Prettl zieht bei Kirsch den Stecker - 90 Mitarbeiter verlieren Job bei Trierer Maschinenbauer

Trier · Ende August endet in Trier eine 72-jährige Industriegeschichte. Die Prettl-Gruppe zieht bei ihrer Tochter, der Kirsch energy systems, den Stecker. 90 Jobs fallen weg.

 Fast sieht es so aus, als würde der Dornröschenschlaf den Kirsch-Standort in Trier überkommen. Ende August ist hier Schluss. TV-Foto: Friedemann Vetter

Fast sieht es so aus, als würde der Dornröschenschlaf den Kirsch-Standort in Trier überkommen. Ende August ist hier Schluss. TV-Foto: Friedemann Vetter

Als 2008 die baden-württembergische Prettl-Gruppe (Pfullingen) die Kirsch GmbH übernahm, waren beide Seiten voller Euphorie. Mit einem starken Partner an der Seite glaubten die Verantwortlichen in Trier, dass die Generatoren und die neuen, innovativen Miniblockheizkraftwerke zu einem durchschlagenden Erfolg werden. Doch der große Erfolg blieb aus. Nun folgt in Trier das Ende. 90 Mitarbeiter verlieren im Herbst ihren Job. Zum 31. August wird der Geschäftsbetrieb in Trier eingestellt, teilt das Unternehmen knapp in einer Pressemitteilung mit. Zuvor hatten die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung die Hiobsbotschaft erhalten. Als Gründe nennt das Unternehmen den "massiven Preisverfall und einen hohen Wettbewerbsdruck auf den internationalen Märkten, vor allem aus China". Der Standort Trier sei vor diesem Hintergrund nicht mehr wettbewerbsfähig.

"Das Vorhaben, Kirsch in Trier zu schließen, ist eine schwere Wahl, und wir sind uns der sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern sehr bewusst", sagt Steffen Wieland, Geschäftsführer der Kirsch GmbH. "Es ist uns ein Anliegen, sozial verträgliche Lösungen für alle betroffenen Mitarbeiter zu finden und werden die Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden und Lieferanten in jedem Fall einhalten." Wie diese Lösungen aussehen können, könne das Unternehmen derzeit noch nicht sagen, erklärte ein Sprecher des Unternehmens dem TV auf Anfrage. Man sei in Verhandlungen mit dem Betriebsrat. In den letzten Monaten gab es immer wieder Gerüchte um Kirsch, es gebe Entlassungen oder es wären Produktionsverlagerungen geplant. "Wir hoffen, dass es sozialverträgliche Angebote gibt, die für die Betroffenen fair sind", kommentiert IG-Metall-Sekretär Michael Kramer die Standortschließung. Mit dem Aus für Kirsch endet in Trier auch ein Stück erfolgreiche Industriegeschichte. Das Unternehmen hatte sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen als innovative Ideenschmiede gemacht. Bernhard Kirsch hatte bereits 1945 einen Reparaturbetrieb gegründet, der sich nach und nach und zu einem erfolgreichen und international bekannten Unternehmen für Stromerzeugungsaggregate entwickelte. Die Kirsch-Anlagen fanden ihren Einsatz bei Feuerwehren und Katastrophenschutz-Organisationen, beim Militär und anderen Betreibern von Sonderfahrzeugen. Anfang des Jahrtausends setzte Kirsch dann auch auf die Entwicklung von Miniblockheizkraftwerken.

Über viele Jahre war die Kirsch GmbH auch Partner und Sponsor des Regionalwettbewerbs "Jugend forscht".

2008 wurde das Unternehmen dann von der Prettl-Gruppe übernommen. Das Unternehmen, 1953 in Pfullingen gegründet, ist inzwischen in fünf Geschäftsbereiche (Automotive, Appliance Solutions, Electronics, Energy und ProSys) gegliedert und beschäftigt an 35 Standorten in 25 Ländern rund 10.000 Mitarbeiter. 90 Mitarbeiter und den Standort Trier wird die Prettl-Gruppe nun wegstreichen.

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