Jura-Professor, Clown und Intendant in Konstanz: Wird Christoph Nix Triers neuer Kulturdezernent?

Trier. · Der Konstanzer Theaterintendant Christoph Nix erwägt, sich auf die freie Stelle des Kulturdezernenten im Trierer Stadtvorstand zu bewerben. "Endgültig bestätigen" wollte der 62-Jährige das gegenüber dem TV zwar noch nicht. Lust auf Trier hat er allerdings.



Der parteilose Christoph Nix wäre ein Bewerber, der die Anforderungen an Triers künftigen Dezernenten für Kultur, Recht, Ordnung, Tourismus ziemlich umfassend erfüllt: Der 62-Jährige ist Jura-Professor für Jugendstrafrecht und Bühnenrecht. In dieser Funktion lehrte er seit 1990 unter anderem an der Berliner Universität der Künste und an den Unis in Kassel, Bremen und Zürich.

In den 1980ern machte Nix eine Ausbildung zum Clown und spielte bei dem brasilianischen Regisseur Augusto Boal ("Theater der Unterdrückten"). Es folgten Regiearbeiten und Intendanzen, unter anderem ab 1999 am Staatstheater Kassel.
Mit Bewerbungen als Dezernent in Köln (2004) und Leipzig (2008) scheiterte Nix - auch an politischen Querelen innerhalb der Stadträte.

Seit September 2006 ist Nix Intendant am Stadttheater in Konstanz, 2014 wurde sein Vertrag bis 2020 verlängert.
Nix, der zusammen mit dem künftigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier studiert hat und als dessen Freund gilt, hat zahlreiche Fachaufsätze herausgegeben und geschrieben, zum Beispiel das "Praxishandbuch Theater- und Kulturveranstaltungsrecht" (2015) oder "Das Theater und das Geld. Beiträge zu einer mühseligen Debatte", in der Edition Theater und Kritik.

Außerdem hat Nix, der aus dem hessischen Ehringshausen stammt, zwei Erzählbände und einen Roman veröffentlicht.
In seiner Zeit als Intendant am Konstanzer Theater seit der Spielzeit 2006/07 hat Nix eine Rücklage von 400.000 Euro angespart und die Zuschauerzahlen an dem Ein-Sparten-Haus (Schauspiel) von rund 90.000 pro Jahr auf rund 110.000 erhöht.

Im Gespräch mit dem TV wollte Nix am Montagmittag "nicht endgültig bestätigen", dass er sich auf die freie Stelle des Kulturdezernenten in Trier bewirbt. Aber: "Die Trierer Kulturlandschaft hat ein großartiges Potenzial, das nicht voll ausgeschöpft ist. Da könnte man schon Lust bekommen, neu zu gestalten."

Die Bewerbungsfrist endet am Donnerstag, 9. Februar. Laut Stadtverwaltung liegen bislang rund zehn Bewerbungen vor. Gewählt wird der neue Beigeordnete im Stadtvorstand in der Stadtratssitzung am 8. März. Kommentar

Ein Kandidat für
die engste Auswahl

Keine Frage: Zumindest formal übererfüllt Christoph Nix die Anforderungen, die der Stadtrat an Triers nächsten Kulturdezernenten stellt. Nicht vorstellbar, dass er es nicht in die engste Auswahl schaffen würde - sofern ihm die politischen Machtspiele im Trierer Stadtrat nicht die Lust auf eine Bewerbung vermiesen.
In Köln hatte 2004 eine schwarz-grüne Ratsmehrheit Nix' Ambitionen als Kulturdezernent zunächst unterstützt - um ihn dann fallenzulassen. 2008 wollte er in Leipzig als Kandidat der Linken antreten - zog seine Bewerbung allerdings aus Verärgerung über Ränkespiele des Oberbürgermeisters zurück. Auf eine Kampfkandidatur wird der Parteilose sich wohl auch in Trier nicht einlassen.
Kritik von Politik und Kunst gab's an Nix' Arbeit übrigens schon öfter - aber das bleibt im empfindsamen, emotionalen Kulturbereich wohl nie aus. Einen Grund, den Multi-Begabten vorweg abzulehnen, sind die vermeintlichen Skandälchen definitiv nicht. Es wird spannend, wie sich der Trierer Stadtrat positioniert - in dem das schwarz-grüne Mehrheitsbündnis schon klar gemacht hat, dass bei der Dezernentenwahl an seiner Macht kein Weg vorbeiführt.
c.wolff@volksfreund.de

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