Aufklärung über den Osterhasen

Ostern, Nikolaus, Weihnachten - Feste mit religiösem Hintergrund, denen mit märchenhaften Figuren wie Osterhasen und Christkind etwas Magisches anhaftet. Vielen Eltern stellt sich allerdings die Frage: "Belügt" man sein Kind nicht, wenn man daran festhält? Sofern Figuren wie der Nikolaus nicht zu erzieherischen oder angsteinflößenden Zwecken eingesetzt werden, erfüllen die Mythen der Kindheit nicht die Kriterien einer Lüge.

Hier geht es nicht um ein Übervorteilen, Austricksen oder Vermeiden unangenehmer Konsequenzen, sondern um ein Stück heile Welt, in der das Wünschen hilft und das Gute gewinnt. Aber müssen die Kleinen nicht "aufgeklärt" werden, bevor das ältere Kinder tun? In den meisten Fällen beantworten die Kinder selbst diese Frage, indem sie am Mythos zu zweifeln beginnen. Dabei ist gut zu beobachten, wie sich logisches Denken und Abstraktionsfähigkeit entwickeln. Plötzlich wird danach gefragt, woher der Osterhase die Eier bekommt oder wie das Christkind in nur einer Nacht alle Kinder beschenken kann?! Diese ersten Zweifel bedeuten aber nicht, dass nun der Zeitpunkt für radikale Aufklärung gekommen wäre. Hier ist vorsichtiges Herantasten gefragt. Gibt sich das Kind mit Aussagen wie "Der Osterhase hat viele Helfer!" zufrieden, ist es für den Abschied aus der Märchenwelt noch nicht bereit. Und da die Realität oft hart sein kann, sollten wir Kindern diese Rückzugsmöglichkeit so lange wie möglich gönnen!
Petra Gottwald ist Diplom-Psychologin und stellvertretende Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V.,

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