Das Verbindende suchen!

Meine Mutter musste in diesem Jahr für viele Wochen im Krankenhaus behandelt werden. Gesundheitlich sehr stark eingeschränkt, fiel ihr vieles schwer, was gesunde Menschen für selbstverständlich halten.

Das Verbindende suchen!
Foto: (m_kreis )

Das Pflegepersonal war sehr hilfsbereit und tat dankenswerterweise, was möglich war - stets freundlich und mit einer immer herzlichen und aufmunternden Art. Zumindest ebenso beeindruckend war für mich aber auch die Aufmerksamkeit der Zimmernachbarinnen, die sofort erkannten, wenn es meiner Mutter nicht gut ging, wie selbstverständlich kleinere Handreichungen übernahmen, wenn sie notwendig wurden und die trösteten und Mut zusprachen, wenn die Situation sehr belastend war. Bei meinen häufigen Besuchen im Krankenhaus konnte ich förmlich spüren, wie wohltuend die Fürsorge durch das Pflegepersonal und die Mitpatientinnen war, wie gut dies meiner Mutter tat. "Was habe ich für ein Glück mit meinen Nachbarinnen", dies sagte meine Mutter immer wieder mit Rührung - eine Einschätzung, der ich nur beipflichten kann. Hier wurde Christsein im Alltag konkret erlebbar, der Dienst am Nächsten, der im Mittelpunkt unseres Glaubens steht. Doch ist die einfühlsame Sorge um den Mitmenschen ein christliches Privileg? Eine Muslimin wurde - nachdem ein Krankenbett frei wurde - Zimmernachbarin meiner Mutter. Der deutschen Sprache nur wenig mächtig, war sie von der ersten Begegnung an immer sofort zur Stelle, wenn sie erkannte, wenn es an etwas fehlte, mit Gesten und Umarmungen zeigte sie ihr Mitgefühl in weniger guten Stunden und brachte Wärme und Herzlichkeit in den Krankenhaus-Alltag. Hier wurde mir wieder einmal deutlich: Statt nach dem Trennenden zwischen den Religionen und Nationalitäten zu suchen, lassen wir uns doch nach dem Verbindenden Ausschau halten - es gibt mehr als genug davon! Und das Wichtigste und Erlebbarste ist und bleibt die Mitmenschlichkeit!

Rainer Martini, Caritasverband Mosel-Eifel- Hunsrück

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