Eltern beschweren sich: Zu viele Kinder in den Klassen

Trier/Mainz · Die Elternvertreter im Land sind sauer. In den höheren Klassen der weiterführenden Schulen seien zu viele Schüler. Der Elternbeirat kritisiert, dass damit Lehrer eingespart werden sollen.

 Knapp drei Viertel aller Eltern in Deutschland wünschen sich nach einen aktuellen Studie für ihr Kind einen Ganztagsschulplatz - doch nur 47 Prozent finden ihn am Ende auch. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Knapp drei Viertel aller Eltern in Deutschland wünschen sich nach einen aktuellen Studie für ihr Kind einen Ganztagsschulplatz - doch nur 47 Prozent finden ihn am Ende auch. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Weil nach der Vorgabe des Landes bis zu 30 Schülern ab der siebten Klasse unterrichtet werden dürfen, befürchtet der Landeselternbeirat (LEB), dass die Lehrer den einzelnen Kindern nicht gerecht werden könnten. In den fünften und sechsten Klassen, der sogenannten Orientierungsstufe, liege die Klassenmesszahl, die die Obergrenze für die Schülerzahl angibt, in den Realschulen plus bei 25. Das, so die LEB-Geschäftsführerin Marie-Charlotte Opper-Scholz, führe dazu, dass nach der Orientierungsstufe die Klassen völlig unnötig um- und neu verteilt würden, damit die vorgegebene Klassenstärke von bis zu 30 Schülern erreicht werde.

An vielen Gymnasien verlassen nach der Orientierungsstufe einige Schüler die Schule, um auf Realschulen oder Gesamtschulen zu wechseln. In Orten mit begrenztem Schulangebot, wo es etwa nur ein Gymnasium und eine Realschule plus gibt, kommt es häufig vor, dass durch den Wechsel einiger Gymnasiasten nach der sechsten Klasse auf die Realschule in der Siebten die Klassenmesszahl voll ausgeschöpft wird. Wenn die Schülerzahl in den höheren Klassen aufgestockt werden dürfe, könnten auf diese Art Lehrer eingespart werden, weil keine zusätzlichen Klassen gebildet werden müssten, so der Vorwurf des LEB.

Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hält die Befürchtung der Elternvertreter für unbegründet. Die Klassenmesszahl gebe lediglich die Zahl vor, ab wann die Klasse geteilt werden müsse, sagt Ministeriumssprecherin Sabine Schmidt. Sind in einer höheren Klasse also mehr als 30 Schüler, müssen diese auf zwei Klassen aufgeteilt werden. Ab der Klassenstufe sieben betrage die Klassenmesszahl in allen weiterführenden Schulen 30. In der Orientierungsstufe werde zwischen Realschulen und Gymnasien und Gesamtschulen unterschieden. Während die Obergrenze für die fünfte und sechste Klasse auf Realschulen bei 25 Schülern liege, betrage sie bei Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen 28. Vor vier Jahren wurde die Messzahl für die Orientierungsstufe in diesen Schulformen von 30 auf 28 runtergesetzt. Eigentlich sollte sie dann vor zwei Jahren ebenfalls auf 25 verkleinert werden. Weil die Zahl der Schüler jedoch wegen der Zuwanderung doch nicht so stark wie prognostiziert zurückgegangen ist, hat das Land an der Obergrenze von 28 Schülern in den unteren Klassenstufen in Gymnasien und Gesamtschulen festgehalten. Auch, um Geld und Lehrer zu sparen.

Die Klassenmesszahl gebe jedoch nicht die tatsächliche Schülerzahl pro Klasse wieder, erklärt die Ministeriumssprecherin. "Tatsächlich sind die Klassengrößen in Rheinland-Pfalz im Durchschnitt deutlich kleiner." Im vergangenen Schuljahr habe es durchschnittlich 22,5 Schüler in einer Klasse einer Realschule plus gegeben. Derzeit seien es 22,4. An Gymnasien seien im Schuljahr 2015/16 im Schnitt 25,9 Schüler unterrichtet worden. Im laufenden Schuljahr seien es 25,7 Schüler.

Anhand der Klassenmesszahl würde auch der Bedarf an Lehrern errechnet, sagt Schmidt. Bei der Berechnung der sogenannten Lehrerwochenstunden würde aber nicht nur der Pflichtunterricht berücksichtigt, sondern auch für andere Angebote, etwa Arbeitsgemeinschaften.

Das, so die Ministeriumssprecherin, ermögliche den Schulen auch die Bildung zusätzlicher, über die nach der Klassenmesszahl rein rechnerisch vorgegebenen Klassen, weitere Klassen zu bilden. Damit tritt sie dem Vorwurf entgegen, das Land spare mit den Obergrenzen Lehrerstellen ein.

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