Nur die Härtesten kommen durch

Berlin · Vor zwei Jahren wurde die Luft an der AfD-Spitze für Bernd Lucke dünn. Viele sagten, er sei unverzichtbar. Es kam anders. Sollte das Frauke Petry eine Lehre sein?

Nur die Härtesten kommen durch
Foto: Peter Frischmuth/ argus Fotoagentur (argus)

Berlin (dpa) Wer sich in der AfD auf Dauer an der Spitze halten will, muss sich ein dickes Fell zulegen. Die Anwürfe aus den eigenen Reihen sind oft bösartiger als die Attacken politischer Gegner. Das hat Gründungsmitglied Bernd Lucke erfahren, als er 2015 beim Essener Parteitag von einer johlenden Menge davongejagt wurde. Wer wird am kommenden Sonntag am Ende des Kölner Bundesparteitages als Sieger(in) auf dem Podium stehen?

Frauke Petry (41) ist - Stand heute - die bekannteste Persönlichkeit der Partei. Dass sich das rasch ändern kann, zeigt der Fall Lucke. Lucke geriet damals schnell in Vergessenheit. Aber: Petry hat Nehmerqualitäten. Sitzt sie in politischen Talkshows völlig isoliert da, läuft sie erst recht zu Hochform auf. Das gilt auch für den innerparteilichen Machtkampf. Allerdings kommen zurzeit zwei Probleme zusammen: Erstens: Der rechtsnationale Flügel des Thüringer Fraktionschefs Björn Höcke sieht jetzt den Zeitpunkt gekommen, sie loszuwerden. Auch wenn das öffentlich so direkt niemand sagen will. Zweitens: Petry kann durch ihre Eheschließung mit dem nordrhein-westfälischen AfD-Landeschef Marcus Pretzell zwar jetzt auch auf seine Anhänger bauen. Allerdings hat die Parteichefin nun auch seine Gegner gegen sich.

Alexander Gauland (76) gilt als wichtigster Strippenzieher der Partei. Der Ex-Staatssekretär aus Hessen will sich mit dem Einzug der AfD in den Bundestag auch an seiner alten Partei, der CDU, rächen. Dafür, dass sie seinen strikt konservativen Vorstellungen einst nicht folgen wollte. Diesem Ziel ordnet er alles unter. Gauland will, dass die Partei auch im ganz rechten Milieu anschlussfähig bleibt, daher seine väterliche Fürsorge für Höcke. Petry ist für Gauland nützlich. Das sieht er ganz emotionslos. Auch wenn ihn die taktischen Winkelzüge Petrys nerven.

Alice Weidel (38) gehört zu den Aufsteigern in der AfD. Und das, obwohl sie sich bei der Wahl zum Landesvorstand in Baden-Württemberg erst kürzlich eine Niederlage einfing. Diejenigen, die ihr da Knüppel zwischen die Beine warfen, fanden wohl, dass Weidel, die kurz zuvor den ersten Platz der Landesliste für die Bundestagswahl erobert hatte, nicht zu schnell zu mächtig werden sollte. Insgesamt hat Weidel innerparteiliche Machtkämpfe aber gut überstanden - auch, weil sie sich mit öffentlicher Kritik an irrlichternden Parteifreunden zurückhält. Vielleicht will sie abwarten, wie die Stimmung beim Parteitag ist. Für Höcke und Co. ist die promovierte Volkswirtin, die mit Frau und zwei Kindern lebt, keine Wunschkandidatin, sondern im Vergleich zu Petry nur das kleinere Übel. Denn Weidel hatte sich gemeinsam mit Petry für den Parteiausschluss von Höcke eingesetzt.

Beatrix von Storch (45) wäre aus Sicht des rechtsnationalen Flügels die bessere Wahl, wenn man denn unbedingt eine Frau im Spitzenteam haben will. Doch die stellvertretende Vorsitzende fällt gerne durch schrille Sprüche auf und schaut oft grimmig, wenn sie Kameras sieht.

Jörg Meuthen (55) hat in seiner baden-württembergischen Landtagsfraktion schon einige Kämpfe austragen müssen. Wer damals gedacht hat, dass er sich davon nie wieder erholen wird, hat sich geirrt. Genau wie bei Petry, so ist auch bei Meuthen der Wille zur Macht ungebrochen. Auch wenn er diesmal nicht für den Bundestag kandidiert.

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