Falscher Deadpool verängstigt Trierer Passanten - Polizei überwältigt Mann in Montur eines Comic-Schurken

Trier · Ein Kostümierter erregt in Trier großes Aufsehen - auch deshalb, weil er eine Art Waffe trägt. Solche Situationen werden immer mehr zum Problem.

 In diesem Outfit ging der 39-Jährige durch Trier – und landete in den Polizeiakten.Foto: Polizei

In diesem Outfit ging der 39-Jährige durch Trier – und landete in den Polizeiakten.Foto: Polizei

Trier Die Trierer Fußgängerzone am Sonntagnachmittag. Menschen schlendern wie gewohnt durch die Straßen, genießen ihre Freizeit. Doch einer passt nicht ins Bild: eine Figur in einem auffälligen rot-schwarzen Ganzkörperanzug mit Handschuhen, auch den Kopf komplett verhüllt, mit kleinen Sehschlitzen in der Maske.
Laut Polizei wenden sich "mehrere verängstigte Bürger" gegen 16.30 Uhr telefonisch hilfesuchend an die Ordnungshüter. Dabei ist wohl auch die Rede von einer Person in einem "Spider-Man"-ähnlichen Kostüm. Eine gewisse entfernte Ähnlichkeit zum Dress des populären Comic-Superhelden (einer von den "Guten", im Kino läuft aktuell der Film "Spider-Man: Homecoming") besteht zwar. Doch tatsächlich soll das Outfit die Figur Deadpool darstellen, eine Art Superschurke aus der Comicwelt von Marvel (siehe Info).
Das Problem: Die Trierer Version ist wie das gezeichnete und gefilmte Vorbild offenbar bewaffnet. Zur Ausrüstung gehört neben diversen Taschen auch eine Art schwarze Pistole in einem Halfter. Das "ließ bei vielen die schlimmsten Befürchtungen aufkommen", beschreibt die Polizei die Reaktion der Passanten.
Die Anrufe lösen einen Großeinsatz aus. Mit mehreren Streifenwagen fahnden die Beamten nach dem unbekannten Kostümierten. Sie wissen nicht, ob er wirklich gefährlich ist, und müssen deshalb mit allem rechnen. Schließlich sichten sie den Gesuchten im Bereich der Hindenburgstraße, stellen und überwältigen ihn.
Schnell kommt heraus, dass keine Gefahr für die Öffentlichkeit bestand. Eine genauere Betrachtung der Waffe ergibt, dass es sich um eine Spielzeugpistole handelt, die jedoch täuschend echt aussieht.
Unter der Maske steckt ein 39-jähriger Trierer. Doch was bedeutet sein ungewöhnlicher Auftritt in der City? Die Polizei befragt ihn zu den Hintergründen. Ergebnis: Er wolle testen, wie das Kostüm in der Öffentlichkeit ankomme, weil er es demnächst bei einer Veranstaltung tragen wolle. Daraus wird wohl nichts mehr, denn die Wirkung ist bekanntlich durchschlagend.
Die Polizei stellt die Spielzeugpistole sicher und leitet ein Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Es besteht der Verdacht auf einen Verstoß gegen das Waffengesetz. Im Paragraf 42a heißt es: "Es ist verboten, Anscheinswaffen zu führen." Und weiter: "Das gilt nicht für die Verwendung bei Foto-, Film- oder Fernsehaufnahmen oder Theateraufführungen" und "für den Transport in einem verschlossenen Behältnis".
Der noch junge Paragraf 42a wurde eigens eingeführt, weil Nachbildungen echter Schusswaffen immer mehr zum Problem werden. Wer eine solche Nachbildung sieht, könnte sie für eine echte Waffe halten und entsprechend reagieren - wie im Trierer Fall geschehen. Stufe zwei der drohenden Eskalation: Auch Polizei- oder sonstige Sicherheitskräfte können sich aus der Entfernung nicht sicher sein und ergreifen Vorsichtsmaßnahmen. Auch das ist im Trierer Fall beispielhaft zu beobachten und zu beschreiben.
Aus Polizeikreisen heißt es am Montag: "Vielleicht lernt der eine oder andere daraus, nicht so leichtfertig mit solchen Spielzeugwaffen umzugehen und sich nicht einfach in der Öffentlichkeit damit zu zeigen."
Auf den 39-jährigen Trierer könnte ein Bußgeldbescheid zukommen.
Auch auf der Facebook-Seite der Volksfreund-Lokalredaktion Trier wird der Fall diskutiert. Brigitte Biertz schreibt: "Der Test zeigt doch, dass einige Mitmenschen sofort reagieren, auch wenn sie keine Spielzeugwaffe von einer echten unterscheiden können. Man sollte dem Kostümträger danken für seine Aktion, ihm jedoch anraten, nächstes Mal einen Aufklärer zu engagieren, der der Bevölkerung im Anschluss an die Begegnung reinen Wein einschenkt."Extra: ZUM HINTERGRUND DER FIGUR DEADPOOL


(jp) Deadpool ist eine der jüngeren Comicfiguren aus dem US-Verlagshaus Marvel, das Comicikonen wie Spider-Man, die Rächer und den grünen Wüterich Hulk erschaffen hat. 1991 tauchte Deadpool zum ersten Mal auf, 1997 erhielt er seine eigene Serie. Die mit Schusswaffen und Schwertern schwer bewaffnete Figur im rot-schwarzen Kostüm etablierte sich schnell als Antiheld und ironische Überzeichnung eines gewissenlosen Söldners und Killers. Während klassische Comic-Helden wie Spider-Man und Iron-Man ihre jeweiligen Rollen und Realitäten nie in Frage stellen, durchbricht Deadpool oft die sogenannte vierte Wand, spricht direkt zum Leser und kommentiert den Verlauf der Comicstory. Daraus entsteht trotz der enormen grafischen Gewalt ein spezieller und gut funktionierender schwarzer Humor, der sich vom Comic auch in andere Medien übertragen ließ. Sowohl als Computerspiel als auch im Film wurde Deadpool als Superhelden-Parodie zum großen Erfolg. Ryan Reynolds spielte ihn im 2016 veröffentlichten Film.

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