Mit 66 Jahren, da fängt das Regieren an

Osburg · Vom Ruheständler zum vielbeschäftigten Ortsbürgermeister: Klaus Bauer will Osburg nicht nur mit einem Bürgerhaus beglücken.

 Klaus Bauer. TV-Foto: Albert Follmann

Klaus Bauer. TV-Foto: Albert Follmann

Foto: (h_tl )

Osburg Ruheständler kokettieren gerne damit, dass sie in dieser Lebensphase keine Zeit mehr haben. Jedenfalls weniger als zu der Zeit, als sie noch berufstätig waren. Das trifft in der Realität sicherlich in den seltensten Fällen zu, doch bei Klaus Bauer ist es in der Tat so. Denn der 66-Jährige ist Hausbesitzer, Ehemann, achtfacher Großvater und seit dem 21. März 2017 Ortsbürgermeister von Osburg. Und das ist fürwahr kein Ehrenamt, das man so nebenher macht.
Immerhin ist Osburg mit seinen 2500 Einwohnern die größte Gemeinde der Verbandsgemeinde Ruwer. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil Hubert Rommelfanger (FWG) aus persönlichen Gründen zurückgetreten war (der TV berichtete). Sozialdemokrat Bauer holte 63 Prozent der Stimmen, sein Gegenkandidat Helmut Winkel (parteilos) 37 Prozent.
"Für meine Familie habe ich jetzt leider weniger Zeit", sagt Bauer im Gespräch mit unserer Zeitung. Die ersten Wochen nach seiner Wahl habe er dazu genutzt, sich mit Hilfe der Beigeordneten Silvia Klemens und Gerhard Geib in das Amt einzuarbeiten - und um sich zu erholen. Die Bauers haben in Island Urlaub gemacht und die in Flensburg lebende Mutter von Klaus Bauer besucht. So kam es, dass der Ortsbürgermeister fast die komplette Osburger Kirmes verpasste.
Dass der frühere Luftwaffenoffizier nach mehreren beruflichen Stationen in ganz Deutschland im Hochwald "hängenblieb", seien in erster Linie die Kinder schuld, sagt Bauer: "Ich war in Trier stationiert, und wir kamen 1984 nach Osburg. Unsere drei Kinder sind dort und in Trier zur Schule gegangen, haben Freunde gefunden und sich hier wohl gefühlt." Schließlich blieben die Bauers in Osburg, obwohl ein Umzug nach Landau, Klaus Bauers Geburtsstadt, geplant war. Zwei der drei Kinder und sechs Enkel leben jetzt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ringstraße 11, dem Zuhause der Bauers. Dort erledigt der Ortsbürgermeister auch einen Großteil seiner Arbeit, die Sprechstunden hält er in seinem Büro im Schulgebäude ab, das jedoch nicht über einen Internetanschluss verfügt.
Dass Bauer sich nicht als "Lückenbüßer" bis zur nächsten Kommunalwahl 2019 versteht, zeigt schon sein neues Auto. Den Zweitwagen mit dem Kennzeichen TR-OS-2017 hat er sich eigens angeschafft, um als Ortsbürgermeister flexibler zu sein. Vorher genügte ein Auto für ihn und seine Frau. "Ich will noch einmal antreten, wenn ich fit bleibe", sagt Bauer. Und er hat sich nicht wenig vorgenommen. Vor allem müssten die strukturellen Probleme angegangen werden, sagt Bauer. Er will sich dafür einsetzen, dass Osburg Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung wird.
Das unter seinem Vorvorgänger Werner Mergens weitgehend abgearbeitete Dorfentwicklungskonzept von 1988 sei überholt, so Bauer. Es soll unter Berücksichtigung der aktuellen Ausgangslage von Osburg fortgeschrieben werden. Geschätzte Kosten: 15 000 bis 18 000 Euro. Osburg sei in den vergangenen Jahren sehr schnell gewachsen. Vielleicht zu schnell, meint Bauer, um Defizite beheben oder Strukturen aufbauen zu können.
Ein Manko sei das fehlende Bürgerhaus. Derzeit nutzen Vereine und Privatpersonen das Vereinsheim des MGV als Veranstaltungsort. Der Ankauf eines Hauses der Kirchengemeinde, das zum Bürgerhaus umgebaut werden sollte, habe sich zerschlagen. Ein neues Entwicklungskonzept unter Einbindung der Bevölkerung (Stichwort: Dorfmoderation) soll hier Alternativen aufzeigen. Eventuell könne man das Bürgerhaus ja zusammen mit dem angestrebten Neubau der Grundschule realisieren, so Bauer. Entwicklungspotenzial sieht er im Fremdenverkehr. Nur eine Gaststätte, in der übernachtet werden könne und einige wenige Ferienwohnungen seien zu wenig, um die Ferienregion rund um Osburg voranzubringen.
Auch die Aufarbeitung von Osburgs Geschichte, die in Privatinitiativen schon ansatzweise erfolgt, wie etwa in dem Buch "Gefallene Festungen" (der TV berichtete), möchte Bauer unterstützen. Ihm schwebt ein Dorfmuseum vor.
Viel Zeit hat der neue Ortschef in den vergangenen Wochen für Grundstücksverhandlungen aufgewendet. Es geht darum, Vorverträge mit Grundstücksbesitzern abzuschließen. Die Gemeinde möchte auf dem Gelände unterhalb des Ortseingangskreisels in Richtung Mehrzweckhalle ein neues Baugebiet und ein Gewerbegebiet entwickeln.

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