicht Hunderttausende verschlingen, wie die Stadt bislang kalkuliert hat", sagt Horst Erasmy, CDU-Ortsvorsteher von Trier-West. Baudezernent Andreas Ludwig, ebenfalls CDU, hatte damals - nachdem auch er vom Trier-Wester Ortsbeirat die Himmelsleiter hinaufgeführt worden war - zugesagt, die Umwidmung zu prüfen. Bislang allerdings ohne Ergebnis.
Zusammen mit den Grünen stellt die CDU daher in der heutigen Stadtratssitzung den Antrag, die Himmelsleiter zu "reaktivieren". Die Stadtverwaltung solle prüfen, "ob der Weg durch eine Umklassifizierung, zum Beispiel als Wirtschafts- oder Forstweg, mit einem niedrigeren Ausbaustandard und damit geringerem zeitlichen und finanziellen Aufwand wieder zeitnah so hergerichtet werden kann, dass eine gefahrlose Begehung für Fußgänger möglich ist", heißt es in dem Antrag. Schließlich sei die Himmelsleiter "ein Stück Kulturgut", argumentiert CDU-Fraktionsvorsitzender Udo Köhler.
Ideen, um die Sanierung zu finanzieren, hat der Ortsbeirat bereits entwickelt. "Wir könnten uns vorstellen, gegen Spenden Patenschaften für einzelne Himmelsleiter-Stufen zu vergeben. Und wir haben auch schon mehrere Tausend Euro aus unserem Ortsteilbudget für die Instandsetzung reserviert", sagt Ortsvorsteher Erasmy. Würde die Himmelsleiter als offizieller Zubringer zum Moselsteig anerkannt, der über den Markusberg und durchs nahe Busental führt, könnten auch Landeszuschüsse drin sein. Möglicherweise könne man auch beim Bistum anklopfen. "Es gibt einen Weg, der entlang der Maria-Hilf-Kapelle hoch auf den Markusberg führt. Dieser Fußweg ist allerdings bereits seit mehreren Jahrzehnten wegen seines schlechten Zustands gesperrt. Wenn man nun das Bistum überzeugen könnte, die Kreuzweg-Stationen von diesem Weg an die Himmelsleiter zu verlegen, dann könnte das Bistum eventuell auch an der Sanierung der Himmelsleiter beteiligt werden", sinniert Erasmy.
Bernhard Hügle hüpft die letzten fünf holprigen, schiefen Stufen hoch, die schnaufende TV-Reporterin hinterher. Die Markuskapelle ist erreicht. Der Blick auf Trier ist selbst bei regenverhangenem Himmel und rasendem Puls fantastisch.

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