Scheidung auf Lettisch: Moselaner gibt Tipps

Piesport · Aloys Leyendecker hat viel Erfahrung als Mediator im Bereich Familie. Sein Wissen ist mittlerweile sogar im Baltikum gefragt.

 In Lettland ist das Buch über Trennungen von Aloys Leyendecker momentan eines der meistverkauften des Verlags. TV-Foto: Christina Bents

In Lettland ist das Buch über Trennungen von Aloys Leyendecker momentan eines der meistverkauften des Verlags. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Piesport Aloys Leyendecker ist in der Region kein Unbekannter. Der Diplom-Pädagoge ist unter anderem im Piesporter Karneval aktiv, ehrenamtlich unterwegs und lebt gerne in seinem Heimatort. Beruflich ist er seit 1987 als Mediator im Bereich Familie tätig. 400 Mediationen hat er in Deutschland gemacht.
Seine Kontakte nach Lettland begannen 2009, als ein Bekannter, der dort als Mediator tätig war, sein Fachwissen im Bereich Familie brauchte. Aloys Leyendecker berichtet: "Es hat gepasst. Ich wurde zu Seminaren eingeladen und meine Vorträge kamen gut an." Sprachlich gab es keine Probleme, denn Leyendecker bekam eine Übersetzerin an die Hand. "Seit 1231 sind Deutsche in Riga. Sie haben in Lettland einen guten Ruf und gelten als Experten. 2000 Wörter aus dem Deutschen gibt es im Lettischen", berichtet er.
Als er 2011 einen Schlaganfall hatte, von dem er außer Konzentrationsschwächen keine Langzeitschäden davongetragen hat, sei er viel zum Nachdenken gekommen. "Ich habe mir damals vorgenommen, meine beruflichen Erfahrungen aufzuschreiben, für mich", sagt er. "Dass ich sie jetzt in Lettland und Russland in Buchform herausgebe, weil viele, die meine Seminare besuchen, meine Methodik schriftlich haben wollen, trifft sich gut", ergänzt Aloys Leyendecker. Inzwischen ist er Rentner.
Acht bis zehn Wochenenden im Jahr verbringt er in Lettland und ungefähr drei in Russland. "Mit der Organisation der Seminare habe ich nichts zu tun, das übernehmen andere. Ich kümmere mich ausschließlich um die Inhalte", erklärt er.
Seinen Kollegen in Lettland hilft bei der Methodik, wie sie an die Themen herangehen. Das Thema Trennungen ist in Lettland aktuell, weil es bis vor 25 Jahren, als das Land von Russland unabhängig wurde, kaum Trennungen gab und die Zahl jetzt stark ansteigt. Aloys Leyendecker berichtet: "Dort fehlt der Blick auf die Kinder, der mir sehr wichtig ist. Aus meiner Erfahrung kann ich den Trennungsprozess beschreiben, wie man die negative Kommunikation in positive umwandelt beispielsweise."
In seinen Seminaren geht es zum einen um Konfliktmanagement in Unternehmen und um Trennungen. Zu den speziellen Problemen in Beziehungen weiß er: "Die Muster sind in der dortigen Gesellschaft anders. Die Frau hat einen hohen Status, verdient oft mehr als der Mann, und die Männer halten an alten Wertmustern fest."
Sehr gut gefällt ihm, dass die Menschen dort noch lernen wollen und eine Trennung von weniger Schuldgefühlen geprägt ist, als in Deutschland. "Es gibt dort beispielsweise kaum religiöse Bindungen, so dass man einzig auf die Beziehung schaut und gemeinsam überlegt, hat es noch Sinn oder nicht. Wichtig ist auch das Danach. Welches Modell will man leben?"
An Lettland selbst schätzt Aloys Leyendecker die noch halbwegs intakte Natur. Außerdem sei Lettland ein internationales Land, in dem viel gelesen werde.
Die beiden Bücher, die Aloys Leyendecker herausgegeben hat, sind nicht auf Deutsch erhältlich.

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