„Dann sind wir sportlich aufgestiegen“: Gladiators-Trier-Geschäftsführer Achim Schmitz im Interview

Trier · Gladiators-Geschäftsführer Achim Schmitz über einen möglichen Aufstieg, fehlende Gelder und so manch interessante Personalie.

 Geschäftsführer Achim Schmitz (links) und Trainer Marco van den Berg.

Geschäftsführer Achim Schmitz (links) und Trainer Marco van den Berg.

Foto: Sebastian Schwarz

TV: Herr Schmitz, wie verbringen Sie eigentlich den nächsten Freitagabend?
Achim Schmitz: Entweder fahre ich nach Chemnitz, oder nach Crailsheim (lacht).

Klingt nach einem guten Plan: Ein mögliches Playoff-Viertelfinal-Duell mit Chemnitz wäre mit deutlich höheren Reisekosten verbunden als ein Duell mit Crailsheim. Wie sehr hoffen Sie, dass es Crailsheim wird?
Schmitz: Man muss abwägen: Vorteilhaft an Crailsheim wäre natürlich, dass es nicht so weit weg ist. Dafür schätze ich das Team sportlich stärker ein als Chemnitz, gegen die wir vielleicht eher eine Chance auf ein zweites Heimspiel und zusätzliche Einnahmen hätten. Dafür wären in diesem Fall halt die Fahrtkosten höher. Warten wir's mal ab.

Wie wichtig war das Erreichen der Playoffs aus finanzieller Hinsicht für den Club?
Schmitz: Natürlich ist der Einzug in die Playoffs eine tolle Sache für uns, in sportlicher und in wirtschaftlicher Hinsicht.

Also war die Teilnahme dringend nötig?
Schmitz: Die Teilnahme war von Anfang an unser Saisonziel. Die zusätzliche Finanzspritze tut uns selbstverständlich gut.

Mit welchen Einnahmen rechnen Sie?
Schmitz: Im schlechtesten Fall werden 20.000 Euro Ertrag dabei herauskommen. Wenn es mehr wird, nehmen wir das natürlich auch.

Nehmen wir mal an, es läuft wunderbar, und das Team erreicht das Playoff-Finale - was passiert dann?
Schmitz: Dann sind wir sportlich aufgestiegen.

Und, würden Sie den Aufstieg dann auch durchziehen?
Schmitz: Kein Kommentar.

Beim letzten Hauptrunden-Heimspiel gegen Nürnberg waren vergangene Woche 3055 Zuschauer in der Arena Trier, knapp 1000 mehr als beim letzten Hauptrunden-Heimspiel 2015/16 gegen Hamburg. Eintagsfliege oder dauerhafter Trend?
Schmitz: Der Zuschauerschnitt ist ein bisschen höher als der geplante von 1800 pro Spiel. Jetzt kommen noch die Playoffs dazu, die wir nicht in der Kalkulation eingeplant hatten. Wenn wie jetzt gegen Nürnberg - bei einem durchschnittlichen Kartenpreis von 10, 11 Euro - mal über 1000 Leute mehr kommen als im Durchschnitt erwartet, sind das für uns natürlich gute Einnahmen. Der Zuschauer ist der größte Sponsor in Trier.

Große Aufmerksamkeit gab es im Februar mit der Rückkehr von Jermaine Bucknor. Wie stehen die Chancen, dass er über den Sommer hinaus in Trier bleiben wird?
Schmitz: Die Gespräche laufen. Es gibt beidseitiges Interesse. Ich glaube, dass wir das realisieren können, aber das hängt noch von ein paar Faktoren ab.

Brandon Spearman spielt eine hervorragende Saison. Der Coach traut ihm den Schritt in die BBL zu. Gibt's eigentlich überhaupt noch eine Chance, dass er nächste Saison in Trier spielen wird?
Schmitz: Chancen gibt's immer. Auch hier laufen die Gespräche, aber ich denke, dass es für ihn Sinn macht, den nächsten Schritt zu gehen.

Einer der auf jeden Fall bleibt, ist Thomas Grün. Er hat am Donnerstag bis 2019 verlängert. Weil er deutsche Vorfahren hat, gab es in den zurückliegenden Monaten immer mal die Überlegung, für ihn einen deutschen Pass zu beantragen. Was gibt's dazu zu sagen?
Schmitz: Wir hatten da ein paar Versuche Anfang der Saison unternommen, aber da gibt's keine Aussicht auf Erfolg. Das Thema ist vom Tisch.

Was gibt's eigentlich für eine Tendenz bei Sebastian Herrera? Wird das Talent Trier im Sommer verlassen?
Schmitz: Durch sein Abitur wollte Sebastian erst nach der Saison über seine Zukunft sprechen. Wir wollen ihn natürlich halten.

Nach dem Abgang von Manager Alexander Meilwes im Januar ist der Manager-Posten vakant. Wann wird die Stelle neu besetzt?
Schmitz: Wir werden vorerst keinen neuen Manager suchen, weil wir momentan ganz gut aufgestellt sind. Außerdem ist das natürlich auch eine Kostenfrage.

Zuletzt gab es eine Stellenanzeige im Internet, mit der der Club einen neuen Teammanager suchte. Was steckt dahinter?
Schmitz: Die Suche läuft noch. Der Teammanager wird für Organisatorisches zuständig sein, um alles, was rund ums Team anfällt: Auswärtsfahrten organisieren, sich um Wohnungen kümmern.

Momentan gibt's viele Werksstudenten und FSJler in der Geschäftsstelle. Wird zur neuen Saison auch jemand fest angestellt?
Schmitz: Ja, das ist unser Ziel. Das betrifft die Bereiche Teammanagement und Marketing/Vertrieb, auch neue FSJler suchen wir.

Und wie sieht‘s mit Ihnen aus, bleiben Sie?
Schmitz: Ich werde als Geschäftsführer weiter machen.

Wie Sie kürzlich erklärten, belasten den Club 100.000 Euro an Verbindlichkeiten aus der vergangenen Saison. Wie langfristig sind die?
Schmitz: Das wird zwei, drei Jahre brauchen, bis wir die weg haben. Die Verbindlichkeiten existieren aus der TBB-Zeit. Die Entstehungskosten für die Gladiators beliefen sich im Sommer 2015 auf rund 140.000 Euro.

Wie kam die Summe zustande?
Schmitz: Die Summe beinhaltete den Erwerb der Lizenz, Büromöbel, Fahrzeuge, den Bus und so weiter. Wenn man jetzt mal auf die vergangene Saison schaut, haben wir die reinen Kosten der Saison gedeckt bekommen - Personalkosten, Spielbetrieb und so weiter. Von den 140.000 Euro Entstehungskosten sind allerdings 100.000 Euro übrig geblieben. Davon haben wir nur 40.000 Euro gedeckt bekommen. Natürlich sind die eben genannten Sachen wie Bus und Möbel bereits bezahlt, aber das belastet natürlich irgendwann auch den Cashflow.

Es soll einige Sponsoren gegeben haben, die nicht zahlen. Wie ist da der Stand der Dinge?
Schmitz: Das ist geklärt. Die Sponsoren zahlen.

Wie viele Sponsoren waren das?
Schmitz: Drei.

Wenn die nicht gezahlt hätten, wäre es sehr eng geworden?
Schmitz: Was heißt eng geworden? Dann hätten halt schon wieder 15.000 Euro irgendwo gefehlt.

So fehlen noch 40.000 Euro an Einnahmen für diese Saison. Bis wann muss das Geld da sein?
Schmitz: Bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni. Das werden wir hinkriegen. Auch in dieser Spielzeit werden wir die reinen Saisonkosten wieder gedeckt bekommen. Wie gesagt: Was uns wehtut, sind die 100.000 Euro aus dem letzten Jahr. Das wird zwei, drei Jahre brauchen, bis wir die weg haben. Aber das war von vornherein klar.

Eine weitere Summe schwebt im Raum: Von der ProA gibt's die Auflage, für das Geschäftsjahr 2016/17 einen Überschuss in der Bilanz in Höhe von 25.000 Euro vorzuweisen. Das heißt: Zur Not müssen Sie oder andere Gönner kommen und das Portemonnaie aufmachen?
Schmitz: Nein, das glaube ich nicht. Das kann nicht Sinn und Zweck sein. Der Trierer Basketball muss auf eigenen Füßen stehen. Das heißt, wir müssen unsere Saisons jedes Jahr gedeckt bekommen und nebenbei die Entstehungskosten abbauen.

Das heißt, Sie haben schon ein Signal von der ProA bekommen, dass diese 25.000 Euro-Überschuss nicht unbedingt eingehalten werden müssen?
Schmitz: Nein, nein, das nehmen wir schon sehr ernst. Wir wollen die Bedingung erfüllen. Wir kämpfen dafür, es hinzukriegen.

Aber die 100.000 Verbindlichkeiten sind in dieser Rechnung außen vor?
Schmitz: Ja, die Auflage betrifft nur das Geschäftsjahr 2016/17.

Mit Simon Schmitz, Rupert Hennen, Kevin Smit, Kilian Dietz, Thomas Grün und Johannes Joos steht schon ein Teil des Kaders für die kommende Saison. Was sagen die Verlängerungen mit den überwiegend deutschen Spielern über den Standort Trier aus?
Schmitz: Wir wollen in Trier eigene Talente ausbilden und weiterbringen. Wir haben hier nur dann eine Chance, wenn wir einheimische Spieler ausbilden und voranbringen, auch wenn sie dann auf lange Sicht in die BBL wechseln werden. Mit den Vertragsverlängerungen zeigen wir, wie ernst wir es meinen.

Im Jugendbereich läuft es in dieser Spielzeit überhaupt nicht. Das JBBL-Team kassiert eine Niederlage nach der anderen, die Regionalliga-Mannschaft gewinnt nur mit Unterstützung aus dem Profiteam. So kann es nicht weitergehen. Was wird sich da verändern?
Schmitz: Ja stimmt, da muss sich was verändern. Wir standen vor Beginn der vergangenen Saison auch im Jugendbereich vor einem Scherbenhaufen. Im ersten Jahr ging es einfach ums nackte Überleben. Wir haben seit Sommer 2016 mit Christian Held einen hervorragenden Jugendkoordinator, der genau weiß, was in den nächsten Jahren zu tun ist. Es wird dauern, aber wir sind auf einem gutem Weg.

Ab der nächsten Saison setzt die Liga einen hauptamtlichen Jugendtrainer für alle ProA-Ligisten voraus. Haben Sie schon jemanden gefunden?
Schmitz: Ja, das wird Kevin Ney aus dem Saarland sein, der aktuelle Regionalliga-Trainer. Er wird bei uns im Sommer eine dreijährige DBB-Trainer-Ausbildung beginnen. Der Vertrag ist noch nicht unterzeichnet, aber wir sind uns mit ihm einig.

Und im Sommer, wie hoch fällt da die Etat-Steigerung aus?
Schmitz: Da sind keine Riesensprünge zu erwarten. Aber es geht nach oben, denn Stillstand ist Rückschritt.

Interview: Marek Fritzen
Spiel in Baunach

(mfr) Die Römerstrom Gladiators reisen am Samstag zum letzten Hauptrundenspiel zu den Baunach Young Pikes (19.30 Uhr). Das Partnerteam des amtierenden Deutschen Meisters Bamberg hat den Klassenerhalt sicher. Am vergangenen Wochenende gewannen die Franken überraschend beim Tabellensiebten Rockets Erfurt. Trier steht seit der vergangenen Woche sicher in den Playoffs. Gewinnen die Gladiatoren treffen sie im Viertelfinale auf Chemnitz. Verlieren sie in Baunach und gewinnt Erfurt zeitgleich in Essen, trifft Trier als Tabellensiebter im Viertelfinale auf den Zweiten Crailsheim.

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