Sport TV-Serie "Spochtipedia": Die Familie mit dem Hakenschläger

Trier · Die deutschen Hockeyspieler sind international sehr erfolgreich, obwohl der Sport selten angeboten wird. In der Region Trier gibt es nur beim Post- Sportverein Trier eine Abteilung.

 Der PST-Nachwuchs im Training. TV-Foto: Holger Teusch

Der PST-Nachwuchs im Training. TV-Foto: Holger Teusch

Foto: (g_sport

In welchem Freiluft-Mannschaftssport ist Deutschland bei Olympischen Spielen am erfolgreichsten? Fußball? Weit gefehlt! Die deutschen Hockeyspieler haben bisher fünf Mal (vier Mal Männer, ein Mal Frauen) das olympische Turnier gewonnen. Den Fußballern ist das erst zwei Mal gelungen. In Rio de Janeiro gewann das deutsche Herren-Hockeyteam die Bronzemedaille. "Ich fand das toll", sagt Lennart Voss.

Den Zwölfjährigen hat der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft noch einmal besonders motiviert. Dreimal pro Woche trainiert er bei der Hockey-Abteilung des Post-Sportvereins Trier (PST) und dessen Kooperationspartner HC Luxembourg (siehe Extra). So begeistert Lennart Voss und die anderen Mädchen und Jungen auf dem Kunstrasenplatz des Trierer Moselstadions dem weißen, rund 160 Gramm schweren Ball hinterherjagen: Hockey ist trotz aller Erfolge eine Randsportart. Eine Mitgliederzahl von etwas über 81 000 in knapp 400 Vereinen gibt der Deutsche Hockey-Bund auf seiner Homepage an (Fußball: fast sieben Millionen in rund 25 000 Vereinen).

Eine Ursache für den Erfolg der deutschen Hockeyspieler: "Das hat vielleicht auch etwas mit der Hockeyfamilie zu tun" , sagt Martin Böhler. "Oft sind Geschwister in der Nationalmannschaft. Es ist oft so, dass der Vater schon Hockey gespielt hat. " Hockeyfamilie bezieht der Jugendwart der PST-Hockeyspieler aber eigentlich auf das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Anhängern der Sportart. Irgendwie erkennen sich Hockeyspieler überall auf der Welt untereinander wieder.

Mit Hockey anfangen können beim PST schon die ganz Jungen ab vier Jahre. " Ich erlebe es immer wieder, dass Kinder zum ersten Mal den Schläger in die Hand nehmen, den Ball ein bisschen hin und her spielen und dann macht es klick" , sagt Böhler. Mit diesem Werkzeug den Ball so zu spielen, wie man möchte, mache wohl die Faszination aus. Das erfordere natürlich eine gewisse Technik. Man müsse den Ball mit der flachen Seite des wie eine Hakennase gebogenen Schlägers (die andere ist abgerundet) sauber treffen. "Hockey ist ein sehr dynamischer und schneller Sport. Das heißt, man braucht Schnellkraft, aber auch Kondition, denn das Spiel wird fast nie angehalten", erklärt Böhler. Tore gelten nur, wenn sie aus dem Schuss(halb)kreis - Radius 14,63 Meter - erzielt wurden. Da das Spielfeld mit 91,4 Meter mal 55 Meter nicht viel kleiner ist als beim Fußball, bedeutet das jede Menge Laufarbeit für die je zehn Feldspieler. Zumal eine Abseitsregel wie im Fußball bereits 1996 abgeschafft wurde.

"Man bekommt eine Menge Ausdauer und wird flexibel durch das Schlagen der Bälle", sagt die 13-jährige Yola Baschab, die seit drei Jahren Hockey spielt. Schnell wird das Spiel außerdem durch die Möglichkeit, dass sich der ausführende Spieler bei Freistößen selbst einen Pass spielt. "Auf den ersten fünf Metern darf der dann nicht angegriffen werden", erklärt Böhler. In Deutschland wird Hockey in einer Feld- und einer Hallensaison gespielt.

"Das fordert noch einmal ganz unterschiedliche technische Fähigkeiten. In der Halle ist das Feld kleiner, und an der Seite gibt es eine Bande, so dass der Ball nicht ins Aus gehen kann. Da ist Ballkontrolle auf kürzester Distanz gefordert. Diese Schulung in der Halle bringt wahrscheinlich auch der Nationalmannschaft einen Vorteil" , glaubt Böhler. Baschab bevorzugt allerdings Feldhockey: "In der Halle muss man nicht so viel laufen. Aber auf dem Feld ist es cooler, weil man mehr Schläge ausprobieren kann." Schon rein äußerlich nehmen die Torleute beim Hockey eine besondere Stellung ein. Schienen, dicke Polster, Helm und Handschutz, dazu ein wuchtigerer Schläger lassen sie ein wenig furchterregend aussehen. Die Schutzausrüstung ist aber auch notwendig, um Verletzungen zu vermeiden. Der Torwart ist der einzige Spieler, der den Ball anders als mit der flachen Schlägerseite berühren darf. Man versuche, beim PST alle Nachwuchsspieler auch einmal ins Tor zu stellen, erzählt Juliane Romberg. "Wenn sie sehen, welche Bedeutung sie im Tor haben, finden manche Gefallen daran", sagt die Torwarttrainerin, die nach ihrer Karriere im Handballtor jahrelang selbst den Hockey-Kasten hütete. Außerdem sei es für Feldspieler hilfreich, wenn sie erlebten, welche Möglichkeiten ein Torwart habe und welche Bälle er nur schwer erreicht.

Trotz äußerlich furchteinflößenden Torleuten und mit bis zu 150 Stundenkilometern über den Platz fliegenden Bällen: Hockey ist kein gefährlicher Sport, sagt Böhler. "Statistisch gesehen geschieht beim Hockey extrem wenig. " Das liegt auch an den Regeln, die schon das Abdrängen des Gegenspielers mit Körper oder gar Schläger nicht erlaubt. So ist es auch kein Problem, dass Mädchen und Jungen gemeinsam trainieren.

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