Wenn graue Pfeiler in bunten Farben strahlen

Zeltingen-Rachtig · Der Hundheimer Künstler R.O. Schabbach hat zu Demonstrationszwecken einen Brückenpfeiler des Hochmoselübergangs farbig illuminiert. Sollte sich die Politik für eine Festinstallation entscheiden, könnte die Brücke laut Schabbach eine Touristenattraktion werden.

Zeltingen-Rachtig. So mancher Rachtiger, Ürziger oder vorbeifahrende Autofahrer hat am Freitagabend verwundert auf den Pfeiler Nummer fünf des Hochmoselübergangs geschaut, der derzeit etwa knapp die Hälfte der geplanten Höhe von 141 Metern erreicht hat. Denn von diesem leuchteten stilisierte Phantasiegesichter in strahlenden Farben wie gelb, blau, rot oder grün in Richtung Mosel hinab. Zusätzlich erstrahlte die Einfahrt zur Baustelle in bunten Farben.
Inszeniert hat dies der Hundheimer Künstler R.O. Schabbach. Vier Projektoren hat er für diesen Abend aufgestellt, um eines seiner bunten Kunstwerke auf dem Brückenpfeiler aufscheinen zu lassen.
Geht es nach Schabbach, dann soll nach der Fertigstellung des Hochmoselübergangs jeden Abend eine Lichtinstallation für etwa eine Stunde alle Brückenpfeiler in ein leuchtend buntes Gewand tauchen und die Brücke mit ihren vermeintlich langweilig grauen Betonstützen in eine Touristenattraktion verwandeln.
Dabei handelt es sich bei den am Freitag aufgestellten Projektoren um einfache Geräte mit einer Lichtstärke von 2000 bis 3000 Lumen. Wenn die Brückenpfeiler, so wie Schabbach es sich vorstellt, mit bewegten Bildern beleuchtet und gleichzeitig zusammen mit passender Sinfoniemusik bei den Betrachtern Emotionen geweckt werden, sollen Projektoren mit einer Lichtstärke von 60 000 Lumen zum Einsatz kommen, wie sie auch bei der Bühnenbeleuchtung bei großen Rockkonzerten gebräuchlich sind. Die Farben würden dann wesentlich intensiver als bei der Demonstration strahlen. Wenn einmal alle Brückenpfeiler angeleuchtet werden sollten, wären zwischen 25 und 50 dieser Projektoren nötig, sagt der Hundheimer. Geschätzter Stückpreis pro Projektor: Etwa 120 000 Euro.
"Ich wollte einen ersten Eindruck vermitteln, wie gigantisch eine solche Installation aussehen könnte", sagt er.
Dazu hat er neben Freunden und Bekannten auch zahlreiche lokale und überregionale Politiker eingeladen. Das Problem: Von diesen war keiner gekommen. Einige hatten ihr Kommen zwar zugesichert, dann aber kurzfristig abgesagt, sagt Schabbach. Doch lässt sich der umtriebige Künstler von so etwas nicht entmutigen. Er wolle die Demonstration im Sommer wiederholen und dann wieder einen Pfeiler in ein Kleid aus Licht tauchen, sagt er.
Schabbach sieht in der Illumination der Brücke eine mögliche Touristenattraktion, zu der bereits im ersten Jahr hunderttausend Besucher kommen könnten. Es handele sich daher nicht um Kunst am Bau, sondern um Wirtschaftsförderung, von der die touristischen Betriebe an der Mosel und die Winzer profitieren könnten. "Es gibt weltweit nichts vergleichbares", sagt er.

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