Der Inselläufer

Stadtkyll · So wie manche Menschen Briefmarken sammeln, sammelt Johann Leuther Läufe. Auf 100 verschiedenen Inseln weltweit ist der 68-Jährige bereits gerannt.

 Johann Leuther von der LG Pronsfeld-Lünebach ist auf 100 Inseln gelaufen und möchte am liebsten auch die fehlenden 15 Staaten zu 100 Ländern vollmachen.

Johann Leuther von der LG Pronsfeld-Lünebach ist auf 100 Inseln gelaufen und möchte am liebsten auch die fehlenden 15 Staaten zu 100 Ländern vollmachen.

Foto: Holger Teusch

Johann Leuther, genannt Larry, ist Sammler. Seine Fundstücke häufen sich aber nicht in seiner Wohnung in Stadtkyll. Leuther sammelt Läufe, in verschiedenen Ländern dieser Erde und auf Inseln. In 85 Staaten hat er bereits an Wettkämpfe teilgenommen und kürzlich auf Ibiza seinen 100. Insellauf bestritten.

Angefangen hat alles auf einer vom gebürtigen Trierer Manfred Steffny organisierten Laufkreuzfahrt vor 23 Jahren. Der Marathon-Olympia-Teilnehmer von Mexiko (1968) und München (1972) ließ eine Liste rumgehen, auf die sich man sich als Inselläufer eintragen konnte. Wer als Ausdauersportler von Insel zu Insel schippert, erkundet ja schon fast zwangsläufig einige der Eilande im Laufschritt. Mit Steffnys Liste war Leuthers Sammelleidenschaft geweckt.

Beim New-York-Marathon hatte er Manhattan Island bereits als erste Insel belaufen. Zunächst füllte sich die Inselliste des Läufers der LG Pronsfeld-Lünebach schnell. Aber irgendwann wurden die Orte immer exotischer. Auf Bali in Indonesien lief er ebenso, wie den Tahiti-Marathon auf Moorea. "Ganz fantastisch war es in der Antarktis, auf den Süd-Shetlandinseln bei den Pinguinen", erzählt Leuther. Eine Lieblingsinsel habe er trotzdem nicht. "Auch die Inseln in Nord- und Ostsee haben mir gut gefallen. In Deutschland gibt es Inseln, wo man sie gar nicht vermutet." So lief Leuther über die Schweriner Schlossinsel oder die Rheininsel Grafenwerth bei Bad Honnef.

Als Rentner hat der ehemalige Verputzer und Straßenbauarbeiter seit drei Jahren mehr Zeit zum Laufen und vor allem zum Reisen. "Die Zeit der Marathons ist für mich aber vorbei", sagt der 68-Jährige. Kürzere Strecken müssen reichen. "Ich bin dankbar, dass ich überhaupt laufen kann." Denn 2010 kam er im Rollstuhl mit dick geschwollenem Knie vom Bergsteigen aus Südamerika zurück. "Ich dachte schon: Das war's!"

War es aber noch lange nicht! Doch Zeiten wie einst, als er seine Marathonbestzeit von 3:32:02 Stunden lief, spielen für ihn nach 30 Laufjahren keine Rolle mehr. Aber Leuther hat noch Pläne. "Jetzt will ich in meiner Ländersammlung weiterkommen", sagt er. Allerdings ist er skeptisch, dass er die zur 100 noch fehlenden 15 Staaten schafft. Das sei sehr schwierig. Aber zumindest Land Nummer 86 ist am 6. Mai in Liechtenstein geplant. "Und dann geht es nach Kirgisien auf die Seidenstraße", frohlockt er.

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