Die Sprache ist noch ein Problem

Hannover · Die meisten Asylsuchenden wollen lieber arbeiten als in einer Unterkunft rumhängen. Sie dürfen aber nicht. Seit einem Jahr ist der Zugang zum Arbeitsmarkt leichter. Hürde ist nach wie vor die Sprache.

Hannover (dpa) Asylsuchenden ist der Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtert worden, aber die Integration in den Betrieben bleibt weiter schwierig. Größtes Hindernis bei der Jobsuche sind nach wie vor mangelnde Deutschkenntnisse. Dies ergab eine Umfrage bei Arbeitsagenturen und Handelskammern in den Bundesländern.
Gleichwohl sieht Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) einen Erfolg im Wegfall der sogenannten Vorrangprüfung. Im August 2016 wurde dieses bürokratische Hindernis für Flüchtlinge in 133 von insgesamt 156 Agenturbezirken der Bundesagentur für Arbeit (BA) für die Dauer von drei Jahren ausgesetzt. In 23 Agenturbezirken prüft die BA aber weiter, ob Deutsche, EU-Bürger oder Ausländer, die einen uneingeschränkten Arbeitsmarktzugang haben, für den Job zur Verfügung stehen, bevor ein Flüchtling zum Zuge kommt. Nahles sagte: "Durch die Neuregelung konnten bislang mehr als 7000 Flüchtlinge eine Arbeit aufnehmen, die sonst zur Untätigkeit verdammt gewesen wären." Schon kurz darauf nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus Asylherkunftsländern nach BA-Angaben bundesweit zu - von Juni bis September 2016 von rund 102 000 auf 120 000.
Zu den Ländern, in denen die Arbeitsagenturen bei der Einstellung von Asylbewerbern auf die zuvor vorgeschriebene Vorrangprüfung verzichten, gehört auch Rheinland-Pfalz. Hier haben seitdem tendenziell mehr Flüchtlinge einen Arbeitsplatz gefunden. Bei der Vorrangprüfung wurde vor der Besetzung einer Stelle mit einem Asylbewerber geprüft, ob dafür auch ein deutscher Arbeitnehmer oder EU-Bürger zur Verfügung steht. Dieser hätte dann Vorrang bei der Besetzung der Stelle.
Genaue Zahlen für das Land gebe es zwar nicht; aber die Auswirkungen seien spürbar, sagte ein Sprecher der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
Zum vergangenen Jahreswechsel gab es in Rheinland-Pfalz 5487 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus den acht Hauptasylländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien. Ein Jahr zuvor waren es erst 3527 - das ist eine Zunahme von 55,6 Prozent.Extra: WIE IST DIE SITUATION IN DER REGION TRIER?


(hw) Die Region Trier weist eine niedrige Arbeitslosenquote (Juli: 3,7 Prozent) auf. In diesem Zusammenhang schauen die Experten auch auf die Situation von Flüchtlingen. Im Juli waren hier insgesamt 979 Menschen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern arbeitslos gemeldet. In dieser Personengruppe lag die Arbeitslosenquote damit bei 28,2 Prozent. Im Vergleichsmonat des Vorjahres hatte die Quote noch bei 34,9 Prozent gelegen. Seit Beginn des Jahres konnten insgesamt 205 Flüchtlinge eine Erwerbstätigkeit oder eine Ausbildung beginnen. Die aktuellsten Zahlen bezüglich der sozialversicherungspflichtig Erwerbstätigen aus dieser Personengruppe stammen vom Dezember 2016. Damals waren 591 Erwerbstätige registriert. Damit waren es 224 Personen mehr als noch im Vorjahr. Dirk Hannowsky, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Trier, dazu: "Die Tendenz, dass der Anteil der arbeitslosen Personen aus Asylherkunftsländern sinkt und gleichzeitig die Zahl der Erwerbstätigen steigt, ist sehr erfreulich." Die Hauptaufgaben blieben aber weiter bestehen: "Seitens der Bewerber müssen weiter Sprach- und berufsfachliche Kenntnisse erworben werden." Gleichzeitig hofft er, dass die Bereitschaft der Arbeitgeber zunimmt, diese Bewerber dann auch einzustellen.Extra: WIE KLAPPT DIE AUSBILDUNG VON MIGRANTEN?


Das Fachforum "Wie klappt die Ausbildung von Migranten - Unternehmer beraten Unternehmer" ist am 16. August, 14 Uhr, in der Handwerkskammer (HWK) Trier. Betriebsinhaber, Ausbildungs- und Personalleiter sind dazu eingeladen. Betriebe, die bereits Erfahrungen mit der Beschäftigung oder Ausbildung von Migranten haben, berichten aus der Praxis und geben konkrete Tipps. Mit dabei sind Unternehmen aus Handwerk, Handel, Industrie und Dienstleistung. Anschließend gehen die Referenten auf gezielte Fragen der Teilnehmer ein. Das Forum wird von einem "Markt der Möglichkeiten" im HWK-Tagungszentrum umrahmt. Hier informieren haupt- und ehrenamtliche Integrationsakteure über ihre Arbeit und bieten Beratungen an. Interessierte Unternehmer können sich bis zum 15. August anmelden. Kontakt: Aurita Jankauskaite-Lepage, Tel. 0651/207-151, E-Mail: alepage@hwk-trier.de

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