Bekommt die Obermosel noch einen Supermarkt?

Wellen · Der Ortseingang Wellen soll mit Geschäften belebt werden - doch das Land stellt sich quer. Die Gemeinde möchte ihre Pläne dennoch umsetzen. Dabei sind in den beiden Nachbarorten bereits Märkte gebaut worden oder geplant.

Wer von Luxemburg über die Moselbrücke nach Wellen einfährt, wird von einer kleinen Eisenbahn begrüßt, die mit Gestein beladen ist und den Ankömmling "Herzlich willkommen" heißt. Dahinter kommt erst einmal nicht viel. Ein paar baufällige Häuser, Rasenflächen und sattes Grün folgen in beide Fahrtrichtungen.

Ortsbürgermeister Hans Dostert wäre ein anderer Anblick lieber. Konkret schwebt dem Ortschef ein Nahversorgungszentrum im Bereich zwischen der Josef-Schnuch-Straße und der Klautermühle vor. In den vergangenen Jahren wurden bereits Gespräche mit den Eigentümern der nebenstehenden Grundstücke geführt. Ein Investor sowie ein Betreiber interessierten sich für die Fläche vor den Trierer Kalk-, Dolomit- und Zementwerken (TKDZ) in direkter Nachbarschaft zum luxemburgischen Grevenmacher.

Pläne für "Das neue Wellen" Die Planungen für ein Gewerbegebiet mit einer Edeka-Filiale, einem Getränkemarkt und einer dm-Drogerie wurden der Kreisverwaltung vorgestellt und abgewiesen. Grund dafür: Die Pläne widersprechen den Verordnungen des Landesentwicklungsprogramms (LEP IV). Darin ist unter anderem geregelt, an welchen Stellen "großflächiger Einzelhandel", der eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern überschreitet, angesiedelt werden darf.

Dostert kritisiert die Auswirkungen des Landesentwicklungsprogramms auf die Gemeinde. Statt "Chancen, die in jeder Region, in jeder Stadt und in jedem Dorf in unterschiedlicher Form vorhanden sind", zu erkennen und zu fördern - wie es in dem Vorwort zu LEP IV heißt - verhindere die Landesverordnung genau das. "Ein Versorger in Wellen würde eine Lücke füllen", sagt der Ortsbürgermeister. Gerade mit Blick auf den demografischen Wandel und die dörfliche Infrastruktur hält er die Ansiedlung eines Marktes für sinnvoll. Inzwischen sei ein Vollsortimenter daran interessiert, ein Geschäft auf weniger als 800 Quadratmetern zu eröffnen. Die neuen Planungen sollen der Öffentlichkeit am Montag, 28. August, um 19 Uhr im Bürgerhaus im Rahmen einer Ortsgemeinderatssitzung vorgestellt werden.

Das Gewerbegebiet ist Teil eines Bebauungsplans, der den Titel "Das neue Wellen" trägt und bereits 2015 aufgestellt wurde. Zur Sicherung dieses Plans wurde jetzt auf Empfehlungen der Verbandsgemeinde (VG) hin eine bereits geltende Veränderungssperre um ein weiteres Jahr verlängert. Das heißt, dass in dem Gebiet hinter der Brücke keine größeren Bauvorhaben umgesetzt werden dürfen, die "Das neue Wellen" bedrohen könnten. Das Ganze wurde vom Ortsgemeinderat einstimmig beschlossen.

Die Pläne sind vor allem vor dem Hintergrund interessant, dass im April vergangenen Jahres ein Norma und eine Bäckerei im Nachbarort Temmels eröffnet wurden. Um sich an der Stelle des ehemaligen Sportplatzes ansiedeln zu können, spendierte Norma damals sogar einen nagelneuen Sportplatz an einer anderen Stelle des Dorfes.

Nahversorgungszentrum in Nittel Auch Wellens andere Nachbargemeinde Nittel plant in Zusammenarbeit mit Wincheringen, ein Nahversorgungszentrum zu errichten. Auf das Gelände der Firma Beda-Regiebau sollen ein dm-Drogeriemarkt und ein Netto mit Bäckerei und Frischfleischabteilung kommen. Ein Vertrag mit der Drogeriemarktkette dm sei laut Bernd Wirtz, Geschäftsführer von Beda-Regiebau, bereits geschlossen worden. Auch der Mietvertrag mit Netto wurde bereits ins Visier genommen. Zum genauen Stand des Verhältnisses wollen aber weder Wirtz noch Netto Auskunft geben. "Die Filiale wird, in Abhängigkeit vom Baufortschritt, Anfang 2019 eröffnet", heißt es auf TV-Anfrage von der Unternehmenskommunikation des Netto-Marken-Discounts.

Doch bevor die beiden Ketten tatsächlich nach Nittel ziehen können, muss die Kreisverwaltung den Plänen noch zustimmen. Genau wie in Wellen ist für den Ort eigentlich kein Markt mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche vorgesehen. Nur dann, wenn Nittel im Rahmen eines "Zielabweichungsverfahrens zur Errichtung von großflächigem Einzelhandel" als Grundversorgungszentrum - in Kooperation mit Wincheringen - eingestuft wird, gibt es grünes Licht für Netto und dm. Ortsbürgermeister Peter Leo Hein glaubt, dass die Wellener Pläne "keine Auswirkungen" auf die Vorhaben der Nitteler haben. Dies begründet er damit, dass nur in Nittel die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel möglich wäre, sofern der Standort als Grundversorgungszentrum deklariert wird.

Laut VG müsste "eine Neuansiedlung in Wellen im Gutachten nachweisen, dass der Standort in Temmels und die Betriebe, die nach Einzelhandelskonzept Nittel-Wincheringen möglich sind, nicht beeinträchtigt würden." Die Nitteler Pläne werden von den Wellener Supermarkt-Überlegungen nicht beeinflusst. "Sie sind eingeleitet und gehen weiter", heißt es von VG-Sprecher Naunheim. "Aktuell wurde beschlossen, den Bebauungsplan Wiesengraben (Nittel) entsprechend zu ändern."

Grundsätzlich scheint die VG nichts gegen einen Wellener Nahversorger zu haben. Das Ziel sei, dass auch "weniger mobile Bevölkerungsgruppen" sich selbstständig versorgen können. Sowohl kleinere Supermarktfilialen als auch "bürgergetragene Dorfläden" sind denkbar. Welche Option für Wellen konkret infrage kommt, wird sich vermutlich in der nächsten Ortsgemeinderatssitzung Ende August zeigen.Extra: DORFERNEUERUNG IM LANDKREIS TRIER-SAARBURG


Wellen soll nicht nur am Ortseingang herausgeputzt werden. Unter anderem steht auch eine Sanierung des Bürgerhauses an, die für circa 1,1 Millionen Euro realisiert werden soll. Um in den "Genuss von Fördermitteln" zu kommen, die unter anderem für den Umbau des Bürgerhauses eingesetzt werden könnten, will sich Wellen als sogenannte Schwerpunktgemeinde beim Land Rheinland-Pfalz bewerben. Für einen Zeitraum von neuerdings acht statt sechs Jahren winken solch einer Gemeinde finanzielle Hilfen für die Umsetzung von planerischen Konzepten sowie Baumaßnahmen. Der Ortsbeirat war sich einig: Wellen möchte 2018 Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung werden. Insgesamt neun Orte im Landkreis Trier-Saarburg wurden bereits als Schwerpunktgemeinden anerkannt. Aus der Verbandsgemeinde (VG) Konz ist Wasserliesch seit 2015 dabei. Auch zwei Gemeinden der VG Saarburg werden gefördert: Ayl und Freudenburg. Dazu kommt der Saarburger Stadtteil Kahren. Ansonsten sind Gusenburg (VG Hermeskeil), Mertesdorf (VG Ruwer), Trittenheim (VG Schweich), Waldweiler (VG Kell am See) und Welschbillig (VG Trier-Land) Teil des Programms, für das das Ministerium des Innern und für Sport zuständig ist.

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