Nachfolge von Sozialdezernentin Angelika Birk: Das Rennen um den Stuhl im Trierer Rathaus

Trier · Sechs Kandidaten haben es in die Endrunde für die Wahl der oder des neuen Trierer Beigeordneten geschafft. Am Samstag stellen sie sich den Stadtratsfraktionen vor.

Für die drei Frauen und drei Männer, die es in die Endrunde des Bewerberverfahrens geschafft haben, dürfte der kommende Samstag aufregend werden: Sie wollen künftig im Trierer Rathaus für das Ressort Soziales verantwortlich sein - und die Stadtratsfraktionen bei den Vorstellungsgesprächen davon überzeugen, für den wichtigen Job qualifiziert und geeignet zu sein.

22 Bewerber hatten sich auf die Stellenausschreibung gemeldet. Nach Sichtung der Unterlagen haben die Trierer Stadtratsfraktionen ihre Favoriten zum Vorstellungsgespräch bestellt. Die Namen sind weiter geheim. Unter den insgesamt sechs eingeladenen Bewerbern lassen sich nach TV-Recherchen allerdings vier Favoriten ausmachen: Birgit Alt-Resch, Regina Bergmann, David Profit und Carsten Lang.

Birgit Alt-Resch ist Leiterin des Trierer Alten- und Pflegeheims Stift St. Irminen, das zur Stiftung Vereinigte Hospitien gehört. Die 49-Jährige wohnt in Bernkastel-Kues, ist Mitglied bei den Grünen und deren Sprecherin im Kreisverband Bernkastel-Wittlich. Von 2012 bis 2014 war sie ehrenamtliche Beisitzerin im Verbandsgemeinderat Bernkastel-Wittlich. Seit zehn Jahren ist sie Leiterin des Irminenstifts, der rund 100 Mitarbeiter hat.

Die studierte Diplom-Pflegewirtin und gelernte Altenpflegerin ist verheiratet und hat keine Kinder. Zu ihrer Motivation, sich um das Amt der Trierer Sozialdezernentin zu bewerben, wollte sich Alt-Resch auf TV-Nachfrage nicht äußern. "Ich möchte mich erst bei den Fraktionen vorstellen, bevor ich mich öffentlich äußere", erklärte Alt-Resch.

Regina Bergmann ist seit vier Jahren Geschäftsführerin des Vereins Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der in der Trierer Krahnenstraße mehrere soziale Einrichtungen - unter anderem ein Mutter-Kind-Heim und eine Notunterkunft für obdachlose Frauen betreibt. Die 54-Jährige war zuvor Bereichs- und Abteilungsleiterin beim SKF und leitete von 2003 bis 2008 ein Wohnheim für suchtkranke Menschen in Bitburg. "Ich habe alle Führungsebenen durchlaufen, kenne mich in der Trägerlandschaft der Stadt Trier gut aus und habe viele berufliche Kontakte in die Stadtverwaltung", sagt Bergmann, die keiner Partei angehört. "Aber im Rahmen meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin habe ich Kontakte zu allen Fraktionen - und die Verbandsarbeit innerhalb des SKF ist den Aufgaben einer Dezernentin gar nicht so unähnlich - ich muss über alles informiert sein, bereite Beschlüsse vor, bringe unterschiedliche Meinungen zusammen und arbeite eng mit unserem Vorstand zusammen." Bergmann hat eine Tochter und eine Stieftochter mit ihrem Ehemann, mit dem sie seit 32 Jahren verheiratet ist.

David Profit ist Richter am Sozialgericht in Mainz. Der 41-Jährige stammt gebürtig aus Ludwigshafen, ist Mitglied bei den Grünen und war von 2012 bis 2014 in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz zuständig für den Kontakt zum Ministerium für Familien, Frauen Jugend und Integration.
Der ledige Jurist hat unter anderem schon in einer Rechtsanwaltskanzlei in Frankfurt gearbeitet und als Lehrer für Politik und Wirtschaft an einer katholischen Mädchenschule. Außerdem war er Referent im hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. "Ich bin sehr gerne Richter am Sozialgericht - und bekomme als solcher häufig mit, wo Probleme in Verwaltungen entstehen können und wie wichtig es wäre, rechtzeitig einzugreifen, bevor es zu spät ist", beschreibt Profit seine Motivation für den Jobwechsel. "Außerdem bin ich in der Sozial- und Bildungspolitik zu Hause und will mehr Verantwortung übernehmen." Als "bekennender Trier-Fan" wisse er um die bereits gute soziale Infrastruktur, "aber die Stadt steht auch vor Herausforderungen - insbesondere durch den Bevölkerungszuwachs und den großen Bedarf an Wohnraum, da würde ich mich gerne einbringen."

Carsten Lang ist seit gut einem Jahr Leiter des städtischen Jugendamts und hat sich in seiner bislang kurzen Amtszeit ein gutes Renommee erarbeitet. Er gilt als kommunikativ, strukturiert und durchsetzungsfähig. Der gebürtige Trierer ist 42 Jahre alt, hat Erziehungswissenschaften in Trier studiert und leitete von 2007 bis 2016 die Abteilung "Hilfe zur Erziehung" der Jugendeinrichtung Don Bosco auf dem Helenenberg.
Erfahrung in Verwaltungsarbeit brachte Lang, der in Fell wohnt, ledig ist und keiner Partei angehört, schon vor seiner Zeit im Trierer Rathaus mit: Von 2004 bis 2007 war er Jugendschutzbeauftragter der Kreisverwaltung Trier-Saaburg.
Lang war für den TV persönlich in den vergangenen Tagen nicht zu sprechen.
Als Leiter des Jugendamts hat er knapp 200 Mitarbeiter unter sich, davon 94 Erzieherinnen und Erzieher in den vier städtischen Kindertagesstätten. Er verwaltet ein Budget von knapp 60 Millionen Euro.

Die beiden weiteren Bewerber, die am Samstag zur Vorstellungsrunde ins Rathaus kommen - ein SPDler aus dem Saarland und eine grüne Sozialpolitikerin aus Nordrhein-Westfalen - sind weder von den Grünen noch von der CDU eingeladen worden. Insbesondere der SPD-Bewerber dürfte geringe Chancen haben, das schwarz-grüne Mehrheitsbündnis im Trierer Stadtrat von sich zu überzeugen. Und dass die grüne Bewerberin aus NRW zwar von der SPD, allerdings nicht von ihrer eigenen Partei zum Bewerbergespräch geladen wurde, macht auch sie nicht zur Favoritin.

"Aber selbstverständlich werden wir mit allen Kandidaten, die sich am Samstag vorstellen, Gespräche führen - auch, wenn wir sie nicht auf unserer eigenen Einladungsliste hatten", beteuert Grünen-Fraktionssprecher Reiner Marz auf TV-Nachfrage.

Die Grünen hatten im Vorfeld des Bewerbungsverfahrens betont, dass die Dezernatsleitung mit einer Frau besetzt werden soll - auch, um einen rein männlichen Stadtvorstand zu vermeiden. Nach TV-Infos hat der grüne Richter Profit trotzdem gute Chancen. "Dass wir uns im Vorfeld dafür ausgesprochen haben, dass es eine Frau werden soll, war eher als Wunsch zu verstehen. Und als Appell und Ermunterung an alle Frauen, sich zu bewerben", räumt Marz denn auch ein. "Aber wenn uns nun ein männlicher Bewerber am geeignetsten erscheinen sollte, dann ist das eben so."

Die CDU hält sich zurück. Fraktionschef Udo Köhler war für den TV in den vergangenen beiden Tagen nicht zu erreichen. Vize-Fraktionschef Thomas Albrecht - der bei der Wahl des neuen Kulturdezernenten vor wenigen Monaten selbst noch seinen Hut in den Ring geworfen hatte - erklärt: "Wir werden den Kandidatenvorschlag der Grünen abwarten, eigene, zusätzliche Bewerber haben wir nicht zur Vorstellungsrunde eingeladen." So war das schließlich auch zwischen den Bündnispartnern ausgemacht: Bei der Wahl des Kulturdezernenten hatte die CDU das Recht, den Kandidaten zu nominieren - der dann von den Grünen unterstützt wurde. Die Besetzung des Sozialdezernats liegt dafür nun in der Hand der Grünen.

SPD-Chef Sven Teuber erwartet die Vorstellungsgespräche am Samstag mit Spannung: "Wir haben vier Kandidaten eingeladen, wollen aber selbstverständlich alle sechs übrigen Bewerber kennenlernen", betont Teuber. Eine Vorentscheidung sei in der Fraktion noch nicht gefallen.

Nach TV-Recherchen hat allerdings Jugendamtsleiter Lang nicht nur bei der SPD, sondern auch bei FDP, UBT und der Linken ganz gute Karten. "Uns geht es darum, dass der neue Dezernent oder die neue Dezernentin sich mit der Trierer Sozialträgerlandschaft gut auskennt und praktische Erfahrungen im sozialen Bereich hat - da haben die beiden Trierer Frauen und der Amtsleiter natürlich Vorteile gegenüber einem Juristen und Richter aus Mainz."

Extra: Im Februar 2018 endet die achtjährige Amtszeit der derzeitigen Sozialdezernentin Angelika Birk (Die Grünen). Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte allerdings bereits im Frühjahr erklärt, eine mögliche Wiederwahl der 62-Jährigen nicht zu unterstützen. Um Anspruch auf Pensionszahlungen zu haben, muss sich Birk trotzdem erneut um das Amt bewerben und sich der Wahl stellen.
Für Montag, 6. November, ist die Wahl der oder des neuen Beigeordneten in einer Sondersitzung des Stadtrats vorgesehen.
Die auf acht Jahre befristete Stelle im Stadtvorstand ist mit einem Einstiegsgrundgehalt von 8380 Euro (Besoldungsstufe B 5) dotiert.

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