Ein Pater für alle Fälle: Buch über Hetzerather Priester Rudi Lehnertz

Trier/Hetzerath · Rudi Lehnertz ist das, was man einen Tausendsassa nennt: Nicht nur in seiner Heimat Hetzerath ist der in Trier wohnende 77-Jährige bekannt, sondern im gesamten Umland und sogar in Afrika. Jetzt ist ein Buch über ihn erschienen.

Fast 50 Jahre hat er in Uganda verbracht, seit rund drei Jahren ist der 77-Jährige wieder in seiner Heimat: Die Rede ist von Pater Rudi Lehnertz. Der gebürtige Hetzerather, der aus einer Großfamilie im Ort stammt ("Wir waren zwölf Kinder, meine Brüder leben noch heute dort."), gehört dem Orden der Afrikamissionare Weiße Väter an (siehe Extra). Mit 26 Jahren ging Lehnertz deshalb nach Uganda.

In seiner Zeit in dem afrikanischen Land hat Pater Rudi vor allem in der Bildung junger Menschen gewirkt, hat mehrere Schulen aufgebaut, einige selbst geleitet und sich auch für die berufliche Qualifikation junger Menschen engagiert. Er gründete eine der ersten Schulen für Mädchen im Westen Ugandas, baute eine Berufsschule an der Grenze zu Kenia und viele Pfarreien mit auf. 22 Jahre lang war er zudem Leiter der deutschen Gemeinde in Uganda.

Noch heute hat Pater Rudi regelmäßig Kontakt zu einigen seiner afrikanischen Schüler. Zum Beispiel zu einer Mitarbeiterin des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Lehnertz: "Sie kümmert sich dort um die Anliegen der Opfer von Gewalt", erzählt er munter.

Generell weiß Pater Lehnertz vieles zu erzählen aus seiner Zeit in Uganda. Aber nicht alles ist so positiv wie die Hilfe für Jugendliche. In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Beispiel habe es viele Schießereien und Unruhen gegeben. "Angst hatten wir immer mal, wenn es die ganze Nacht geballert hat", sagt er. "Das war eine sehr unsichere Zeit. Zwischen 1975 und 1977 sind sehr viele Leute umgekommen." Oder verschwunden. In den 1990er-Jahren gab es dann eine andere Bedrohung: Aids. "Fast alle Familien waren betroffen. Das war schon sehr belastend, eine sehr bedrückende Zeit."

Im Herbst 2014 schließlich kehrte Pater Rudi zurück in seine Heimat Hetzerath, lebt heute im Sitz seines Ordens, der Weißen Väter, in Trier und hilft in der Pfarreiengemeinschaft Salmtal aus, in Seniorenheimen oder dort, wo er gebraucht wird. Er hält Messen oder wirkt bei einer ökumenischen Trauung mit, wie jetzt in Wittlich. Müde wird Rudi Lehnertz nicht. Lehnertz: "Ich mache das alles sehr gerne. Solange ich gebraucht werde, solange ich das noch körperlich kann, werde ich es machen."

Großen Rückhalt hat Pater Rudi Lehnertz immer in seiner Familie gefunden und in der Hetzerather Dorfgemeinschaft, wie er sagt. Viele Familienmitglieder hätten ihn zum Beispiel in Uganda besucht, teilweise auch über einen längere Zeit. Zwei Neffen haben als Entwicklungshelfer oder Pfleger dort gearbeitet. In seinem Heimatdorf sind zahlreiche caritative Projekte entstanden. Seit rund 50 Jahren engagiert sich die Hetzerather Dorfgemeinschaft für die Menschen in Uganda.

Auch nach seiner Rückkehr in die Eifel hat Pater Rudi Lehnertz eine zweite Heimat in Afrika nicht vergessen, war vergangenes Jahr wieder nach Afrika gereist. "Im Oktober 2016 war ich noch einmal da, für zwei Wochen", sagt er. Dabei habe er sich vor Ort das Projekt Sharing-Youth-Center angeschaut, das "wir von Hetzerath aus unterstützen".
Die Erfahrungen und Erlebnisse von Pater Rudi Lehnertz sind jetzt in einem Buch aufgeschrieben worden. Die Projektwerkstatt Zukunft hat das Werk unter dem Titel "Abagyenda Bareeba! Weisheit findet, wer sich auf den Weg macht" herausgebracht, in limitierter Auflage.

Einen Teil davon hat sich Pater Rudi direkt selbst gesichert: "Ich habe mir 25 Stück herüberlegen lassen, für Freunde und Bekannte", sagt er. Den Rest hat er anderen überlassen.

Das Buch "Abagyenda Bareeba! Weisheit findet, wer sich auf den Weg macht" ist nur beim Herausgeber, dem Verein Projektwerkstatt Zukunft, Am Erkelsbach 16, Hetzerath, erhältlich. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.projektwerkstatt-zukunft.deExtra: DIE WEIßEN VÄTER

(red/will) 1405 Afrikamissionare - Weiße Väter sind in 20 Ländern Afrikas und in 13 Ländern der übrigen Welt tätig. Die Einsatzgebiete sind heute nicht mehr auf Afrika beschränkt, Mitglieder der Missionsgesellschaft der Afrikamissionare engagieren sich in auch in ihren Heimatländern für Afrikaner, die zurzeit in Europa und Amerika leben, und pflegen den Kontakt und den Dialog mit ihnen. Im Trierer Haus in der Dietrichstraße leben derzeit laut Internetseite der Weißen Väter 13 Brüder. Seit 100 Jahren hat der Orden das Anwesen gemietet, zu dem eine Kirche, ein kleines Gästehaus und ein Garten gehören. Es ist das Ausbildungszentrum der deutschen Missionare. Trotz fast totaler Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wohnten in den 1950er und 1960er Jahren zeitweise bis zu 60 Priesterstudenten hier. Die Hausgemeinschaft besteht aus Missionaren, die nach langem Wirken in Afrika zurückgekehrt sind, und solchen, die aus Gesundheitsgründen dort nicht mehr arbeiten können. Sie engagieren sich durch Seelsorge in verschiedenen Pfarreien, Heimen und Krankenhäusern in einem Umkreis von mehr als 50 Kilometern. Zwei Mitbrüder sind für die Bibliothek, besonders die Afrikabibliothek, zuständig. Das Haus ist Treffpunkt verschiedener Gebetsgruppen und Vereinigungen. Ihnen stehen Kirche und Aula für Gottesdienste, Vorträge und Veranstaltungen zur Verfügung.

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