Einfach abgefahren - Warum sechs Trierer Basketballfans ihrem Club überall hin folgen

Trier · Vor dem Heimspiel der Römerstrom Gladiators Trier gegen Köln (Freitag, 20 Uhr) haben sechs Trierer Basketballfans dem TV erzählt, was sie dazu bewegt, das Team bei jedem Auswärtsspiel zu begleiten und was sie bei ihren Touren durch die ganze Republik erleben. Eine unglaubliche Geschichte.

 Guido Zeimetz, Ramona Bütow, Stefan Geiben, Hannah Schmitz, Heike Bütow und Rita Wollscheid-Schmitz (im Uhrzeigersinn, beginnend oben links) touren pro Saison Tausende Kilometer für die Gladiators durch Deutschland.

Guido Zeimetz, Ramona Bütow, Stefan Geiben, Hannah Schmitz, Heike Bütow und Rita Wollscheid-Schmitz (im Uhrzeigersinn, beginnend oben links) touren pro Saison Tausende Kilometer für die Gladiators durch Deutschland.

Foto: privat
Einfach abgefahren - Warum sechs Trierer Basketballfans ihrem Club überall hin folgen
Foto: RÖMERSTROM Gladiators Trier

So mancher hätte an ihrer Stelle vielleicht schon im Frühjahr 2015 hingeschmissen. Andere vielleicht nach der Tortur auf der A6 im März 2016, spätestens aber nach den bitteren Erfahrungen in Dresden oder Chemnitz im Herbst 2016. Verständlich wär's, irgendwie logisch. Aber, und das ist ganz wichtig zu betonen, Logik oder Rationalität, sind hier nicht die Themen. Um was es in den folgenden Zeilen gehen wird, sind Leidenschaft, Hingabe und eine große Liebe, die Liebe zum Basketball.
"Nein, nein", sagt Guido Zeimetz und schüttelt heftig den Kopf. "Nein, aufgeben, das war niemals eine Option, niemals." Es ist ein Dienstagabend Ende Februar. Zeimetz sitzt im Restaurant Front of House in der Arena Trier, neben ihm Hannah Schmitz, Rita Wollscheid-Schmitz, Heike und Ramona Bütow und Stefan Geiben. Zeimetz will soeben in den Burger beißen, der vor ihm auf dem Tisch steht, als Jermaine Bucknor im Trainingsoutfit um die Ecke biegt. Der Gladiator kommt direkt vom Training in der Nebenhalle. Wenige Sekunden später steht er bei den sechs am Tisch. "Hey, schön euch zu sehen! Wie geht's?" Kurzer Plausch, dann verabschiedet sich der 33-Jährige mit den Worten: "Ciao, wir sehen uns am Freitag." Natürlich sehen sie sich am Freitag, wenn die Römerstrom Gladiators Trier auf die Rheinstars Köln treffen (siehe Extra). Bucknor stellt gar nicht erst die Frage, ob die sechs zum Spiel kommen. Triers Mann mit der Rückennummer 4 weiß: Die sind immer da, egal wo, egal wann!
Guido Zeimetz, Hannah Schmitz, Rita Wollscheid-Schmitz, Heike und Ramona Bütow und Stefan Geiben gehören zu den treuesten unter den treuen Fans der Gladiators Trier. Die Fanzwerge, wie sie sich selbst nennen, verpassen kein Spiel. Seit vier Jahren reisen sie mit dem Team überall hin. Auswärts 630 Kilometer nach Dresden? Kein Problem. Spiel in Hamburg, 600 Kilometer? Sie fahren hin. Playoff-Duelle im 480 Kilometer entfernten Jena unter der Woche - auf jeden Fall! Jetzt mal langsam zum Mitschreiben: "11 602 Kilometer werden wir in dieser Saison nach Ende der Hauptrunde durch Deutschland zurückgelegt haben", berichtet Heike Bütow mit einem Grinsen im Gesicht. "Das ist so viel, wie einmal vom Nordkap nach Südafrika", ergänzt Guido Zeimetz.
Seit der Saison 2013/2014 folgen die sechs ihrem Team quer durch die Republik, sind bei vielen Begegnungen die einzigen Trierer Fans in den fremden Hallen. "Wir kannten uns vorher nicht", erzählt Stefan Geiben, "erst unsere gemeinsame Leidenschaft. der Basketball, hat uns zusammengebracht". Man kennt sich damals von den Heimspielen in der Arena, reist zudem öfter mit dem Gladiators-Fanclub Fastbreak zu Auswärtsspielen. Da Fastbreak aufgrund von zu wenigen Anmeldungen nur ausgewählte Fahrten pro Saison anbieten kann, kommt Geiben, Zeimetz & Co. die Idee: Warum die Reisen nicht selbst organisieren? Gesagt, getan: "Heute können wir uns gar nicht mehr vorstellen, nicht zu den Spielen zu fahren", gesteht Bütow. "Die Jungs und die Trainer sind so unglaublich offen, sie wissen es echt zu schätzen, dass wir sie überall hin begleiten, kommen nach den Spielen immer zu uns, egal wie das Spiel ausgegangen ist." Die sechs lieben den Basketball, und sie lieben ihr Team, die Gladiators Trier.
Da lässt es sich auch schon mal verschmerzen, wenn es auswärts mal wieder so richtig auf die Socken gibt. So wie zuletzt in Chemnitz (53:77), oder davor beim Tabellenschlusslicht in Dresden (83:91). "Klar, die Rückfahrten sind dann erst mal ein bisschen ruhiger", gesteht Hannah Schmitz, "aber das würde uns niemals davon abhalten, beim nächsten Spiel wieder dabei zu sein". Auch nach der Insolvenz der TBB Trier im Frühjahr 2015 war den Fanzwergen sofort klar: "Es muss weitergehen, wir bleiben dabei", betont Zeimetz.
Der Mann aus Altrich ist der Fahrer der Gruppe. Er sitzt bei jeder Reise hinterm Steuer. So auch damals im März 2016 auf dem Weg zurück vom Spiel in Nürnberg. "Ich merkte schon früh, dass irgendwas mit dem Auto nicht stimmt", erinnert er sich. Er sollte recht behalten. Irgendwo auf der A6 bei Kaiserslautern ist der Spaß vorbei, der gemietete Kleinbus fährt nicht mehr. Eine Stunde warten die Basketballer auf den ADAC. Als der endlich kommt, herrscht schnell Ernüchterung. "Er konnte uns nicht helfen, wir mussten abgeschleppt werden", erzählt Zeimetz. Wieder eine halbe Stunde später trifft der gelbe Abschleppwagen bei den geschlauchten Basketball-Fans ein. Mit fünf Fans im defekten Auto auf der Laderampe und Zeimetz in der Fahrerkabine fährt der Abschlepper die Gladiatoren zum nächsten Bahnhof, von da geht's mit der Bahn zurück nach Trier. Stunden später kommen sie endlich in Trier an - was für eine Tortur für ihr Team!Als Gladiators-Trainer Marco van den Berg diese Geschichte hört, fängt er an zu lachen. Dann sagt er: "Sie sind unglaublich, unterstützen uns so hervorragend, für uns gehören sie zur Familie. Ich habe großen Respekt, vor dem was sie tun und möchte ihnen ein dickes Danke aussprechen."

Extra Heimspiel
KÖLN REIST AN DIE MOSEL


(mfr) Mit den Rheinstars Köln kommt heute Abend der nächste Konkurrent um einen Playoffrang in die Arena Trier (20 Uhr). Nach katastrophalem Saisonstart haben sich die Rheinländer mittlerweile auf Platz neun vorgekämpft. Großen Anteil daran haben die zwei namhaften Nachverpflichtungen Richie Williams und Anthony King - beides frühere Bundesligaspieler. Unter der Woche gewannen die Rheinstars zu Hause gegen Spitzenreiter Mitteldeutscher BC mit 80:75. Doch auch die Gladiators gehen mit Schwung in die Partie. Nach zuletzt zwei Siegen stehen die Zeichen auf Playoffs. Bis auf Joey van Zegeren und Jack Eggleston sind voraussichtlich alle Gladiatoren fit. Zwar mussten Simon Schmitz (Bänderanriss) und Kilian Dietz (Fußprobleme) unter der Woche zeitweise mit dem Training aussetzen. Doch Triers Trainer Marco van den Berg betont: "Ich denke, dass sie spielen können."

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