Stadt Trier und Landkreis unter der Lupe

Trier/Trier-Saarburg · Die CDU muss in allen Gemeinden im Wahlkreis 203 Verluste einstecken - In Trier liegt SPD-Direktkandidatin Barley in 13 von 19 Ortsbezirken vorn.

 Die Bürger in der Eifel dürfen in diesem Jahr mehrfach zur Wahlurne gehen. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Die Bürger in der Eifel dürfen in diesem Jahr mehrfach zur Wahlurne gehen. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Trier/Trier-Saarburg Dem Gesamtergebnis der Bundestagwahl im Wahlkreis Trier sieht man die vielen Ausreißerwerte in den einzelnen Stadtteilen und in den Ortschaften des Landkreises nicht an.
Die extrem niedrigen oder hohen Werte einzelner Kandidaten oder Parteien in bestimmten Wahlbezirken hängen dabei häufig mit dem Kleinklima vor Ort zusammen: Ein starker, beliebter Ortsvorsteher etwa, die vermeintliche Fehlentscheidung eines von einer Partei dominierten Gemeinderats oder auch der Bau einer Flüchtlingsunterkunft können beispielsweise dazu führen, dass Wahlergebnisse in einzelnen Bezirken stark vom Gesamtergebnis eines Wahlkreises abweichen.
In der Stadt Trier gibt's im Stadtteil Trier-West/Pallien gleich drei Extremwerte bei den Zweitstimmen: Die CDU erzielt mit 23,0 Prozent ihr niedrigstes Wahlergebnis, die AfD mit 13,4 Prozent ihr höchstes auf Stadtebene. Und die NPD fährt - zwar auf niedrigem Niveau - hier mit 0,7 Prozent ebenfalls ihr "bestes" Ergebnis ein. In Trier-West/Pallien wohnen viele finanzschwache Familien - genauso wie in Trier-Nord. Dort ist die CDU mit 26,1 Prozent zwar auch unterdurchschnittlich schwach, die AfD kommt in Nord allerdings "nur" auf 8,1 Prozent, die NPD auf 0,2 Prozent.
Völlig anders sieht die politische Landschaft in Mitte-Gartenfeld aus. In dem Stadtteil wohnen viele gut verdienende Familien. Hier fahren die Grünen mit 16,3 Prozent ihr bestes Ergebnis ein - wohl auch dank des starken grünen Ortsvorstehers und Stadtrats Dominik Heinrich. Gleichzeitig holt die AfD mit 5,7 Prozent in Mitte-Gartenfeld ihr schlechtestes Resultat auf Stadtebene.
Ähnlich stark wie die Grünen in Mitte-Gartenfeld ist die Linke im studentisch geprägten Stadtteil Trier-Süd: Mit 16,4 Prozent schaffte die Linke dort ihr bestes Ergebnis.
Mit 751 Wahlberechtigten ist Trier-Kernscheid der kleinste Stadtteil, wartet aber trotzdem mit zwei besonderen Werten auf: Die CDU holt hier mit 40,9 Prozent ihr bestes Ergebnis in der Stadt, die FDP mit 5,3 Prozent ihr schlechtestes.
Die SPD ist mit 32,2 Prozent am stärksten im Stadtteil Mariahof - obwohl dort die CDU den Ortsvorsteher stellt. Die AfD holt in dem bürgerlichen Stadtteil mit 12,5 Prozent ihr zweitbestes Ergebnis - möglicherweise haben die Proteste gegen den Bau neuer Sozialwohnungen im Stadtteil, in die auch Flüchtlinge einziehen sollen, hier eine Rolle gespielt.
Beim Abschneiden der Direktkandidaten, die mit der Erststimme gewählt werden, fällt in Trier auf, dass SPD-Spitzenkandidatin und Bundesfamilienministerin Katarina Barley in 13 von 19 Stadtteilen bessere Ergebnisse erzielt hat als CDU-Konkurrent Andreas Steier - der allerdings dank seiner Stärke im Landkreis insgesamt vor Barley liegt und das Direktmandat gewonnen hat. Die Linke-Spitzenkandidatin und Bundestagsabgeordnete Katrin Werner hat übrigens in 11 von 19 Stadtteilen mehr Stimmen sammeln können als ihre Konkurrentin aus dem linken Spektrum, Corinna Rüffer von den Grünen, ebenfalls MdB.
Der Vollständigkeit halber noch ein Blick auf die Zweitstimmen der anderen Parteien: Die Piraten liegen in der Stadt Trier bei 0,5 Prozent, die Freien Wähler bei 0,6 Prozent, die NPD bei 0,1 Prozent, die ÖDP bei 0,3 Prozent, und die Satirepartei Die Partei holt immerhin 1,4 Prozent.
Im Landkreis Trier-Saarburg sticht beim Städtevergleich Hermeskeil hervor: Satte 13 Prozent der Zweitstimmen holt die AfD dort - und damit deutlich mehr als in Konz (10,6 Prozent), Saarburg (9,5) und Schweich (7,4). Als AfD-Hochburg kann auch Franzenheim bezeichnet werden. Mit 14,4 Prozent liegt die rechtspopulistische Partei dort sogar deutlich über dem gesamtdeutschen Bundesdurchschnitt von 12,6 Prozent.
Obwohl die CDU im Landkreis fast überall die Nase vorne hat, können sich die Christdemokraten nicht unbedingt als Wahlgewinner fühlen: In ausnahmslos allen Gemeinden des Landkreises hat die CDU schlechtere Ergebnisse eingefahren als bei der Bundestagswahl 2013. In Baldringen (Kell am See) verliert die CDU 16,5 Prozent der Zweitstimmen. In der Verbandsgemeinde Schweich ist das Minus bei den Erststimmen am heftigsten: In Thörnich verliert die CDU im Vergleich zur Wahl 2013 25 Prozent der Stimmen, in Köwerich 20 Prozent und in Longen 18,9 Prozent.
Doch die CDU fällt weich, im verlustreichen Thörnich bleiben immer noch 46,5 Prozent der Erststimmen beim CDU-Spitzenkandidaten Steier.
Auch die SPD muss im Vergleich zur Wahl 2013 Verluste einstecken, kann aber auch in vielen Gemeinden Boden gutmachen, in Naurath (Eifel)in der VG Schweich etwa gewinnen die Sozialdemokraten 11,1 Prozent bei den Zweitstimmen dazu und landen damit im Gesamtergebnis bei starken 34,2 Prozent. Übrigens: Im namensgleichen Naurath in der VG Hermeskeil kommt die SPD nur auf 16,1 Prozent der Zweitstimmen - ein Tiefstwert im gesamten Wahlkreis.
Aus der Reihe fällt das Wahlergebnis der Gemeinde Farschweiler (VG Ruwer): Die CDU fährt hier nur 28,3 Prozent der Zweitstimmen ein, Linke und und AfD sind dafür fast gleichauf mit 11,7 und 12,2 Prozent der Zweitstimmen.
Einen besonderen Ausreißer nach unten müssen die Grünen in Hinzenburg, ebenfalls VG Ruwer, hinnehmen: Nicht einer der 82 Wähler (von 122 Wahlberechtigten) gibt den Grünen seine Erststimme, kein weiteres 0,0-Prozent-Ergebnis ist im Erststimmentableau der Landkreisgemeinden zu finden.Extra: HÖHERE WAHLBETEILIGUNG ALS 2013


Wahlleiter für den gesamten Wahlkreis Trier war Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Er dankte den zahlreichen Wahlhelfern in den Wahllokalen und bei der Auszählung für ihr Engagement. In der Stadt Trier waren 850 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zum Teil bis spät am Sonntagabend im Einsatz, darunter auch rund 400 Männer und Frauen aus der Stadtverwaltung. In der Stadt gab es 72 Wahllokale in den Stadtteilen, die bei dieser Wahl erstmals alle barrierefrei zu erreichen waren. Besonders die Auszählung des stark angestiegenen Briefwähleranteils bereitete beim Auszählen mehr Mühe als bei vorherigen Wahlen. 23 489 Menschen aus Trier hatten im Vorfeld der Wahl Briefwahlunterlagen angefordert. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte es etwa 18 000 Briefwähler in Trier gegeben. 60 122 Menschen hatten sich in der Stadt insgesamt an der Wahl beteiligt, was einer Wahlbeteiligung von 74,8 Prozent entspricht. Die Wahlbeteiligung in der Stadt liegt damit unter der Wahlbeteiligung im gesamten Wahlkreis (Stadt und Landkreis): Insgesamt lag die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Trier bei 83,3 Prozent und damit um 5,1 Prozentpunkte höher als bei der Bundestagswahl 2013.

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