Basketball Gladiators Trier gewinnen verrücktes Spiel gegen Nürnberg - Bucknor und Smit als Matchwinner

Trier · Basketball-Zweitligist Römerstrom Gladiators Trier hat sein Heimspiel am Samstagabend gegen die Nürnberg Falcons in allerletzter Sekunde mit 74:69 (38:35) gewonnen. Vor 2042 Zuschauern in der Arena Trier spielte das Team von Trainer Marco van den Berg lange nicht gut, erkämpfte sich den Heimsieg am Ende aber mit aller Macht.

 Gladiators-Kapitän Simon Schmitz

Gladiators-Kapitän Simon Schmitz

Foto: WILLY SPEICHER



Dass Ralph Junge am Ende kopfschüttelnd über dem Spielberichtsbogen sitzen wird, dass er über Schweine-Rugby und Team-Basketball philosophieren wird. Dass Marco van den Berg Sätze wie "das ist Basketball" oder "Nervenstärke gehört dazu" sagen wird und vor allen Dingen, dass die Römerstrom Gladiators Trier ihr Heimspiel am Samstagabend gegen die Nürnberg Falcons mit 74:69 (38:35) gewinnen werden - das alles ahnt in den zwei Stunden vorher wohl so gut wie niemand der 2042 Zuschauer in der Arena Trier.

Zu schwach - besonders im Abschluss - präsentiert sich das Team von Coach van den Berg über weite Strecken gegen das Team von Trainer Ralph Junge. Selbst im letzten Viertel, wenige Minuten vor Spielende, liegen die Gladiatoren noch mit zehn Punkten hinten - doch dann geht's plötzlich ab. Und binnen weniger Minuten drehen Kyle Dranginis (er war rechtzeitig zum Spiel fit geworden), Kevin Smit, Jermaine Bucknor, Johannes Joos und Simon Schmitz die Partie. Aber dazu gleich.

Trier startet richtig schlecht ins Spiel. Die Wurfquote ist unterirdisch, liegt nach den ersten zehn Minuten bei mickrigen 17 Prozent, nur drei von 18 Versuchen aus dem Feld landen im Korb der Gäste. Kein Tempo in den Angriffen, keine schnellen Ballbewegungen - all das, was Trainer Marco van den Berg stets als wesentlich für das Trierer Spiel anführt, fehlt im Anfangsviertel. Die Gäste aus Franken dagegen wirken viel cleverer, spielen ihre Angriffe überlegt und mit viel Ruhe zu Ende. Der deutliche Rückstand nach dem ersten Viertel für die Gladiatoren geht völlig in Ordnung (7:18).

Bis zur Halbzeit wird's ein wenig besser. Zwar fehlt zunächst weiterhin das Tempo, doch nach ein paar Minuten im zweiten Viertel ist das Heimteam im Spiel. Das liegt zum einen an der leicht verbesserten Wurfquote - Lucien Schmikale versenkt nach 15 Spielminuten endlich den ersten Dreier - und zum anderen an der deutlich höheren Aggressivität in der Defensive. Die Gladiators um den starken Simon Schmitz erhöhen den Druck auf das Team von Trainer Ralph Junge und zwingen die Gäste allein bis zur Pause zu sieben Ballverlusten. Ein Dunking von Justin Alston bedeutet 40 Sekunden vor der Pause die erste Trierer Führung (35:33).

Nach der Pause sieht zunächst alles gut aus. Justin Alston bringt sein Team mit dem nächsten Dunk weiter in Front (40:36). Alles gut also, Heimsieg schon eingetütet? Von wegen - denn jetzt wird's richtig finster aus Trierer Sicht.

Nürnberg übernimmt wieder die Spielkontrolle, ist das bessere und konzentriertere Team. Ein Beispiel: der 1,84 Meter große Falcons-Guard Nils Haßfurther angelt sich zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels einen Offensiv-Rebound gegen die deutlich größeren Trierer Gegenspieler und trifft zum 47:53 für sein Team (aus Trierer Sicht).

Den Gästen aus Franken gelingt es, das Spiel im dritten Viertel zu drehen. Die Gladiatoren agieren offensiv wieder ohne Schwung, versuchen es viel zu oft erfolglos von der Dreierlinie (vier von 22 Versuchen landen bis zum Ende des dritten Viertels im Korb) und haben zu wenig Zug zum Korb.

Haben sie den Ball doch mal in der Zone, vergeben sie einfachste Versuche wie Justin Alston oder Johannes Joos mehrmals. Mit einem Acht-Punkte-Rückstand (51:59) geht's ins letzte Viertel.

Auch da sieht es lange nicht danach aus, als könne Trier das Spiel tatsächlich nochmal drehen. Das Spiel dümpelt dahin, nach einem Dreier von Nürnbergs Lon Gibson sieben Minuten vor Ende (56:67) scheint die Partie gegessen.

Doch dann dreht Trier plötzlich auf. Mit einer enormen Energieleistung kämpfen sich die Gladiatoren ins Spiel zurück. Auch wenn in den gut 35 Minuten zuvor nicht viel zusammengelaufen ist, beweist das Team Moral und Nervenstärke und dreht das Spiel durch einen 15:0-Lauf.

Jermaine Bucknor und Kevin Smit liefern wenige Sekunden vor Schluss mit zwei Dreiern die entscheidenden Punkte zum ersten Heimsieg der Saison. Die Vorarbeit kommt beide Male vom starken Kyle Dranginis, der mit guter Übersicht und viel Geduld wartet, bis er seine Mitspieler anspielen kann.

Nach zuletzt zwei Niederlagen zu Hause gegen Vechta und in Crailsheim feiert Trier somit einen wichtigen Sieg. Trainer Marco van den Berg ist nach der Partie sichtlich erleichtert: "Ich muss zugeben, dass Nürnberg 37 Minuten das führende Team war, aber das ist halt Basketball, am Ende ist Nervenstärke ein ganz wichtiger Faktor." Nicht zufrieden sei er dagegen mit einigen seiner deutschen Jungs im Kader. "Da ist das Spielniveau bei manchen noch nicht hoch genug", findet der Trainer.

Während van den Bergs Ausführungen starrt Nürnbergs Trainer Ralph Junge kopfschüttelnd auf den Spielberichtsbogen vor ihm auf dem Tisch. Vor der gut dreistündigen Rückfahrt nach Franken hatte Junge zuvor betont: "Das ist sehr frustrierend heute Abend." Zwar habe sein Team 30 Minuten gut gespielt, doch dann "waren einige nicht mehr in der Lage, irgendwas zu spielen, was auch nur in Ansätzen was mit Teambasketball zu tun hatte". Und, so fügte der Coach an, in der ProA könne man eben nur mit Teambasketball und nicht mit Schweine-Rugby bestehen.
StatistikPunkte Trier: Alston 13 Punkte, Dranginis 7, Smit 7, Bucknor 10, Hennen 0, Schmikale 9, Schmitz 12, Grün 3, Ilzhöfer 0, Buntic 0, Joos 13 - Beste Werfer Nürnberg: Wade 13, Maier 12, Gibson 13 - Viertelstände: 7:18/38:35/51:59/74:69 - Zuschauer: 2042

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