Schüler in Neumagen-Dhron befassen sich mit jüdischem Leben im Ort

Neumagen-Dhron · Die Friedrich-Spee- Realschule plus Neumagen-Dhron hat sich seit November mit dem jüdischen Leben im Ort befasst. Jetzt wurden die einzelnen Projekte vorgestellt. Herausgekommen sind eindrucksvolle Arbeiten.

 Miriam Lenhardt, Nel Mazur, Elvira Keil und Zoe Karcher (von links) stehen vor einem von Schülern gestalteten Schaufenster zum Thema jüdische Menschen in Neumagen. TV-Foto: Christina Bents

Miriam Lenhardt, Nel Mazur, Elvira Keil und Zoe Karcher (von links) stehen vor einem von Schülern gestalteten Schaufenster zum Thema jüdische Menschen in Neumagen. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Miriam, Nel, Zoe und Elvira stehen mit einigen anderen Schülern vor einem Schaufenster in der Römerstraße. Einige der Plakate, die dort aufgehängt sind, haben sie selbst gestaltet. Sie handeln von Einzelschicksalen der Juden, die einmal in Neumagen-Dhron gelebt haben. Da ist beispielsweise die Familie Leib, von der sie Fotos haben, deren Haus auf einer Karte markiert ist und von denen sie wissen, dass gleich drei Generationen deportiert worden sind.

Elvira Keil berichtet: "Ich habe mich intensiv mit dem Konzentrationslager Buchenwald auseinandergesetzt, wir haben in verschiedenen Fächern im Unterricht das Thema behandelt, und auch bei uns zu Hause haben wir über das Thema gesprochen", sagt die Schülerin der zehnten Klasse. Sie ergänzt: "Es ist wichtig, dass man nicht vergisst, was damals passiert ist, und dass wir heute noch daraus lernen."

In Deutsch, Religion und Kunst haben die Schüler verschiedener Altersstufen sich mit dem Thema Judentum, Gewalt und Antisemitismus beschäftigt. Rund 20 Lehrer haben mit ihren Schülern daran gearbeitet. Sie haben die jüdische Synagoge und Schule nachgebaut, den Lebenslauf und die Kunst von Marc Chagall in Projekttagen behandelt, jüdische Feste vorgestellt, Briefe von ausgewanderten Neumagener Juden ausgestellt, kleine Thora-Rollen gebastelt und das Thema Gewalt, wie sie heute erlebt wird, in Bildern gezeigt.

Informativ zeigt ein Zeitstrahl den Nahostkonflikt. Und beeindruckend erzählen Neumagener Bürger nach der Ausstellungseröffnung in der Kapelle des Ortes, wie sie die NS-Zeit erlebt haben.

120 Besucher waren bei der Ausstellungseröffnung, bei der Schulleiter Mario Cossé noch einmal betonte, dass die Arbeiten ein Zeichen gegen Hass und Rassismus seien. Ein besonderer Gast war ebenfalls mit dabei: die jüdische Zeitzeugin Henriette Kretz, die sich für das Maximilian-Kolbe-Werk engagiert und den Schülern im Unterricht von ihren persönlichen Erfahrungen im Nationalsozialismus erzählte.

Angefangen hat das Projekt zur Ausstellung mit einem Kontakt zum Arbeitskreis "Juden in Neumagen", der gemeinsam mit dem Emil-Frank-Institut Wittlich eine Gedenktafel für den jüdischen Friedhof erstellen wollte. Die Schule hat ihre Mitarbeit in Form eines interreligiösen Dialog-Projektes, mit den beiden Pädagogen Christiane Brinkert und Hüseyin Akin angeboten. So ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitskreis, dem Institut, der Gemeinde und innerhalb der Schule zustande gekommen. "Das Kollegium und die Gruppen haben hier toll zusammengearbeitet. Es kamen immer neue Ideen, und wir hätten nie gedacht, dass das Projekt einmal so groß werden könnte", erklärt Christiane Brinkert, Lehrerin an der Realschule Neumagen. Doch mit der Ausstellung ist das Thema noch nicht beendet. Am Donnerstag, 8. Juni, gestalten die Schüler einen literarischen Abend im Römerkastell in Neumagen. Die Errichtung einer Gedenktafel auf dem jüdischen Friedhof, gemeinsam mit dem Arbeitskreis und dem Emil-Frank-Institut, findet am 9. Juni um 11 Uhr statt. "Wir hoffen zudem auf Besuch von Nachkommen Neumagener Juden, und das Thema interreligiöser Dialog wird fest ins Schulprogramm aufgenommen", sagt Christiane Brinkert.
Die Ausstellung "Jüdisches Leben in Neumagen-Dhron" ist noch bis zu den Sommerferien zu den Öffnungszeiten des Neumagen-Dhroner Rathauses zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr. Mittwochsnachmittags ist geschlossen.Extra

Jüdische Menschen in Neumagen

Neumagen und Niederemmel hatten eine Synagogengemeinschaft, der im Jahr 1933 insgesamt 80 Menschen angehört haben, davon kamen 36 aus Neumagen. Zu diesem Zeitpunkt gab es die jüdische Volksschule schon nicht mehr, sie wurde 1932 aufgelöst. 1924 hatte die Schule noch 20 Schüler, 1932 noch drei. Die meisten Juden flohen 1938 aus Neumagen, die letzten wurden im Juli 1942 deportiert. Der jüdische Friedhof ist 1578 erstmals erwähnt. Es stehen 126 Grabsteine dort.

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