Unbeliebter Zuchtmeister

EZB-Chef Draghi will die Nullzins- und Strafzinsphase noch nicht beenden. Die Banken sollen weiter durch Billigkredite die Wirtschaft des europäischen Südens ankurbeln.

 Rainer Nahrendorf.Foto: privat

Rainer Nahrendorf.Foto: privat

Dabei hat sich längst gezeigt, wie wenig es allein hilft, den Geldhahn aufzudrehen, aber notwendige Strukturreformen immer wieder aufzuschieben. Die Schuldenberge werden dadurch noch höher und die Zukunft des Euros wird ungewiss. Die Gemeinschaftswährung hat Länder zusammengezwungen, die noch nicht zusammengehörten. Zwar erholen sich die Südländer allmählich, aber zu den direkten Finanzhilfen, Rettungspaketen, Haftungsgarantien kommt durch die EZB-Politik eine viele Milliarden schwere Zinssubventionierung zu ihren Gunsten. Diese Subventionierung durch immer mehr billiges Geld und ihr Streben nach einer Haftungsgemeinschaft schwächt den Willen der Südländer, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen und Reformen anzupacken. Das stärkt Europa nicht, sondern schwächt es. Es steigert den Europaverdruss über den Zuchtmeister Deutschland und beim deutschen Zahlmeister den Ärger über die Leichtfüße im Club-Med. Deutschland wird aber weiter den Zuchtmeister spielen müssen, weil es einen Zerfall der Euro-Zone verhindern muss. EZB-Chef Draghi sollte seine verfehlte Geldpolitik rasch ändern, der heimlichen Enteignung der deutschen Geldsparer ein Ende bereiten, die Zinsen schrittweise erhöhen und so die Blasenbildung an den Börsen und Immobilienmärkten stoppen. Et kölsche Jrundgesetz "Et hät noch immer jot jejange" könnte sonst bald nicht mehr gelten.Rainer Nahrendorf ist ehemaliger Chefredakteur des Handelsblatts und Buchautor. Meine Wirtschaftswoche

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