"Klimaziele für Trier nicht verbauen"

Trier · Lokale Agenda 21 kritisiert Entwurf zum Flächennutzungsplan 2030 und hofft auf Änderungen.

Trier (red) Massiver Siedlungsausbau und weiter wachsender Individualverkehr, wie dies die Stadt selbst in ihrer Vorlage zum Flächennutzungsplan (FNP) prognostiziere, gefährden nach Auffassung des Vereins Lokale Agenda 21 Trier die Ziele, denen sich die Stadt Trier im Klimabündnis der Städte verpflichtet habe. Vom erfreulichen Grundsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" weiche der FNP-Entwurf leider viel zu häufig ab.
"Das Versprechen, die CO{-2}-Emissionen vom Stand 1990 bis 2030 um 30 Prozent zu mindern, ist mit der vorliegenden Fassung des Flächennutzungsplans nicht erreichbar", erklärt Dieter Sadowski, Vorsitzender des Vereins Lokale Agenda 21, der sich mit Partnern für eine nachhaltige Entwicklung der Region Trier einsetzt. Sadowski hofft auf Änderungen im Stadtrat und erinnert an einen Beschluss des Rats vom Dezember 2016, der verspricht, das Thema Klimawandel und Klimafolgen konkret anzupacken.
ln der umfangreichen Stellungnahme, den der Arbeitskreis Verkehr und Strukturentwicklung der Lokalen Agenda 21 erarbeitete, wird insbesondere der Umfang der Neuausweisung von Baugebieten kritisch gesehen.
Die Lokale Agenda 21 bemängelt die fehlende Kooperation mit den Gemeinden im Umland. Nach dem "Windhundprinzip" werde auf Wachstum gesetzt, statt nach ökologischen und verkehrlichen Kriterien abgestimmt zu planen.
Dass Trier weiteren Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere Sozialwohnungen habe, sei unbestritten, doch stimmten im FNP-Entwurf weder Maß noch Ziel. Zum Bestand von gut 58 000 Wohnungen für zur Zeit etwa 110 000 Einwohner in Trier kämen binnen 15 Jahren etwa 8450 Wohnungen neu hinzu, davon mit 40 Prozent unverhältnismäßig viele Wohneinheiten in Ein- oder Zweifamilienhäusern.
Diese Siedlungsform gehe in die Fläche und setze zum Energiesparen ungünstige Rahmenbedingungen. Die wachsende Zahl von Singles werde dagegen zu wenig berücksichtigt. Die in Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde festgelegte Einwohnerzahl von 112 400 im Jahr 2030 könnte planerisch deutlich überschritten werden, gehe man von etwa 1,7 Personen pro Wohnung aus, selbst wenn großzügige Quoten durch Auszug von Kindern oder Abriss von Wohnraum gegengerechnet würden, so die Lokale Agenda 21. Eine wesentlich höhere Einwohnerzahl hätte aber weitreichende Konsequenzen, so etwa bei der Bemessung des Verkehrsnetzes, der Sozial- und Bildungseinrichtungen oder der Wasserversorgung. Fraglich sei, ob 145 Hektar neu ausgewiesene Baugebiete, und damit verlorener Freiraum unter diesen Bedingungen Akzeptanz in der Bevölkerung fänden. "Auf einen wesentlichen Teil der Neuausweisungen kann verzichtet werden, wenn Baulücken genutzt, Leerstände und Fehlnutzungen gründlich erfasst werden," meint Dieter Sadowski, und verweist auch auf die Möglichkeit, Mischgebiete auszuweisen.

Neue äußere Baugebiete führten zu längeren Wegen mit hohem Verkehrsaufkommen. Dies werde laut Gutachten vor allem in Heiligkreuz und zum Knotenpunkt Kaiserthermen, bedingt durch den Ausbau von Castelnau und Brubacherhof, deutlich zu spüren sein. Gleiches gelte für die Ortsdurchfahrt Ruwer wegen des Baugebiets Zentenbüsch, dessen äußere Erschließung ungelöst sei.
Der im Mobilitätskonzept 2025 angestrebte Anteil des Umweltverbundes am Gesamtverkehr (ÖPNV, Rad- und Fußverkehr) von 55 Prozent bleibe im Verhältnis zum Anteil des Straßenverkehrs mit 45 Prozent verglichen mit anderen Städten wenig ambitioniert.
Zum B 51/Moselaufstieg und der Wiederaufnahme der Autobahn A 64 durch Ehranger- und Meulenwald, äußert die Lokale Agenda 21: "Der Bundesverkehrswegeplan 2030 hatte diesen Abschnitt bereits als unwirtschaftlich eingestuft. Beide Projekte zerstören Naturräume und sind schon deshalb unvertretbar. Leider spielen, von einer Solaranlage bei Biewer abgesehen, weder der aktive Klimaschutz noch Vorsorgemaßnahmen im Flächennutzungsplan eine Rolle." Das Bundesbaugesetz schreibe aber seit 2009 vor, dass Klimaschutz und Klimafolgen in die Abwägungen einzubeziehen sind, stellt die Lokale Agenda 21 fest.
Statt die schon eingetretenen und bis 2030 zu erwartenden Klimaänderungen in die Planungen einzubeziehen, werde in der Analyse im wesentlichen das Klima auf dem Stand der Jahrhundertwende beschrieben.
Das Naturschutzgebiet Mattheiserwald sieht die Lokale Agenda durch die Neubaugebiete Brubacherhof und Castelnau gefährdet.

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